Aromatische Pflanzenstoffe in Traubenkernextrakt können kognitive Fähigkeiten erhalten und scheinen einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Alzheimer zu haben.
Oligomere Procyanidine, kurz OPC, gehören, ebenso wie der Hauptwirkstoff im Tee, das Catechin, zu den Flavanolen. Diese reihen sich in die Gruppe der Flavonoide ein und werden zu den aromatischen Verbindungen der Polyphenole gezählt. Polyphenole geben Pflanzen ihre Farbe, ihren Geschmack und dienen als Gerbstoffe oder Tannine.
Eine weitere Wirkung, die Polyphenole entfalten, ist der Schutz pflanzeneigener, fetthaltiger Stoffe vor Oxidation. Diese Eigenschaft ist auch für die menschliche Ernährung von Vorteil, da Polyphenole sich so nicht nur als Radikalfänger betätigen sondern auch entzündungshemmend wirken. Als stärkstes Antioxidans gelten dabei die OPC, welche am höchsten konzentriert in Traubenkern- und Pinienrindenextrakt vorkommen. Zudem steigern sie die Wirksamkeit verschiedener Vitamine wie A, C und E.
Selbst einige Arten von Krebszellen können in ihrem Wachstum durch OPC gehemmt werden. Wissenschaftler der renommierten Mount Sinai School of Medicine in New York City, USA, fanden nun heraus, dass Traubenkernextrakt auch den Krankheitsverlauf von Alzheimer zumindest verzögern kann. Im Zentrum der Untersuchungen stand das Alzheimer-Protein Beta-Amyloid, durch dessen Ablagerungen die Senile Plaque entsteht, die Gehirnzellen schädigt und letztendlich zu deren Absterben führt. Das wiederum hat den Verlust kognitiver Fähigkeiten zur Folge und endet sehr häufig in den drei Stadien der Alzheimer-Krankheit, der am häufigsten vorkommenden Demenz-Erkrankung.
Jede Verzögerung des Ausbruchs von Alzheimer ist ein Gewinn
Etwa 1,2 Millionen Menschen mit stark steigender Tendenz sind in Deutschland derzeit von Alzheimer betroffen. Vom Zeitpunkt der Diagnose, die meist erst im mittleren bis fortgeschrittenen ersten Stadium der Erkrankung erfolgt, beginnt ein durchschnittlich siebenjähriger Leidensweg, während dessen die Betroffenen immer weniger in der Lage sind, ihr gewohntes Leben fortzuführen.
Dabei wird die Diagnose gegenwärtig kaum unter dem 65sten Lebensjahr (unter einem Prozent) und mit deutlichen Steigerungsraten in den darauf folgenden Jahren gestellt.
Etwa 30 Prozent der 90jährigen leiden an Alzheimer.
Allein die Verzögerung des Auftretens von Alzheimer-Symptomen kann also bedingt durch die natürliche Sterberate von großem Nutzen sein. Ein Hinauszögern von zehn Jahren beispielsweise würde bedeuten, dass die Erkrankung für Viele in der normalen Lebensspanne zumindest nicht mehr zum zweiten Stadium, in dem bereits gravierende Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten aber auch aggressive Verhaltensänderungen auftreten, führt.
Plaque-Bildung durch Traubenkernextrakt verhindet
Wenn also der Aufbau von Beta-Amyloid-Ablagerungen verhindert wird, so die Hypothese der Wissenschaftler aus New York City, kann das Absterben von Gehirnzellen und der Ausbruch der Alzheimer-Erkrankung aufgehalten werden.1 Um hier die mögliche Wirkung von Traubenkernextrakt unter Beweis zu stellen, verwendeten die Forscher spezielle, Tg2576 genannte Mäuse. Diese transgenen Nager entwickeln im Alter genau wie Menschen die gefürchteten Beta-Amyloid-Plaques.
Der Studienleiter Prof. Dr. Dr. Giulio Maria Pasinetti ist dabei kein Unbekannter in der Alzheimer-Forschung. In rund 30 Forschungsprojekten und über 150 Forschungsberichten versuchte er bisher der Erkrankung auf die Spur zu kommen. Pasinetti gehört in diesem Zusammenhang zu denjenigen, die zu einem gelegentlichen Glas Rotwein zur Demenz-Vorsorge raten. Auch hier spielt natürlich der OPC-Gehalt im Rebensaft die entscheidende Rolle. Die Tg2576-Mäuse mussten jedoch auf den edlen Tropfen verzichten. Eine Mäusegruppe bekam über fünf Monate, ein Zeitraum, in dem die Tiere in der Regel Alzheimer-Symptome entwickeln, Traubenkernextrakt zur gewohnten Nahrung. Um die Objektivität der untersuchenden Wissenschaftler zu gewährleisten, bekam eine weitere Gruppe von Mäusen ein für die Forscher nicht vom Traubenkernextrakt unterscheidbares Placebo.
Tatsächlich zeigte sich am Ende des Untersuchungszeitraums, dass sich in den Gehirnen derjenigen Mäuse, die mit Traubenkernextrakt gefüttert wurden, signifikant weniger Plaque gebildet hatte als in der anderen Gruppe. Pasinetti und sein Team schließen daraus, dass Traubenkernextrakt nicht nur zur Vorbeugung gegen Alzheimer eingesetzt werden kann, sondern möglicherwiese auch den Gedächtnisverlust bei Menschen, die bereits eine Alzheimer-Krankheit entwickelt haben, verhindern kann.
Studie:
- Pasinetti, G. M., et al., “Grape-Derived Polyphenolics Prevent A-beta Oligomerization and Attenuate Cognitive Deterioration in a Mouse Model of Alzheimer’s Disease”, Journal of Neuroscience, June 2008, Volume 28, Pages 6388-6392. ↩