Eine Langzeitstudie zeigt, dass die Mittelmeerdiät und eine geringe Aufnahme von leicht verdaulichen Kohlenhydraten das Typ-2-Diabetes-Risiko um über 20 Prozent senken können.
Nahrungsmittel und Gerichte, die die Sonne des Südens und Genüsse des Mittelmeers auf den Tisch bringen, stehen nicht nur bei Gourmets hoch im Kurs. Auch Ernährungswissenschaftler können belegen, dass Gaumenfreude und gesunde Ernährung im Falle der mediterranen Diät kein Widerspruch sein müssen.
Wie aber wirkt der Ernährungsstil, dem die Menschen auf der Iberischen Halbinsel, im Languedoc-Roussillon und in der Provence, in Bella Italia, rund um die Ägäis sowie bis zu den Inseln Kreta und Zypern traditioneller oder zumindest idealer Weise seit Jahrhunderten folgen?
Eine Studie, die gemeinsam von Wissenschaftlern der Universitäten von Mailand, Italien, Athen, Griechenland, Toronto, Kanada und der Harvard School of Public Health in Bosten, USA, durchgeführt wurde, konnte die Daten von knapp 23.000 Probanden studieren, die im Rahmen der griechischen Kohorte der EPIC-Studie über elf Jahre erhoben wurden und dabei aufschlussreiche Erkenntnisse über den Einfluss der Mittelmeerdiät gegen die Entstehung eines Typ-2-Diabetes gewinnen. EPIC, das steht für „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition„, war eine prospektive Studie, die im europäischen Maßstab in den Jahren von 1992 bis 2000 und zur Nachbeobachtung auch noch einige Jahre darüber hinaus mit dem Ziel durchgeführt wurde, Zusammenhänge zwischen Lebensstil, Ernährung und Krebs sowie anderen auch chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes aufzudecken.
Diabetes-Risiko anhand einer Zehn-Punkte-Scala zur Ernährung bewertet
Bei ihrer Analyse berücksichtigten die Wissenschaftler nicht nur die Einhaltung der mediterranen Ernährungsweise unter anderem mit viel frischem Gemüse, Obst, Fisch, Olivenöl und Salaten bei wenig rotem Fleisch. Sie hatten auch ein Augenmerk darauf, in welchem Maße die Teilnehmer Kohlenhydrate, die zu einer glykämischen Last (GL) oder einem nahrungsbedingten Anstieg des Blutzuckerspiegels führen, zu sich nahmen.
Beide Gesichtspunkte gehen freilich gut ineinander über, da zur Mittelmeerdiät auch eine nur moderate Aufnahme von Kohlenhydraten gehört. Alle Teilnehmer gaben in der EPIC-Studie ihre Ernährungsgewohnheiten regelmäßig in Fragebögen an. Im zugrundeliegenden Untersuchungszeitraum kam es in 2.330 Fällen zu einem Typ-2-Diabetes.
Die Forscher erarbeiteten nun aus allen zur Verfügung stehenden Informationen eine Zehn-Punkte-Scala zur Einhaltung der Mediterranen Diät (MDS). Bei nur einem Punkt waren die Voraussetzung der Mittelmeer-typischen Ernährung gar nicht erfüllt und bei zehn Punkten handelte es sich um eine Person, die voll und ganz den mediterranen Ernährungsstil pflegte. Zur Menge der verfügbaren Kohlenhydrate oder der GL wurde ein vergleichbares Bewertungssystem entwickelt.
Typ-2-Diabetes oft vermeidbar
In der Auswertung zeigten sich die Vorteile der Mittelmeerdiät augenfällig. Bei einem MDS von über sechs sank das Typ-2-Diabetes-Risiko der Teilnehmer im Vergleich zu denjenigen, die bei drei oder darunter lagen, um 12 Prozent. Auch stellte sich heraus, dass es sich lohnt, die Aufnahme von Kohlenhydraten zu begrenzen.
Die Personen in der Gruppe mit der höchsten glykämischen Last waren nämlich um 21 Prozent häufiger von einem Typ-2-Diabetes betroffen als die Probanden mit dem geringsten. Im Zusammenspiel zeigte sich, dass die Teilnehmer mit einem hohen MDS-Wert bei gleichzeitig niedriger GL ein um 20 Prozent verringertes Risiko hatten, am Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Personen bei denen das Verhältnis umgekehrt war.
Diese Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache, die durchaus anregen soll, öfters mal den Obst-. Gemüse- und Fischhändler statt den Metzger, Bäcker oder Süßwarenhändler aufzusuchen.
Hinzugefügt werden muss hier natürlich, dass Kohlenhydrate selbstverständlich lebensnotwendig sind – inform von Zucker oder Auszugsmehl jedoch nicht. Vollkornprodukte, ob Brot oder Nudeln, gehören freilich auf den Speiseplan und zählen auch nicht zu den Kohlenhydrat-Lieferanten, die sich negativ auf den GL auswirken.