Mit Folsäure und Vitamin B12 kann dem Gehirn auf die Sprünge geholfen werden. Das ist das Ergebnis einer australischen Studie.
Mit dem Alterungsprozess nimmt bekanntermaßen auch die Leistungsfähigkeit des Gehirns ab. Regelmäßige geistige und körperliche Aktivitäten können diesen natürlichen Vorgang lange aufhalten. Schon der Volksmund berichtet: Wer rastet, der rostet.
Es gibt allerdings auch Hinweise darauf, dass die B-Vitamine Folsäure (auch als Vitamin B9 bezeichnet) und Vitamin B12 eine wichtige Rolle bei der Erhaltung kognitiver Funktionen bis ins hohe Alter spielen. Viele Studien zeigen auf, dass ein geringes Niveau der Versorgung mit diesen Mikronährstoffen zu einer schnelleren Verschlechterung geistiger Kapazitäten führen.
Solche Funktionsrückgänge sind oft ein Warnsignal für Demenzen wie die Alzheimer-Krankheit. Bei einer lang andauernden Mangelversorgung mit Vitaminen wie B12, Folsäure und Niacin (B3) sind ähnliche Auswirkungen auf die Degeneration des Gehirns, wie dies bei Demenzen der Fall ist, belegt. Das legt die Vermutung nahe, dass diese Vitamine bei der Vorbeugung gegen Demenz-Erkrankungen einen wichtigen Beitrag leisten können.
Australische Wissenschaftler wählen komplexes statistisches Auswertungsverfahren
Genau hier vermittelt eine neue Studie aus Australien interessante Aufschlüsse. Die Wissenschaftler auf dem Inselkontinent konnten nämlich feststellen, dass eine langfristige Einnahme von Folsäure und Vitamin B12 Verbesserungen bei der Gehirnfunktion älterer Menschen fördern kann.1
Forscher an der Australian National University wählten für ihre Untersuchung die Form einer randomisierten, kontrollierten Studie mit einem vollständigen Versuchsplan. Dieses statistische Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es nach dem Was-Wäre-Wenn-Schema eine Kombination aller möglichen Faktoren durchspielt.
Während der zweijährigen Studiendauer nahm eine Gruppe aus insgesamt 900 Teilnehmern im Alter von 60 bis 74 Jahren täglich 400 Mikrogramm Folsäure und 100 Mikrogramm Vitamin B-12 ein. Eine zweite Gruppe erhielt ein Placebo. Unter anderem waren die Wissenschaftler hier daran interessiert, zu erfahren, ob die B-Vitamine einen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten der unmittelbaren Wiedergabe und dem Abruf nach einer Verzögerung haben.
Studie zeigt Verbesserung kognitiver Fähigkeiten allerdings nicht in allen Bereichen
Um die geistige Leistungsfähigkeit der Probanden zu bewerten, wurden nach 12 und 24 Monaten jeweils zwei Tests, ein modifiziertes Telephone Interview for Cognitive Status (TICS-M) und ein Brief Test of Adult Cognition by Telephone (BTACT), durchgeführt.
Beide Tests basieren auf Telefon-Interviews und dienen dazu, die Verarbeitungsgeschwindigkeit kognitiver Prozesse zu messen. Hierbei finden Befragungen zu verschiedenen Themen statt und es werden Aufgaben gestellt. Auch wird die Leistungsfähigkeit in der unmittelbaren sowie in der verzögerten Beantwortung beurteilt. Während TICS-M allerdings direkt zur Einschätzung von demenziellen Erkrankungen entwickelt wurde, stellt BTACT ein Testverfahren dar, das sich allgemein mit der kognitiven Leistungsfähigkeit von Erwachsenen beschäftigt.
Nach der 24-monatigen Einnahme von Folsäure und Vitamin B12, konnten die australischen Forscher nachweisen, dass sich sowohl die Gesamtergebnisse beim TICS-M-Test verbessert hatten als auch die Einzelergebnisse bei der unmittelbaren sowie verzögerten Wiedergabe. In der Placebo-Gruppe waren ähnliche Fortschritte nicht festzustellen. Bei anderen kognitiven Fähigkeiten fanden die Wissenschaftler jedoch keine signifikanten Veränderungen. Das betraf vor allem die Orientierungsfähigkeit, die Aufmerksamkeit und das semantische Gedächtnis.
Folsäuremangel bei 85% der älteren Bevölkerung
Folsäuremangel ist über alle Altersstufen der Normalfall. 17 von 20 Menschen über 50 Jahre nehmen zu wenig Folsäure mit der Nahrung ein, so das erschreckende Ergebnis der Nationalen Verzehrsstudie II aus 2008:
Bevölkerungsgruppe | % der Personen unterhalb empfohlener Zufuhr (Tag) | Mehrbedarf der am schlechtesten versorgten 5% der Bevölkerung |
---|---|---|
Schwangere (19-24 Jahre) | 79,5 % | 477 µg |
Schwangere (25 - 34 Jahre) | 80,6 % | 467 µg |
Schwangere (35 - 50 Jahre) | 87,4 % | 466 µg |
Frau (51 - 64 Jahre) | 86,8 % | 258 µg |
Mann (51 - 64 Jahre) | 80,5 % | 247 µg |
Frau (65 - 80 Jahre) | 90,8 % | 272 µg |
Mann (65 - 80 Jahre) | 89,5 % | 249 µg |
Wer etwas für seine geistige Leistungsfähigkeit, sowohl kurzfristig als auch langfristig, sollte unter anderem Folsäure als Nahrungsergänzung einnehmen. Daneben sind Ginkgo biloba und weitere B-Vitamine, aber auch Vitamin D und Coenzym Q10 empfehlenswert, um die Leistungsfähigkeit zu fördern und weit verbreitete Defizite auszugleichen.
Studie:
- Walker, J. G., et al., „Oral folic acid and vitamin B-12 supplementation to prevent cognitive decline in community-dwelling older adults with depressive symptoms-the Beyond Ageing Project: a randomized controlled trial“, American Journal of Clinical Nutrition, Epub published ahead of print. ↩