Ein Mangel an Alpha-Linolensäure kann schon vor der Schwangerschaft negative Folgen für die Entwicklung des Kindes haben, so das Ergebnis eine US-amerikanischen Studie.
Ohne Frage hat die Weise, wie wir uns ernähren, eine fundamentale Bedeutung für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Unbestritten ist auch, dass das ungeborene Leben darauf angewiesen ist, dass die werdende Mutter auf eine gesunde Ernährung achtet.
Neuere Studien haben dabei ergeben, dass auch die Ernährungsweise vor dem Eintritt der Schwangerschaft einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Fötus haben kann. Manche wichtige Gene entstehen durch chemische Änderungen der Erbsubstanz – Alpha-Linolensäure unterstützt dies.
In diesem Zusammenhang sorgt eine im Jahre 2012 von einem Forscherteam der Universität von North Carolina veröffentlichte Untersuchung für Aufsehen.1 Die US-amerikanischen Wissenschaftler hatten sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen des Mangels an Alpha-Linolensäure zunächst bei Mäusen zu beschreiben.
Zu diesem Zweck gaben die Forscher einer Gruppe von weiblichen Tieren vor der Trächtigkeit eine ausgewogene Nahrung, während eine andere Gruppe mit einer Nahrung versorgt wurde, in der es an Alpha-Linolensäure fehlte. Nach dem Wurf wurden die Jungtiere wiederum jeweils in zwei Gruppen unterteilt, wobei erneut, hier über Leinsamen-Öl, Alpha-Linolensäuren-reiches beziehungsweise -armes Futter verabreicht wurde.
Um die Auswirkungen zu überprüfen, wurde die Konzentration mehrfach ungesättigter Fettsäuren im Blut und in der Leber analysiert. Zudem wurde die DNA-Methylierung bestimmt. Diese chemischen Änderungen der Erbsubstanz haben einen Einfluss auf die Bildung von Tumorzellen, lassen aber auch das sogenannte FADS2-Gen entstehen, welches für die Verarbeitung von Fettsäuren mit zuständig ist.
Die Verantwortung für das werdende Leben beginnt schon vor der Schwangerschaft
Im Resultat konnte festgestellt werden, dass der Mangel an Alpha-Linolensäure vor der Trächtigkeit zu Veränderungen der FADS2-Gene beim Muttertier wie beim Wurf führte. Dies zeigt, dass die DNA-Methylierung der Jungtiere nicht nur von der Ernährung der Mutter beeinflusst wird. Auch der Methylierungs-Status des Muttertieres beeinflusst die Fusion zu FADS2-Genen bei den Welpen.
Darüber hinaus fand das Forscherteam heraus, dass eine Alpha-Linolensäuren-reiche Ernährung nach der Geburt zwar die Mythylierung der Gene erhöhte, jedoch zu einer geringeren Aktivierung der FADS2-Gene führte. Dies wiederum spricht dafür, dass eine Alpha-Linolensäuren-reiche Ernährung vor der Schwangerschaft positive Einflüsse auf die Entwicklung des Fötus hat.
Die Relevanz einer Untersuchung an Mäusen ergibt sich übrigens daraus, dass die Fusion zu FADS2-Genen hier ähnlich wie beim Menschen stattfindet. Nach Professor Dr. Mihai Niculescu, dem Leiter der Studie, zeigen unter anderem diese Ergebnisse, dass sich die Verantwortung für unsere Nachkommen nicht nur auf soziale, wirtschaftliche und erzieherische Fragen beschränkt, sondern auch die Erhaltung und Förderung unserer eigenen Gesundheit mit einbezieht, da immer offensichtlicher wird, dass sich diese an unsere Kinder vererbt.
Wichtige Vitamine und Fettsäuren vor und während der Schwangerschaft
Als Folge hochgezüchteter Pflanzen, intensiver Düngung und langer Transporte enthält heutiges Obst und Gemüse oft nur noch ein Drittel der Vitamine und Spurenelemente wie noch vor 40 Jahren. Ein Mangel macht sich negativ auf die Fruchtbarkeit beider Geschlechter und hat offensichtlich auch einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes.
So führt beispelsweise ein Folsäuremangel vor der Schwangerschaft zu einem stark erhöhten Risiko von Missbildungen (Neuralrohrdefekten). Der Defekt entsteht bereits in der zweiten Schwangerschaftswoche, so dass es bei Klarheit über eine Schwangerschaft bereits zu spät ist.
Ernährungsmediziner empfehlen daher Frauen mit Kinderwunsch, Ihre Ernährung bereits vor der Schwangerschaft auf “gesund” umzustellen. Der Bedarf an Energieträgern (Kohlenhydrate, Fette, Protein) ist nur mäßig erhöht, der von Vitaminen, Spurenelementen und essentielen Fettsäuren aber signifikant höher. Diese Mikronährstoffe sollte man daher ergänzen:
Mikronährstoff | zusätzliche Einnahme | Gesamt täglich empfohlen | Funktion |
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Folsäure | 200 µg -600 µg | 600 µg - 800 µg | bereits mind. 3 Monate vor Schwangerschaft mit Einnahme beginnen! |
L-Carnitin | 300 mg | 400 mg | vor allem bei fleischarmer Ernährung empfohlen |
Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) | 500 mg - 1.500 mg | 500 mg - 2.000 mg | vor allem bei fischarmer Ernährung wichtig, Aufbau von Nerven und Gehirn, fördert Entwicklung des Kindes |
Vitamin D3 | 20 µg | 25 µg - 50 µg | weit verbreiteter Mangel, kann zu eingeschränkter Fruchtbarkeit führen |
Vitamin B1 | |||
Vitamin B2 | |||
Vitamin B6 | |||
Biotin | Wichtig für Haut, Haare, Nägel | ||
Pantothensäure | |||
Vitamin E | 15 mg - 50 mg | ||
Vitamin C | 200 mg | 500 mg - 1.000 mg | Wichtig für Immunsystem, fängt freie Radikale |
Selen | 30 µg | 70 µg - 120 µg | Wichtig für Fruchtbarkeit und Entwicklung Nervensystem |
Eisen | 15 mg | 30 mg - 70 mg | Niedriger Eisenstatus kann zu Haarausfall führen |
Zink | 10 mg | 20 mg | Zentral für Enzymbildung und Hormonbildung, wichtig für Immunsystem |
Jod | 100 µg | 200 µg | |
Chrom | 60 µg | 60 µg - 120 µg | |
Vitamin A / beta-Carotinoide | 3 mg beta-Carotin | ||
Citrus Bioflavonoide | ab 30 mg täglich | 50mg - 300 mg | starkes Antioxidans |
Quelle:
- Niculescun Mihai D., et al., “Perinatal manipulation of α-linolenic acid intake induces epigenetic changes in maternal and offspring livers”, FASEB Journal, Epub published ahead of print. ↩