Schädigungen der Blutgefäße bei Diabetikern sind durch Folsäure reduzierbar, möglicherweise sogar umkehrbar. Das legt eine Studie asiatischer Forscher nahe.
Nach Angaben der International Diabetes Foundation leiden weltweit im Jahre 2012 über 371 Millionen Menschen an Diabetes. Diese Zahl hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht und auch in Zukunft gehen Experten von einem deutlichen Anstieg der Erkrankungen aus. Diabetes heiß dabei nicht nur, auf die Ernährung zu achten und regelmäßig auf Insulin-Injektionen angewiesen zu sein. Im gleichen Jahr starben etwa 4,8 Millionen Menschen an den Folgen der Zuckerkrankheit. Häufig sind hier Diabetes-bedingte Veränderungen in den Blutgefäßen eine Ursache, die zu Herz-Kreislaufkrankheiten führt.
Nach den Ergebnissen einer Tier-Studie aus Hong Kong, China, kann Folsäure diesen Veränderungen nicht nur vorbeugen, sondern sie auch teilweise rückgängig machen.1
Folsäure kann mehr als den Homocysteinspiegel senken
Bereits seit längerem ist bekannt, dass sich Folat oder Vitamin B9 beziehungsweise Folsäure, die synthetische, bioverfügbare Form des B-Vitamins, positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt. Dieser Vorteil beruht im Wesentlichen auf der Wirkung von Folsäure (gemeinsam mit Vitamin B6 und B12) auf den Homocysteinspiegel.
Homocystein ist eine Aminosäure, die in hohen Konzentrationen mit einer Erhöhung des Risikos von Herzerkrankungen in Verbindung gebracht wird. Die neue Studie, die an der Universität von Hong Kong, China, angestellt wurde, stellt nun fest, dass eine tägliche Ergänzung mit Folsäure bei an Diabetes erkrankten Mäusen zu einer Umkehr der sogenannten endothelialen Dysfunktion führen kann.
Eine endotheliale Dysfunktion besteht in einer Funktionsstörung in den Innenwänden der Blutgefäße, bei der das Protein endotheliale Stickstoffmonoxid-Synthase (eNOS) seine Fähigkeit verliert, Stickstoffmonoxid aus der Aminosäure L-Arginin zu katalysieren. Bei gesunden Gefäßen wirkt Stickstoffmonoxid gefäßerweiternd, sorgt für einen erhöhtem Blutfluss und die Regulation des Blutdrucks. Zudem hat das Protein eNOS gerinnungshemmende Eigenschaften und gilt als Signal-Protein, das in die Signalwege zur Regulation von Insulin und insulinähnlichen Wachstumsfaktoren (IGF-1) eingebunden ist. Im Falle der Dysfunktion entstehen statt Stickstoffmonoxid über Superoxid radikalische Peroxynitrite, was oxidativen Stress bewirkt und daraus resultierend Herz-Kreislaufkrankheiten zur Folge haben kann.
Chinesische Forscher vermuten Wirkung von Folsäure auf das Protein eNOS
Für die chinesische Studie wurde den diabetischen Mäusen zusätzlich zu ihrem normalen Futter eine Menge an Folsäure verabreicht, die, übertragen auf einen 70 Kilogramm schweren Menschen, einer Tagesdosis von 5 Milligramm entspricht. Eine weitere Gruppe von Mäusen bekam lediglich die gewohnte Nahrung. Nach einem Monat beobachteten die Wissenschaftler, dass die Mäuse, die nicht mit der Ergänzungen gefüttert wurden, eine Abschwächung der Gefäß-Entspannung aufwiesen, während sich bei denjenigen, denen die Folsäure gegeben wurde, die Entspannung der Blutgefäße im Vergleich zum Studienbeginn verbessert hatte. Die Forscher brachten dies in einen Zusammenhang mit einem Signalweg, der das Protein eNOS beinhaltet und erklärten so die rückbildende Wirkung von Folsäure auf die endotheliale Dysfunktion.
Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass Folsäure wahrscheinlich auch beim Menschen gegen Gefäßerkrankungen und Komplikationen, die mit einem Diabetes mellitus verbunden sind, vorteilhaft ist.
- Seto, S. W., et al., “Folic acid consumption reduces resistin level and restores blunted acetylcholine-induced aortic relaxation in obese/diabetic mice”, The Journal of Nutritional Biochemistry, Epub published ahead of print. ↩