Eine Harvard-Studie bringt erste Belege, dass Vitamin D die Immunantwort gegen Krebszellen steigern könnte.
Immer mehr Studien legen nahe, dass Vitamin D bei weitem mehr Funktionen hat, als in der Vergangenheit angenommen. Schlüssel für solche Erkenntnisgewinne ist zunächst in der Regel die reine Beobachtung von Effekten. Im nächsten Schritt können die Beobachtungen dann oft in Beziehung gesetzt werden mit der Umwandlung von Vitamin D.
Hier geht nämlich aus der noch inaktiven Speicherform 25(OH)Vitamin D3 (25D3) die aktive Form Calcitriol beziehungsweise 1,25(OH)2Vitamin D3 (1,25D3) hervor. Dies geschieht hauptsächlich in den Nieren. Passiert dies auch an anderen Orten des Organismus, kann – vereinfacht ausgedrückt – von einer lokalen Wirksamkeit ausgegangen werden.
Erste Studie zu möglichem Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Spiegel und Risiko für Dickdarmkrebs
In dieser Weise sind auch Wissenschaftler und Mediziner mehrerer Einrichtungen der medizinischen Fakultät an der Harvard Universität sowie der Harvard School of Public Health, alle Boston, USA, vorgegangen, um einen Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Risiko für Dickdarmkrebs zu überprüfen. Grundlage für ihre eingebettete Fall-Kontroll-Studie waren die Daten von über 170.000 Personen, die im Rahmen der Nurses Health Study sowie der Health Professionals Follow-up Study erhoben wurden.
Die Forscher wählten nun 942 Fälle aus, von denen Blutproben zur Verfügung standen, die in den 1990er Jahren entnommen wurden. Bei keiner dieser Personen wurde zu diesem Zeitpunkt eine Krebserkrankung diagnostiziert. Im späteren Verlauf kam es jedoch in 318 Fällen zu Dickdarmkrebs während 642 Personen krebsfrei blieben. Bei der Untersuchung der früheren Blutproben kam heraus, dass bei einem höheren 25D3-Spiegel die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Dickdarmkrebs-Erkrankung unterhalb der Durchschnittswerte lag. Die Harvard-Untersuchung ist dabei die erste Studie, die auf diesen Zusammenhang hinweist.
Vermutungen über den Wirkmechanismus
Bezüglich des dahinter liegenden Wirkmechanismus ist allerdings noch vieles im Unklaren. Bekannt ist jedoch, dass es auch innerhalb von Immunzellen in der Umgebung einiger Tumorzellen zu einer Umwandlung von 25D3 in das aktive 1,25D3 kommt. Dies hat eine Immunantwort zur Folge.
Unter anderem legen Laboruntersuchungen nahe, dass durch das Vitamin D sogenannte T-Zellen aktiviert werden, die Krebszellen angreifen. Eingedenk dieses Zusammenhangs stellten die Wissenschaftler auch die Hypothese auf, dass ein Zusammenhang zwischen Vitamin D3 und der Häufigkeit von Dickdarmkrebs bestehen könnte. Es handelt sich hier nämlich um eine der Krebsarten, die hochgradig mit Immunantworten in Beziehung stehen.
Quelle: Song, M., et al., Plasma 25-hydroxyvitamin D and colorectal cancer risk according to tumour immunity status, Gut. 2015 Jan 15, Epub published ahead of print.