War Ubiquinol, eine Form des Coenzyms Q10, Bestandteil des berühmten Zaubertranks von Miraculix? Ganz so wundersame Wirkung hat es sicher nicht, aber dass Coenzym Q10 leistungssteigernd wirkt, haben Sportwissenschaftler jetzt nachgewiesen.
Das Coenzym Q10 wird, obwohl es Ähnlichkeiten mit den Vitaminen E und K aufweist, deswegen nicht als Vitamin eingestuft, weil es nicht essentiell ist. Das heißt, der Körper synthetisiert Q10 in, wie bisher angenommen wurde, ausreichenden Mengen selber. Da Coenzym Q10 zusätzlich in vielen Nahrungsmitteln reichlich vorhanden ist, könnte dies zu der Auffassung verleiten, dass zur Durchführung von Studien, die sich mit der darüber hinaus gehenden Aufnahme von Q10 befassen, gar kein Anlass besteht.
Dem ist jedoch nicht so. Bereits heute sind zahlreiche positive Eigenschaften, die durch eine zusätzliche Einnahme von Q10 als Antioxidans erreicht werden können, bekannt. Dazu gehören Einflüsse auf den Blutdruck, die Spermienbeweglichkeit beim Mann, zur Vorbeugung gegen Diabetes mellitus, Demenz, Atherosklerose und anderer Herz-Kreislaufkrankheiten.
Bioverfügbarkeit von Coenzym Q10
Ein wenig problematisch dabei ist die Bioverfügbarkeit von Q10. Hier wird oft festgestellt, dass der Körper von außen zugeführtes Q10 schlecht annimmt. Das wiederum trifft nicht auf alle Variationen des Q10 zu. Normalerweise tritt Q10 in der Grundform Ubichinon-10 oder Ubiquinon auf. Die elektronenreiche Form 2,3-Dimethoxy-5-methyl-6-polyprenyl-1,4-benzochinol oder auch kurz einfach Ubichinol beziehungsweise analog zum englischsprachigen Ausdruck Ubiquinol genannt zeichnet sich durch eine höhere Bioverfügbarkeit aus.
Zudem kann Ubiquinol, wie eine deutsche, von Sportwissenschaftlern angestellte Studie zeigt, die Leistungskraft steigern.1 Hier wäre es übertrieben zu sagen, dass Ubiquinol Q10 wirkt, als sei es von Miraculix persönlich hergestellt. Allerdings konnten die Wissenschaftler selbst unter hochtrainierten Sportlern einen signifikanten Effekt feststellen.
Leistungssteigerung, die über Medaillen-Erfolg entscheidet
Ausgewählt wurden für die Placebo-kontrollierte Doppel-Blind-Studie 100 aktive junge Athleten, wovon 53 männlich waren und 47 weiblich. Es handelte sich hier um Leistungssportler, die sich auf die Olympiade 2012 in London vorbereiteten. Aufgeteilt wurden sie in zwei Gruppen, wovon eine täglich 300 Milligramm Ubiquinol Q10 erhielt, während in der anderen ein Placebo eingenommen wurde.
Nach drei sowie nach sechs Wochen wurden alle Teilnehmer auf einem Fahrradergometer einem Text unterzogen, bei dem die anaerobe Schwelle, also die Belastungsintensität, die ohne einen Kollaps des Trainingseffektes nicht überschritten werden kann, gemessen wurde. An diesem Punkt zeichneten die Forscher die gemessene Leistung jedes einzelnen Athleten in Watt pro Kilogramm (W/kg) Körpergewicht auf.
Freilich erzielten aufgrund des intensiven Trainings alle Sportler während des Untersuchungszeitraums eine deutliche Leistungssteigerung. In der Placebo-Gruppe war nach sechs Wochen im Durchschnitt eine Verbesserung von 3,64 nach 3,94 W/kg feststellbar. Dies entspricht einer Erhöhung um 0,3 W/kg oder 8,5 Prozent.
In der Ubiquinol-Q10-Gruppe erreichten die Teilnehmer allerdings bei einem durchschnittlichen Anfangswert von 3,70 W/kg nach sechs Wochen 4,08 W/kg, was einer Verbesserung der Leistung von 0,38 W/kg oder 11 Prozent entspricht. Dieser signifikante Unterschied von 2,5 Prozent kann über eine Goldmedaille oder einen Platz auf den hinteren Rängen entscheiden.
Höhere Wirksamkeit von Ubiquinol Q10 bei weniger trainierten und älteren Menschen vermutet
In ihrer Wertung dieses Resultates heben die Wissenschaftler hervor, dass Leistungssteigerungen dort, wo bereits ein Spitzenbereich erreicht ist, immer sehr schwierig sind und nach oben hin nicht mehr viel Raum bleibt. Daher vermuten die Forscher, dass ältere Athleten oder auch Gelegenheits- beziehungsweise Freizeitsportler durch die Einnahme von Ubiquinol Q10 eine deutlich höhere Steigerung ihrer Spitzenbelastungsintensität in W/kg Körpergewicht erreichen können.
Auch wenn die Mechanismen der Wirkungsweise von Ubiquinol Q10 nicht Gegenstand der Studie waren, vermuten die Wissenschaftler, dass das Coenzym eine Steigerung der Adenosintriphosphat- und Kreatin-Phosphat-Synthese bewirkt. Eine andere Erklärung kann sein, dass Ubiquinol Q10 direkt auf die körpereigene, muskuläre, allerdings umstrittene Verfügbarkeit von Q10 wirkt, was darauf hindeutet, dass die aerobe oder zell-stoffwechsel-bedingte Energieumwandlung durch eine Hemmung der Produktion von Ammoniak aus Adenosinmonophosphat verbessert werden könnte.
Studie:
- Siebrecht, Stefan C., et al., „Ubiquinol supplementation enhances peak power production in trained athletes: a double-blind, placebo controlled study“, Journal of the International Society of Sports Nutrition, Epub published ahead of print. ↩