Die obligatorische Folsäure-Anreicherung in verschiedenen Grundnahrungsmitteln kann lebensbedrohliche Fehlbildungen während der Schwangerschaft verhindern. Daher fordern deutsche Ärzte eine allgemeine Ergänzung der Nahrung mit Folsäure, so wie sie in über 50 anderen Ländern längst üblich ist.
Die bei Weitem am häufigsten vorkommenden Neuralrohrdefekte sind die Anenzephalie, bei der das Gehirn des Fötus so stark unterentwickelt ist, dass die Neugeborenen in der Regel wenige Tage nach der Geburt sterben, und der Spina bifida („offener Rücken“), der zu schwerwiegenden körperlichen Behinderungen führen kann, die bis zur Querschnittslähmung gehen. Das eigentlich erschreckende an Neuralrohrdefekten aber ist, dass über 85 Prozent der Fälle in Deutschland wahrscheinlich durch Folsäure-Mangel verursacht werden.
Das könnte nach einer neuen Studie, die vom Universitätsklinikum des Saarlandes stammt, durch die Einführung einer obligatorischen Anreicherung von Folsäure in Lebensmitteln sehr häufig verhindert werden.1 Die Forscher schätzen, dass so die oben genannte Zahl um über 30 Prozent gesenkt werden kann. Darüber hinaus würden diese Maßnahmen mit erheblichen Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem einhergehen.
Neuralrohrdefekte in Deutschland häufiger als im europäischen Durchschnitt
Folsäure ist die synthetische B-Vitamin-Variante von Folat und wird häufig auch als Vitamin B9 bezeichnet. Es weist eine bei weitem höhere Bioverfügbarkeit auf als natürliche Varianten und gehört zu den Vitaminen, bei denen in Deutschland sehr häufig ein Mangel besteht. Kaum mehr als zwei Drittel des täglichen Bedarfs, bei Frauen ist es häufig sogar nur die Hälfte, werden hierzulande durchschnittlich aufgenommen.
Die Folgen dieser Unterversorgung von Folat können gerade bei Neugeborenen fatal sein. Diesen bereits seit einigen Jahrzehnten bekannten Zusammenhang nahmen die saarländischen Wissenschaftler zum Anlass, eine Übersicht über die bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema zu veröffentlichen. Ihr Ergebnis ist dabei eindeutig: Durch die Einnahme von Folsäure vor und während der frühen Schwangerschaft kann erreicht werden, dass der Fötus keinen Neuralrohrdefekt entwickelt.
Jährlich wird bei 800 Schwangerschaften in Deutschland ein Neuralrohrdefekt diagnostiziert. Die meisten dieser Schwangerschaften werden abgebrochen. Nach Angaben der deutschen EUROCAT, die europaweite, offizielle Stelle zur Registrierung von Fehlbildungen, entspricht die Inzidenz von Neuralrohrdefekten 12,36 Fälle pro 10.000 Geburten, was viel höher ist als der europäische Durchschnitt von 7,88 Fällen pro 10.000 Geburten.
Gezielte Einnahme von Folsäure vor der Empfängnis misslingt, wenn Schwangerschaft ungeplant eintritt
Der entscheidende Faktor, um dieses Risiko zu vermindern, besteht darin, dass Frauen im gebärfähigen Alter bereits vor der Empfängnis ausreichend Folsäure im Körper gespeichert haben müssen. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei bis zu 800 Mikrogramm. Hier weisen die Wissenschaftler jedoch darauf hin, dass es nicht ausreicht, eine Empfehlung auszusprechen, Folsäure vor der Empfängnis einzunehmen. Diese Strategie sei ungeeignet vor allem aufgrund der Tatsache, dass viele Schwangerschaften ungeplant eintreten und die durchschnittliche Zeit bis zur ersten Vorsorgeuntersuchung neun Wochen beträgt.
Zu diesem Zeitpunkt ist es zu spät, um mit einer Folsäure-Vorsorge gegen Neuralrohrdefekte beim Fötus zu beginnen.
Nur eine Anreicherung verschiedener Grundnahrungsmittel kann sicherstellen, dass eine ausreichende Folat-Versorgung vor dem Eintritt der Schwangerschaft gewährleistet ist. Solche obligatorischen Anreicherungen mit Folsäure werden in den USA schon seit 1998 durchgeführt. Seither sind mehr als 50 Länder weltweit diesem Beispiel gefolgt, was zu einer Festigung der Strategie geführt hat. Die Kosten dieser Maßnahme sind dabei äußerst gering. In den USA werden dafür nur 1,5 bis 3 Dollar pro Tonne Weizenmehl aufgewendet. In Chile konnte nachgerechnet werden, dass die jährlichen Kosten der Folat-Anreicherung von den ersparten Aufwendungen für nur zwei verhinderte Fälle von Neuralrohrdefekten abgedeckt werden.
Krebs-Diskussion in Deutschland geht an der Wirklichkeit vorbei
In Deutschland allerdings wird die Debatte derzeit von der Frage bestimmt, ob eine Folsäure-Aufnahme durch eine zwingende Folat-Anreicherung angehoben werden sollte, die die gesamte Bevölkerung betrifft. Das Argument der Gegner der ergänzenden Einnahme von Folsäure (z.B. als Nahrungsergänzung, aber auch generell) lautet – und das bei einer faktischen Mangelversorgung aller Bevölkerungsteile – dass eine Überversorgung mit Folsäure präneoplastische Läsionen, eine Gewebeveränderung, die sich zu Tumoren entwickeln kann, fördern kann.
Die dahinterliegenden Studien stammen allerdings, so die Wissenschaftler des saarländischen Universitätsklinikums, aus Tierforschungen an Arten, deren Folat-Stoffwechsel sich von dem des Menschen unterscheidet. Zur praktischen Durchführung einer generellen Folsäure-Anreicherung von bestimmten Lebensmitteln, fügen die Autoren auch gleich eine Zehn-Punkte-Strategie bei, die zur Entwicklung einer kritischen Auseinandersetzung zum Thema innerhalb der Bevölkerung beitragen soll. Erst nach einer allgemeinen Akzeptanz plädieren die Forscher für eine obligatorische Folsäure-Anreicherung in Deutschland.
Studie:
- Herrmann, W., et al., „The mandatory fortification of staple foods with folic acid: A current controversy in Germany“, Deutsches Ärzteblatt International, Volume 108, Issue 15, Pages 249 to 254. ↩
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