Wirken Beeren entzündungshemmend? Wenn ja, wirken Cranberries besser als Johannisbeeren oder Preiselbeeren?
Diese Frage haben finnische Wissenschaftler untersucht. Preiselbeere, schwarze Johannisbeeren und die Moosbeere (Cranberry) im Duell um die besten entzündungshemmenden Eigenschaften.
Finnische Studie zur Wirkung von Beeren auf Entzündungen
Die verschiedenen Obstbeeren sind nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss sowie fester Bestandteil und raffinierte Zutat in der nord– und mitteleuropäischen Küche: Die kleinen Früchte zeigen sich auch durch ihren Reichtum an Inhaltsstoffen ganz groß in Punkto Vorbeugung gegen Krankheiten.
Dies konnte nun abermals eine Studie bestätigen, die unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Helsinki, Finnland, durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen Preiselbeeren (Vaccinium vitisidaea) , schwarze Johannisbeeren (Ribes nigrum) sowie die besonders in Skandinavien verbreitete gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos). Letztere wird häufig auch einfach nur Cranberry genannt, obwohl damit vornehmlich die in den USA und Kanada beheimatete sowie unter anderem in den Niederlanden eingebürgerte großfrüchtige Moosbeere (Vaccinium macrocarpon) gemeint ist.
Beerensäfte wurden von Laborratten gerne angenommen
Getestet wurden die Beeren beziehungsweise ihre kalt gepressten Säfte an Ratten, die aufgrund eines genetischen Eingriffes ohne äußere Ursachen einen Bluthochdruck entwickeln. Die Tiere hatten über einen Zeitraum von acht Wochen freien Zugang zu jeweils einer Sorte der Beerensäfte.
Während dieser Zeit nahm jedes entsprechende Tier täglich 38 Gramm Cranberry-Saft, 44 Gramm Preiselbeeren-Saft oder 46 Gramm schwarzen Johannisbeer-Saft auf. Dies deutet darauf hin, dass die Säfte bei den Ratten sehr beliebt waren, da aus vorangegangenen Studien hervorgeht, dass diese Labortiere sich gewöhnlich mit durchschnittlich 26 Gramm Wasser pro Tag begnügen. Die Resultate der Saft-Kur können sich allerdings auch sehen lassen.
Mindestens 50 Prozent verringerte Aktivität bei bestimmten Entzündungsmarkern
So gelang es den Preiselbeeren und den schwarzen Johannisbeeren die Expression, also die Umsetzung genetischer Informationen, des Entzündungsmarkers Cyclooxygenase-2 (COX-2) um mindestens 50 Prozent, verglichen mit den Daten der Ratten aus einer Kotrollgruppe, zu vermindern.
Ein weiteres enzymatisches Protein, das Entzündungen markiert, das Monozyten-Chemoattraktive Protein-1 (MCP-1), konnte am stärksten durch Preiselbeeren-Saft in seiner Aktivität gehemmt werden. Zudem stellten die Wissenschaftler bei den Preiselbeeren fest, dass sie zu einer Verminderung von bestimmten Biomarkern, sogenannten löslichen Adhäsionsmolekülen führen, die an Zellschädigungen beteiligt sind. Besonders betroffen davon war das interzelluläre Adhäsionsmolekül 1 (ICAM-1), bei dem geringe Niveaus im Blutkreislauf nach anerkannter Auffassung das Risiko, an einer Arteriosklerose zu erkranken, verringern.
Wirkung isolierter, einzelner Polyphenole oft nur im Reagenzglas meßbar – Im lebenden Organismus kommt es auf das Zusammenspiel an
In ihrer Beurteilung dieser Ergebnisse merken die Forscher an, dass sie von einem Zusammenwirken der verschiedenen, anitoxidativen Polyphenole in den Beeren ausgehen. Dies erläutern sie damit, dass in der Vergangenheit einzelne sekundäre Pflanzenstoffe zwar bei der Untersuchung im Reagenzglas eine erhebliche Wirkung gegen entzündliche Prozesse zeigten. In Studien am lebenden Objekt waren die Effekte von Einzelstoffen dagegen in der Regel bedeutend weniger überzeugend.
Allerdings spricht einiges dafür, dass der besonders hohe Gehalt an Flavanolen insbesondere oligomeren Proanthocyanidinen (OPC) in Preiselbeeren dafür verantwortlich ist, dass sie in der vorliegenden Studie die besten gefäßschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften zeigten. Auch bei den gefäßerweiternden Effekten liegt kalt gepresster Preiselbeeren-Saft vorne. Gefolgt wird er in seiner Wirksamkeit vom Cranberry-Saft. Die schwarzen Johannisbeeren liegen bezüglich ihrer entzündungshemmenden Kraft insgesamt mit etwas Abstand dahinter.
Eine unbedingte Empfehlung kann seitens der Forscher also für alle drei Beeren ausgesprochen werden.
Quelle: Kivimäki, Anne S., et al., Lingonberry, cranberry and blackcurrant juices affect mRNA expressions of inflammatory and atherothrombotic markers of SHR in a long-term treatment, Journal of Functional Foods, Volume 4, Issue 2, April 2012, S. 496 – 503.