L-Arginin, die Aminosäure mit dem besonders hohen Stickstoffanteil, ist nicht nur zentral für die Steuerung der Gefäße und des Blutdruckes. Arginin steigert die Produktion des wichtigen Peptid-Hormons GLP-1 und kann so helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken.
Der Typ-2-Diabetes gehört zu den Erkrankungen, die weltweit in erschreckendem Ausmaß auf dem Vormarsch sind. Litten 1985 weltweit noch etwa 30 Millionen Menschen an der chronischen und unheilbaren Erkrankung, ging man im Jahre 2012 also knapp 30 Jahre später, von einer Verzehnfachung auf rund 330 Millionen Betroffene aus. Das sind übrigens 90 Prozent aller 371 Millionen Fälle von Diabetes – Typ 1 und Typ 2 – aus diesem Jahr. Die Zukunftsaussichten bleiben düster. Fehlernährung, Bewegungsmangel und Ãœbergewicht sorgen dafür, dass alleine in Deutschland jährlich gut 350.000 Fälle – mit stark steigender Tendenz – dazu kommen.
Arginin Wirkung auf Insulinspiegel an schlanken und übergewichtigen Mäusen bestätigt
Eine an der Universität von Kopenhagen, Dänemark, an Mäusen angestellte Untersuchung nährt nun die Hoffnung, eine der Hauptauswirkungen der Erkrankung zu lindern.1 Bedingt durch den Insulinmangel beziehungsweise eine Insulinresistenz wird der Glucosestoffwechsel also die Umwandlung und Entfernung von Zucker aus dem Blutkreislauf verhindert.
Genau hier stellten die Forscher fest, dass die semiessentielle, proteinogene Aminosäure Arginin eine deutliche Verbesserung erreichen kann. Diese Wirkung trat gleichsam bei normalgewichtigen Mäusen mit einer Insulinsensibilität ein als wie bei adipösen oder fettsüchtigen Mäusen mit starkem Übergewicht und einer Insulinresistenz.
Verbesserung des Zuckerstoffwechsels um 40 Prozent
Diese Erkenntnis gewannen die dänischen Wissenschaftler aus Glukose-Toleranz-Tests, die an den Mäusen mit unterschiedlicher Disposition mit und ohne Vergabe von Arginin durchgeführt wurden. Wurde die Aminosäure Arginin eingenommen, kam es zu Verbesserungen von rund 40 Prozent. Das entspricht in etwa der Wirkung, die etablierte Typ-2-Diabetes-Medikamente erreichen.
Hier ging es jedoch nicht darum einen Ersatz zur medikamentösen Behandlung zu erforschen oder gar Wege aufzuzeigen, wie eine Heilung des Typ-2-Diabetes erreicht werden kann. Das ist selbstverständlich auch bei Aufnahme großer Mengen Arginin-haltiger Lebensmittel wie Mandeln oder Haselnüsse nicht möglich. Vielmehr wollten die Forscher ein Augenmerk darauf richten, dass eine Einstellung der Diät unter Einbeziehung Arginin-reicher Lebensmittel, die Einfluss darauf haben, wie der Körper die aufgenommene Nahrung verarbeitet, einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben kann.
Arginin steigert die Produktion des wichtigen Peptid-Hormons GLP-1
Als Wirkmechanismus wurde vom Forscherteam eine Arginin-bedingte Steigerung der körpereigenen Produktion des Hormons Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) herausgestellt.
GLP-1 spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Appetits sowie beim Glucosestoffwechsel und findet sich daher auch in zahlreichen Medikamenten zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Dieser Zusammenhang konnte auch deswegen isoliert werden, da Mäuse ohne GLP-1-Rezeptoren nicht in gleicher Weise auf das Arginin reagierten. Hier kam es also zu keiner nachweisbaren Verbesserung des Glucosestoffwechsel, womit ein biologischer Zusammenhang zwischen GLP-1 und Arginin belegt ist.
Sind die Studienergebnisse aus der Untersuchung an Mäusen auf den Menschen übertragbar?
Schließlich gilt es immer, kritisch zu hinterfragen, ob Ergebnisse, die aus einer Untersuchung an Mäusen hervorgegangen sind, auf den Menschen übertragbar sind.
Beispielsweise stellt Prof. Dr. Hellmut Mehnert Krailling in einer aktuellen Veröffentlichung heraus, dass dies bei der Wirkung von Insulin auf das Gehirn nicht der Fall ist.2 Die Resultate der vorliegenden dänischen Untersuchung können aber wohl auch auf den Menschen angewendet werden.
2.500 mg Arginin aus Mandeln regulieren Blutzucker
Eine andere Studie, die unter anderem an der traditionsreichen US-amerikanischen Purdue Universität in West Lafayette, Indianapolis, durchgeführt wurde, hat nämlich herausgefunden, dass der Verzehr von Mandeln, die pro 100 Gramm etwa 2.500 Milligramm Arginin enthalten, während des Frühstücks bei gesunden Personen verhindert, dass die Aufnahme leicht verdaulicher Kohlenhydrate wie aus Weißmehl oder Zucker zu einer überhöhten Steigerung des Blutzuckerspiegels führen.3
Dieser Effekt wirkt sogar noch bis zum Mittagessen. Auch bei Personen, die an einer Typ-2-Diabetes-Vorstufe leiden, konnten positive Effekte von Mandeln auf die Insulinresistenz sowie das Sättigungsgefühl nachgewiesen werden.
Dafür mag freilich nicht nur allein das Arginin in den Mandeln verantwortlich sein sondern auch beispielsweise die enthaltenen Ballaststoffe. Dennoch stellen die Studienergebnisse einen guten Grund dar, gelegentlich ein paar Mandeln oder andere Nüsse während der Mahlzeit sowie Zwischendurch zu knabbern.
Studien:
- Â Clemmensen, Christoffer, et al., “Oral L-arginine Stimulates GLP-1 Secretion to Improve Glucose Tolerance in Male Mice”, Endocrinology, Epub published ahead of print. ↩
- Krailling, Hellmut Mehnert, “Diabetes, Stoffwechsel und Herz”, 2013; 22 (4) Seite 239-240. ↩
- Mattes, R. D., et al., “Acute and second-meal effects of almond form in impaired glucose tolerant adults: a randomized crossover trial”. ↩