Multivitamine haben einen positiven Einfluss auf die Gehirnleistung. Dies hat eine doppelblind durchgeführte Studie aus Australien belegt.
Um die Wirkung von Multivitaminen auf die geistige Fitness älterer Frauen zu untersuchen, stand für ein Team vom Wissenschaftlern der Swinburne Universität in Australien ein Präparat des Unternehmens Swisse mit dem Namen Women’s Ultivite 50+ auf dem Prüfstand.1 Das Nahrungsergänzungsmittel zeichnet sich zudem dadurch aus, dass es neben den Multivitaminen auch Mineralstoffe und Pflanzenauszüge enthält.
Über insgesamt 16 Wochen bekamen 56 ältere Frauen das Präparat verabreicht. Demgegenüber stand eine Kontrollgruppe, deren Mitglieder ein Placebo einnahmen.
Studienaufbau nach „Gold-Standard“
Dabei war der Studienaufbau randomisiert, doppelblind und placebo-kontrolliert (sogenannter „Gold-Standard“). Weder die Probanden noch die direkt beteiligten Wissenschaftler wussten, ob sie das Mittel oder ein Placebo (wirkungslose Tabletten-Atrappe) einnehmen. Die Teilnehmer wurden der jeweiligen Gruppe per Zufall zugeordnet. Durch dieses Studiendesign werden die Ergebnisse besonders stichhaltig, da subjektive Beeinflussungen ausgeschlossen sind.
Das Resultat spricht tatsächlich für eine positive Beeinflussung, die das Multivitamin-Präparat auf die geistige Aktivität von Frauen ab dem mittleren Alter hat.
Mit Multivitaminen werden Leistungen des Gehirns präziser
Um die geistigen Aktivitäten zu messen, wurde ein recht komplexes neurologisches Verfahren eigesetzt, das sich SSVEP (steady state visually evoked potential) nennt. Hierbei wird die elektrische Hirnaktivität bei der Wahrnehmung optischer Reize in bestimmten Frequenzen bestimmt. Während der Aufzeichnung des SSVEP wurde eine DRT-Abfrage (delayed reponse task) bezogen auf das räumliche Arbeitsgedächtnis durchgeführt.
Die Frauen aus der Gruppe, der das Multivitamin-Präparat verabreicht wurde, zeigten hier im Vergleich zur Kontrollgruppe eine verzögerte SSVEP Latenz. Diese hemmenden Prozesse neuronaler Aktivitäten gelten als Hinweis auf eine Steigerung und Präzision kognitiver Fähigkeiten.
Multivitamine können das Niveau von Demenz-Indikatoren senken
Aufgrund der Zusammensetzung des Multivitamin Präparates aus einer Reihe an Einzelwirkstoffen, konnten die Wissenschaftler die konkrete Wirkung einzelner Bestandteile nicht aufdecken. Das Nahrungsergänzungsmittel hatte keinen nachweisbaren Einfluss auf Zellmarker für oxidativen Stress oder Entzündungen. Allerdings konnten die Australier eine Senkung des Homocystein Niveaus feststellen.
Die Aminosäure Homocystein gilt als Indikator bei vermuteten oder ausgebrochenen Demenz-Erkrankungen. Menschen mit einer hohen Konzentration Homocystein von über 14 Mikromol pro Liter Blutserum haben ein bis zu doppelt so hohes Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Die ebenso im Multivitamin-Präparat enthaltenen Pflanzenauszüge können für die Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase verantwortlich sein, was möglicherweise zur Stabilisierung des Neurotransmitters Acetylcholin führt.
Weitere Studien werden hier notwendig sein, um die genauen Zusammenhänge von Multivitaminen auf die Steigerung geistiger Fitness im Alter zu beschreiben.
Ungeachtet der Klarheit zu den genauen Wirkungsmechanismen erscheinen Kombinationen aus Multivitaminen und Ginkgo Biloba für ältere Menschen sehr empfehlenswert, um die geistige Fitness zu erhalten und zu fördern.
Quelle:
- Macpherson, H. et al., „Neurocognitive effects of multivitamin supplementation on the steady state visually evoked potential (SSVEP) measure of brain activity in elderly women“, Physiology & Behavior, Epub published ahead of print. ↩