Aminosäuren werden immer intensiver erforscht. Ein etwas erstaunliches Studienergebnis gab es jetzt zu L-Citrullin, einem engen Verwandten des L-Arginin: Wassermelonensaft, der viel Citrullin und Arginin enthält, wirkt dem Muskelkater entgegen.
Ein Biss in das saftig, erfrischende Fruchtfleisch der Wassermelone ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass es endlich Sommer ist. Ein Blick auf den botanischen Namen des Kürbisgewächses mit der grünen Schale und dem roten Innenleben, verrät ein interessantes Detail.
Der Pflanzenkundige spricht hier nämlich von der Citrullus vulgaris. Bemerkenswert daran ist, dass es eine Aminosäure gibt, die ihrerseits ihren Namen L-Citrullin der Wassermelone verdankt. Das kommt daher, weil eben diese Aminosäure konzentriert in der Erfrischungsfrucht aus dem Süden, die eher zu den Gemüsesorten zählt, vorkommt.
Allerdings wird L-Citrullin als Inhalts- oder Zusatzstoff im Bereich der Nahrungsmittel weniger beachtet. Grund dafür ist, dass es sich hier um eine nichtproteinogene Aminosäure handelt, die also nicht zu den Bausteinen der Proteine gezählt sondern als Metabolit oder Zwischenprodukt im Harnstoffzyklus gesehen wird.
Dabei kann es durchaus sein, dass die Eingrenzung auf ein Abbauprodukt dem L-Citrullin gar nicht gerecht wird. So werden der Aminosäure auch antioxidante Eigenschaften zugesprochen und sie spielt eine Rolle in der Erweiterung und Entspannung von Blutgefäßen, da aus oxydiertem L-Arginin L-Citrullin und Stickstoffmonoxyd, welches sich im genannten Sinne positiv auf die vaskuläre Gesundheit auswirkt, entsteht.
Einige frühere Studien berichten zudem davon, dass L-Citrullin Sichelzellanämie lindern und sogar als Aphrodisiakum zur Steigerung der sexuellen Ausdauer sowie erektilen Dysfunktion (Erektionsstörungen) eingesetzt werden kann.
Die Aminosäure L-Citrullin wirkt auch leistungssteigernd
Auch auf sportlichem Gebiet konnten mit L-Citrullin schon Leistungssteigerungen erzielt werden. Das beruht im Wesentlichen auf seine Rolle in der bereits erwähnten Stickstoffmonoxyd-Synthese, die auch für eine Verbesserung des Nährstofftransportes in den Blutgefäßen sorgt. Dem konnten nun Wissenschaftler der jungen Technischen Universität von Cartagena, einem Ort in Spanien, in dessen reizvoller Umgebung bei 320 Sonnentagen im Jahr Wassermelonen hervorragend gedeihen, einen weiteren Effekt hinzufügen.1
Dazu setzten sie Melonensaft als Sportgetränk ein. Sieben gesunde, trainierte Sportstudenten im Durchschnittsalter von 22,7 Jahren nahmen an der Studie teil. Sie bekamen jeweils bei drei unterschiedlichen Gelegenheiten entweder einen halben Liter natürlichen Wassermelonensaft, der 1,17 Gramm L-Citrullin enthielt, Wassermelonensaft, dem zusätzlich 4,83 Gramm L-Citrullin beigefügt wurde, womit er auf insgesamt fünf Gramm kam oder sie erhielten ein Placebo-Getränk mit der gleichen Menge an Flüssigkeit aber ohne L-Citrullin.
L-Citrullin aus Wassermelonen mit höchster Bioverfügbarkeit
Das Ergebnis ihrer kleinen Untersuchung kann Menschen aufhorchen lassen, die häufig von einem Muskelkater nach körperlicher Anstrengung geplagt sind. Nach der Einnahme des Saftes absolvierten die Studenten einen Leistungstest auf dem Ergometer.
Keine Leistungsverbesserung aber weniger Muskelkater
Dabei wurde keine wesentliche Verbesserung der Trittfrequenz, die in Umdrehungen pro Minute gemessen wurden, festgestellt.
Auch gab es zwischen den Teilnehmern, die Wassermelonensaft zu sich genommen hatten und denjenigen, denen ein Placebo gegeben wurde, kaum Unterschiede bei der Herzfrequenz, die zu Beginn und am Ende des Leistungstests sowie in einer Erholungsphase aufgezeichnet wurde. Differenzen in der subjektiv wahrgenommenen Anstrengung konnten ebenso wenig beobachtet werden.
Allerdings stellte sich nach 24 Stunden heraus, dass die Placebo-Probanden über signifikant stärkere Muskelkater-Symptome klagten als die Studenten, die Wassermelonensaft getrunken hatten. Interessanterweise gab es dabei keinen Unterschied, ob naturreiner oder mit einer deutlich höheren Dosis L-Citrullin versetzter Wassermelonensaft eingenommen wurde.
Die spanischen Wissenschaftler schließen daraus, dass die natürliche Konzentration von L-Citrullin in Wassermelonensaft, die bei 500 Millilitern 1,17 Gramm ausmacht, die optimale Prophylaxe ist, um gegen Schmerzen, die durch einen Muskelkater entstehen, vorzubeugen. Zudem weisen die Forscher darauf hin, dass L-Citrullin aus vielen Quellen gewonnen werden kann. Eine ideale Bioverfügbarkeit ist aber am besten bei einer Herkunft der Aminosäure aus Wassermelonen gegeben.
Studie:
- Tarazona-Diaz, M. P., “Watermelon Juice: Potential Functional Drink for Sore Muscle Relief in Athletes”, Journal of Agricultural and Food Chemistry, Epub published ahead of print. ↩