Natürliche Inhaltsstoffe in Potenzmitteln können helfen, wenn sie im Produkt enthalten sind. Das ist die Schlussfolgerung einer amerikanischen Untersuchung einer Verbraucherschutzorganisation.
ConsumerLab.com ist gewissermaßen das privatwirtschaftlich organisierte, US-amerikanische Pendant zur deutschen Stiftung Warentest, dass sich auf die Veröffentlichung von Testberichten zu Nahrungsergänzungsmitteln, Gesundheits- und Wellness-Produkten spezialisiert hat. In einer Untersuchung hat sich der Produkttester dabei auf Potenzmittel konzentriert.1
Vor dem Hintergrund, dass mindestens 43 Prozent aller Frauen in den USA ebenso wie in Deutschland über längere Zeiträume oder auch ständig an Erregungs- beziehungsweise Orgasmusstörungen leiden, haben sich die Marktforscher hier ein wichtiges Thema vorgenommen. Bei den Männern ist das Auftreten von sexuellen Dysfunktionen zwar insgesamt mit immer noch 31 Prozent etwas weniger verbreitet, hier nehmen jedoch die Beschwerden mit steigendem Alter erheblich zu. In der Gruppe der 40 bis 70jährigen sind es schon gut die Hälfte der Männer, die von Formen der Impotenz betroffen sind.
Erschwerend kommt hinzu, dass es sich hier um ein stilles Leiden handelt, das häufig sogar nicht einmal dem Arzt anvertraut wird. Wenn dies doch geschieht, müssen Mediziner Frauen jedoch eröffnen, dass es für sie kein sicher funktionierendes, verschreibungspflichtiges Medikament gibt. Männer können auf sogenannte PDE-5 Hemmer (Sidenafil, Tadalafil, Vardenafil) zurückgreifen. Diese Präparat wirken relativ zuverlässig zur Behandlung von erektilen Dysfunktionen, sind jedoch teuer und können mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein. Wer aus Kostengründen billige Generika im Internet kauft, der nimmt mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit eine Fälschung zu sich. Diese haben oft Qualitätsprobleme, die von Nicht-Wirkung über Verunreinigungen mit Klebstoff bis hin zur mehrfachen Überdosierung gehen.2
Als möglicher Ausweg bleibt hier meist nur die Selbstmedikamention mit Potenzmitteln, die auf natürliche Inhaltsstoffe setzen.
Natürlichen Potenzmitteln wie L-Arginin vertrauen die meisten US-Amerikaner
Über zwanzig Inhaltsstoffe in nicht-verschreibungspflichtigen Potenzmitteln wurden von ConsumerLab.com klinisch auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Für den Produkttest wurden 22 Präparate ausgewählt, die auf dem US-amerikanischen Markt verfügbar sind und die die drei natürlichen Inhaltsstoffe enthalten sollten, die beim US-Verbraucher gegen sexuelle Dysfunktionen am beliebtesten sind:
- Pausinystalia yohimbe oder kurz Yohimbe ist ein in Afrika beheimateter Baum, dessen Rinde zu einem Aphrodisiakum verarbeitet wird und auch psychoaktive Substanzen enthält, jedoch frei verkäuflich ist. Hier besteht übrigens auch wie bei Viagra ein Bluthochdruck-Risiko. In Europa ist Yohimbe in wirksamer Dosierung nur als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zugelassen. Frei erhältliche Produkte weisen regelmäßig eine viel zu geringe Dosierung auf.
- Epimedium beziehungsweise Elfenblumen-Extrakt oder auch recht lax Horny Goat Weed genannt findet insbesondere in der asiatischen Heilkunde vielfältige Verwendung. Es kann rheumatische Beschwerden lindern und den Blutdruck regulieren. Der Inhaltsstoff Icariin kann die Erektion des Penis fördern, was bisher jedoch nur in Tierversuchen bestätigt wurde.
- Die Aminosäure L-Arginin ist auch dafür verantwortlich, dass verschiedene Lebensmittel, in denen sie besonders reich vorkommt, als lustfördernd angesehen werden. Die potenzsteigernde Wirkung von L-Arginin scheint damit zusammenzuhängen, dass es gefäßerweiternd wirkt und damit auch den Blutfluss bei der Erektion verbessert.
Nicht untersucht haben die Verbraucherschützer die Kombination von L-Arginin und Pinienrindenextrakt. Verschiedene größere Untersuchungen haben vor allem in den letzten Jahren nachgewiesen, dass diese Kombination der einfachen Einnahme von L-Arginin weit überlegen ist.
Enttäuschendes Ergebnis des Produkttestes
Natürliche Potenzmitel im Test
Schon vor den Labortests fielen elf der 22 Präparate aus dem Rennen, da ihre Etikettierung nicht den Anforderungen der FDA, das ist die US-amerikanische Behörde, die für die Lebensmittelüberwachung sowie Arzneimittelzulassung zuständig ist, entsprach. Bei einem Produkt war beispielsweise nicht angegeben, aus welchem Pflanzenteil es gewonnen wurde. Ein anderes Mittel gab an, Yohimbe aus den Wurzeln des Baumes herzustellen, wobei jedoch die Rinde für die aphrodisische Wirkung verwendet wird.
Während der Laboranalyse der übriggebliebenen elf Potenzmittel wurde bei einem Produkt festgestellt, dass es nur ein Prozent der angegebenen Menge an Yohimbe enthielt. In einem weiteren Präparat wurde der Gehalt an Epimedium im Vergleich zur Packungsangabe um 55 Prozent unterschritten. Damit fielen beim Produkttest von CosumerLab.com rund 60 Prozent der Potenzmittel durch. Lediglich neun von 22 Produkten enthielten die als wirksam angesehenen Substanzen in der angegebenen Menge. Für den Verbraucher heißt das, den Herstellerangaben nicht unkritisch zu vertrauen, sondern sich von unabhängigen Testberichten bestätigen zu lassen.
Die beiden wichtigsten Tipps daher, auch für den europäischen Raum gültig:
- schauen Sie ins Impressum, ob die Firma in Europa ansässig ist und ob Sie die Produkte aus Ihrem Heimatland Deutschland oder Österreich zugesendet bekommen. Das ist ein gutes Indiz für Vertrauenswürdigkeit und gute, wirksame Produkte.
- Seien Sie skeptisch, wenn Ihnen “Sofortwirkung” und andere Superlative versprochen werden. Das ist rechtlich nicht zulässig. Und wer sich nicht an die Rechtsnormen hält, der wird auch keine strengen Qualitätsrichtlinien in Einkauf und Produktion einhalten.
Quelle:
- ConsumerLab.com, “Product Review: Review of Sexual Enhancer Supplements (with Yohimbe, Horny Goat Weed, Arginine)”, https://www.consumerlab.com/reviews/review-of-sexual-enhancement-supplements-yohimbe-horny-goat-weed-arginine/sexenhancers/PREVIEW/ ↩
- http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/gefaelschte-arzneimittel-lebensgefahr-durch-illegale-onlineapotheken-a-838228.html ↩