Biologische Mechanismen bauen laut US-Forscher überschüssiges Vitamin E ab. So sorgt der Körper von alleine, dass auch hohe Mengen des lebensnotwendigen Vitamins keinen Schaden anrichten können.
Der große alpenländische Universalgelehrte Paracelsus gilt als Begründer der modernen Medizin. Von ihm stammt auch der berühmte, oft zitierte Satz: “Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist.“
Dass diese Weisheit möglicherweise nicht für alle Stoffe gilt, beziehungsweise der Organismus über Mechanismen verfügt, die es gar nicht erst zu einer toxischen Konzentration kommen lassen, vertritt bezogen auf das Vitamin E eine Studie von Professor Maret G. Traber vom renommierten Linus Pauling Institut an der Oregon State University, USA.1
Freilich gab es in der Vergangenheit mehrere Studien, die dargelegt haben, dass eine zu hohe Zufuhr von Vitamin E möglicherweise zu Gesundheitsrisiken führen kann. Diese Auffassung bestätigte jüngst auch eine Meta-Analyse an, die die Einnahme von Vitamin-E-Ergänzungsmitteln ab einer Tagesdosis von 400 IE, das entspricht 268 Milligramm mit einem erhöhten Sterberisiko verbindet.
Doppelt so hohe Konzentration im Gewebe bei sehr hoher Einnahme von Vitamin E möglich – aber nicht schädlich
Die US-amerikanische Wissenschaftlerin kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass biologische Mechanismen existieren, die überschüssige Niveaus des Vitamin E abbauen, wonach es daher ihren Aussagen nach nahezu unmöglich ist, eine schädliche Menge zu konsumieren. Grundlage für dieFeststellung bildet eine Untersuchung von Forschungsarbeiten, die auf dem Gebiet des Stoffwechsels von Vitamin E geleistet wurden. Aus diesen Studien identifizierte Prof. Traber zwei Hauptsysteme in der Leber, die dafür sorgen, dass der Gehalt an Vitamin E im Körper kontrolliert wird und dass regelmäßig überschüssige Mengen ausgeschieden werden.
Damit sei es, im Gegensatz zu einigen anderen fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A und D, nicht möglich, dass sich toxische Konzentrationen von Vitamin E in der Leber oder anderen Geweben ansammeln. Sehr hohe Aufnahmemenge, die nur über die misbräuchliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln erreicht werden können, führen nach Aussage der Forscherin aus Oregon maximal zu einer Verdoppelung des Gewebegehaltes an Vitamin E. Dies sei jedoch nicht schädlich und könne allenfalls aufgrund der Interaktion von Vitamin E mit Vitamin K eine gewisse Blutungsneigung verursachen, die jedoch in keiner Studie mit einem Gesundheitsrisiko assoziiert wird.
Vitamin E ist das Pflanzenöl-Vitamin
Nach Auffassung von Prof. Traber ist es also mithin weniger erforderlich auf Gefahren einer Überdosierung von Vitamin E hinzuweisen, zumal rund 90 Prozent der US-Bürger mit der Nahrung zu wenig Vitamin E aufnehmen, womit durchaus erhebliche Gesundheitsrisiken verbunden sein können. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E ist beispielsweise wichtig, damit mehrfach ungesättigte Fettsäuren vor Oxidation geschützt und andere essentielle Lipide vor Schäden bewahrt werden können. Auch wirkt Vitamin E entzündungshemmend und schmerzstillend, beispielsweise bei Arthritis und Arthrose.
Die vor Oxidation schützende Wirkung von Vitamin E nutzen übrigens auch die Öl-Hersteller. Zugesetztes Vitamin E bewahrt die empfindlichen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren bereits in der Flasche vor allzu schnellem Verfall.
Zudem wurde Vitamin E identifiziert, einen möglichen Wert gegen viele degenerative Erkrankungen zu haben. Mindestaufnahme-Empfehlungen sind hier sehr relativ, da Menschen mit bestimmten gesundheitlichen Problemen oder auch Raucher einen deutlich erhöhten Bedarf haben. Eine gute Vitamin-E-Versorgung kann durch den Genuss von kalt gepresstem Pflanzenöl erreicht werden. Beispielsweise beinhalten schon sieben Gramm Weizenkeimöl, das ist etwas weniger als ein Esslöffel, 12 Milligramm Vitamin E und damit etwa eine empfohlene Tagesdosis für gesunde, jungeMenschen.
Quelle:
- Traber, Maret E., “Mechanisms for the Prevention of Vitamin E Excess”, Journal of Lipid Research, Epub published ahead of print. ↩