Betain, der Verwandte der B-Vitamine, kann denn Homocystein-Spiegel senken und dazu noch Sportler auf Trab bringen. Der gefäßschützende Effekt ist seit Langem bekannt und unbestritten. Die Wirkung von Betain auf die Leistungsfähigkeit wurde bisher aber noch nicht untersucht.
Ein Blick in den Vitamin-B-Komplex offenbart eine Lücke zwischen den Vitaminen B3 (Niacin) und B5 (Pantothensäure). An dieser Stelle stand früher eine Substanz mit dem Namen Cholin als Vitamin B4. Seine Bedeutung für den Organismus ist bis heute unumstritten, allerdings wird Cholin nicht mehr als essentiell angesehen, dass heißt als Mikronährstoff, den der Körper nicht selber synthetisieren kann. Damit wurde ihm der Status des Vitamins entzogen. In neuerer Zeit wird wieder verstärkt davon ausgegangen, dass Cholin auch über die Nahrung zugeführt werden muss, dass die körpereigene Produktion nicht ausreicht. Bei der Oxidation von Cholin entsteht ein weiterer Stoff, dessen gesundheitsfördernde Wirkung immer mehr in den Mittelpunkt der Forschung rückt. Dabei handelt es sich um Betain.
Auch das Betain kann seine Verwandtschaft zu den B-Vitaminen nicht leugnen, wird ihm doch ebenso wie den Vitaminen B6, Folsäure (B9) und Vitamin B12 die Fähigkeit zugeschrieben, den Homocystein-Spiegel zu senken. Eine erhöhte Konzentration der Aminosäure Homocystein im Blut wird in Zusammenhang mit der Entstehung von Demenzen gesehen. Außerdem können so Schäden an den Blutgefäßen verursacht werden, die mit Komplikationen bei Herz-Kreislaufkrankheiten in Verbindung gebracht werden.
Neben dem Abbau von Homocystein konnten nun auch leistungsfördernde Eigenschaften des Betains entdeckt werden. An der Universität von Connecticut, USA, wurde im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass Betain hier eine ähnliche Wirkung hat wie das Kreatin, welches im Körper synthetisiert wird, Bestandteil vieler Nahrungsmittel ist sowie als Nahrungsergänzungsmittel und Energieversorger für die Muskeln bereits seit langem im Sport eingesetzt wird.
Studie mit jungen, aktiven Freizeitsportlern
Im Mittelpunkt der US-amerikanischen Untersuchung standen 16 junge Menschen, sieben Frauen und neun Männer, im College-Alter also etwa zwischen 18 und 22 Jahren.1 Alle Teilnehmer waren aktiv im Freizeitsport tätig und brachten daher ein gewisses Maß an Kondition bereits in die Untersuchung mit ein.
Zunächst wurden alle Probanden einem Leistungstest unterzogen. Dazu sollten auf einem Ergometer zweieinhalb Minuten ohne Widerstand gefahren werden, um eine Durchschnittsleistung zu erfassen. Zudem wurde eine Sprintphase von 12 Sekunden bei einem Widerstand, der 5,5 Prozent des jeweiligen Körpergewichtes entsprach, absolviert, die Aufschluss über die maximale Belastbarkeit lieferte. Nun bekamen alle Teilnehmer zweimal täglich ein Sportgetränk verabreicht. Während es sich bei der einen Hälfte jedoch nur um ein handelsübliches Kohlenhydrat-Elektrolyt-Getränk handelte, waren bei der Flüssigkeit für die zweite achtköpfige Gruppe in jeder Portion 2,5 Gramm Betain in einer Reinheit von 99 Prozent zugesetzt.
Nach sieben Tagen stand wiederum ein Leistungstest auf dem Programm. Darauf folgend wurde über drei Wochen zur Auswaschung keine zusätzliche Supplementierung vorgenommen, um dann für eine weitere Woche das Sportgetränk zu sich zu nehmen, wobei Placebo- und Betain-Gruppe vertauscht wurden. Am Ende der Untersuchung fand erneut eine Leistungsmessung statt.
Eine Woche Betain-Supplementierung führte zu einer Leistungssteigerung von 5,5 Prozent
Das entscheidende Ergebnis der Studie aus Connecticut war, dass in der Betain-Gruppe nach einer Woche die mittlere Leistungsfähigkeit sowie die anaerobe Schwelle, also die höchste Belastungsgrenze, bei der der Trainingseffekt aufrechterhalten wird, ohne Selbstverzehrungserscheinungen zu bewirken, um durchschnittlich 5,5 Prozent im Vergleich mit den Ausgangswerten heraufgesetzt werden konnte.
Die Teilnehmer, die Betain zu sich nahmen, konnten ihre durchschnittlichen Höchstleistungen um 6,4 Prozent verbessern, ein um 3,4 Prozent höherer Wert als in der Placebo-Gruppe. Die maximale Höchstleistung stieg um 5,7 Prozent, was um 3,8 Prozent besser war als bei denjenigen Teilnehmern, die kein Betain zu sich nahmen. Die mittlere Leistungsfähigkeit legte um 5,4 Prozent durchschnittlich sowie 4,4 Prozent in der Spitze und verglichen mit den Daten am Untersuchungsbeginn zu. Auch hier lagen die Placebo-Teilnehmer um 3,3 beziehungsweise 3,5 Prozent zurück.
Abschließend verweisen die Wissenschaftler darauf, dass die Vermutung besteht, Betain wirke dadurch leistungssteigernd, weil es intramuskuläre Kreatin-Vorräte erhöht, die das Wachstum der Muskeln beschleunigen oder Muskelzellen vor stressbedingten Schäden schützen.
Quelle:
- Pryor, J. Luke, et al., „Effect of betaine supplementation on cycling sprint performance“, Journal of the International Society of Sports Nutrition, Epub published ahead of print. ↩