Eine Übersichtsstudie zu Myo-Inositol und Schwangerschafts-Diabetes bestätigt die positive Wirkung von myo-Inositol, sieht aber auch Verbesserungspotential bei vorliegenden Untersuchungen und weist den Weg für zukünftige Studien
Im Cochrane-Netzwerk haben sich Ärzte und Wissenschaftler zusammengetan, um hochwertige Ãœbersichtsarbeiten unter anderem bezüglich der Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln zu erstellen. In diesem Zusammenhang ist nun ein Cochrane-Bericht über Myo-Inositol zur Vorbeugung gegen Schwangerschafts-Diabetes erschienen. Ein Schwangerschafts– oder Typ-4-Diabetes ist zwar in der Regel vorübergehender Natur, dennoch ist die Erkrankung mit erheblichen Risiken verbunden. So kann er die Nährstoff-Versorgung des Fötus beeinträchtigen.
Bedingt durch die erhöhten Blutzuckerwerte der Mutter, ist es möglich, dass zu viele Kohlenhydrate zum Fötus gelangen. Dies hat ein beschleunigtes sowie verstärktes Wachstum zur Folge, was unter anderem zu Geburtskomplikationen führen beziehungsweise einen Kaiserschnitt erforderlich machen kann. Nicht zuletzt ist ein Schwangerschafts-Diabetes aber auch mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes verbunden – bei der Mutter sowie beim Kind.
Schwangerschafts-Diabetes auf dem Vormarsch
Gründe genug also, diese Erkrankung sehr ernst zu nehmen, zumal die Häufigkeit eines Schwangerschafts-Diabetes weltweit stark zunimmt. Dies macht es umso notwendiger, nach einfach umsetzbaren sowie kostengünstigen Methoden zu suchen, durch die der Typ-4-Diabetes vermieden werden kann. Genau diese Bedingungen erfüllt Myo-Inositol. Der Stoff, der zwar einen süßlichen Geschmack hat, aber dennoch nicht zu den Kohlenhydraten oder Zuckern gehört, ist in vielen Getreiden, Gemüsen aber auch in Fleisch enthalten.
Vier kleine Studien zu Inositol während der Schwangerschaft im Focus
Die Cochrane-Forscher nahmen sich also vier kleine randomisierte sowie kontrollierte Studien aus Italien vor, an denen insgesamt 567 Frauen teilnahmen. Alle waren zu Beginn der Studien weniger als elf Wochen bis zu 24 Wochen schwanger.
Myo-Inositol führt zu Rückgang von Schwangerschafts-Diabetes
Die Ergebnisse, die aus den untersuchten Studien hervorgingen, zeigten einen deutlichen Rückgang des Auftretens eines Schwangerschafts-Diabetes bei der Einnahme von Myo-Inositol. Lag diese Rate ohne eine Zufuhr der Ergänzung bei 28 Prozent, verringerte sie sich mit einer Myo-Inositol-Einnahme auf acht bis 18 Prozent.
Umfang der Studien kann ausgeweitet werden
Das Cochrane-Team hätte sich allerdings auch noch mehr an Aussagekraft dieser Resultate erhofft. Die Forscher stellten fest, dass es in keiner Gruppe möglich war, Unterschiede aufgrund eines Bluthochdrucks während der Schwangerschaft bewerten zu können. Auch enthielt keine der Studien Daten darüber, ob und in welcher Anzahl während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt Föten beziehungsweise Neugeborene verstarben oder ob ein übermäßiges Wachstum festgestellt wurde. Darüber hinaus gab es schließlich neben anderen Mankos keinerlei Beschäftigung mit der Frage, inwieweit das Risiko eines notwendig werdenden Kaiserschnitts verändert wurde.
Diese Einschränkungen führten dazu, dass die Cochrane-Experten weitere Studien anregen. Auch wurde kritisiert, dass bei keiner Studie klar war, ob und in welchem Maße ein Befangenheitsrisiko bestand, das sich möglicherweise auf die Ergebnisse auswirken konnte.
Diese Anforderungen müssen zukünftige Myo-Inositol-Studien erfüllen
Dessen ungeachtet sprechen die Autoren des Cochrane-Berichts in ihrer Würdigung von vielversprechenden Hinweisen, die nahe legen, dass eine Einnahme von Myo-Inositol das Schwangerschafts-Diabetes-Risiko reduzieren kann. Deswegen machen sie abschließend den Vorschlag, die vorliegenden, leider etwas wackeligen Studienergebnisse in weiteren, größeren Studien mit einer höheren Qualität zu erhärten.
Dabei sollten auch unterschiedliche Ethnien sowie allgemeine Schwangerschafts-Risiken berücksichtigt werden. Außerdem sei es erforderlich, Myo-Inositol in verschiedenen Dosierungen, Intervallen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu vergeben sowie mit Placebo-Ergebnissen zu vergleichen. Da diese Untersuchungen aber sehr aufwändig sind und Inositol als natürlicher Mikronährstoff nicht patentierbar ist, müssen zur Durchführung erst Universitäten mit einem gut ausgestatteten Forschungsbudget gefunden werden.
Quelle: Crawford, T. J., et al., Taking myo-inositol as a dietary supplement during pregnancy to prevent the development of gestational diabetes, Cochane, 17 December 2015, Epub published ahead of print.