Offizielle Empfehlungen zum unbedenklichen Koffeinkonsum für Schwangere könnten zu hoch sein. Denn schon täglich zwei Tassen Kaffeegenuss der Mutter verringern das Geburtsgewicht des Kindes, so eine große englische Studie.
Meist ohne es wahrzunehmen, begleitet uns Koffein in vielen Lebenssituationen. Alleine an Kaffee konsumieren die Deutschen durchschnittlich etwa drei Tassen und damit 250 bis 300 Milligramm Koffein täglich. Dazu kommen Tee, koffeinhaltige Limonaden, Energy-Drinks, Kakao, Schokolade sowie koffeinhaltige Schmerzmittel und einiges mehr.
Kaum jemand ist sich bewusst, dass so oft gut und gerne über 500 Milligramm Koffein täglich aufgenommen werden. Das kann, zumindest während der Schwangerschaft, negative Konsequenzen nach sich ziehen. Wie eine Studie der zur schwedischen Universität von Göteborg gehörenden Sahlgrenska-Klinik belegen konnte, kann ein Zusammenhang zwischen dem Genuss von Koffein und dem Geburtsgewicht des Babys bestehen.
[box type=”info” style=”rounded”]Wieviel mg Koffein befindet sich in Kaffee und anderen Getränken?
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- Eine Tasse (150 ml) Filterkaffee enthalten cirka 80 mg Koffein.
- Löslicher Kaffee enthält etwa dieselbe Menge Koffein wie Filterkaffee.
- Ein Espresso (50 ml) enthält cirka 50 mg Koffein.
- Entkoffeinierter Kaffee enthält noch eine Restmenge von 4 mg Koffein. Dieselbe Menge findet man auch in Kakao.
- Eine Dose (250 ml) eines Energy-Drinks enthält ebenso cirka 80mg Koffein.
- Die Hälfte an Koffein (40mg) befindet sich in 0,33l Coca-Cola.
- Zartbitterschokolade kann bis zu 100 mg Koffein enthalten.
- Auch Schmerzmittel können Koffein enthalten!
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Schon 100 mg Koffein täglich können das Geburtsgewicht beeinflussen
Als Grundlage für diese Aussage dienten die Daten von 59.123 schwangeren Frauen. Die Schwangerschaft aller Teilnehmerinnen verlief ohne Komplikationen. Zudem waren alle Frauen Nichtraucherinnen und bei keiner bestand eine Mehrlingsschwangerschaft. In der 17ten, 22ten und 30ten Schwangerschaftswoche gaben die Frauen Auskunft über ihren Koffeinkonsum. Dabei wurde ebenfalls dokumentiert, aus welchen Quellen die Aufnahme erfolgte.
Diese Daten wurden verglichen mit dem Auftreten einer spontanen Frühgeburt, mit dem Geburtsgewicht sowie mit der Häufigkeit einer hypotrophen Frühgeburt, die vorliegt, wenn das Baby deutlich zu klein oder zu leicht im Verhältnis zur Schwangerschaftsdauer ist.
Ausgehend von einem durchschnittlichen Geburtsgewicht von 3,6 Kilogramm ergab sich, dass pro 100 Milligramm täglichen Kaffeekonsums der werdenden Mutter, das Geburtsgewicht der Babys um 21 und 28 Gramm geringer war als erwartet. Dies betraf das Geburtsgewicht isoliert betrachtet sowie das Verhältnis von Gewicht und Schwangerschaftsalter, also bezogen auf eine hypotrophe Frühgeburt.
Zusätzlich wurde herausgefunden, dass auch die Quelle des Koffeins eine Rolle spielt. Während Koffein grundsätzlich pro 100 Milligramm täglich die Schwangerschaft um fünf Stunden verlängerte, wirkte die gleiche Menge an Koffein aus Kaffee sogar um acht Stunden verlängernd auf die Schwangerschaft. 1
Englische Studie führt maximal 90 Gramm unterdurchschnittliches Geburtsgewicht auf Koffein zurück
Diesen Zusammenhang von Wachstumsstörungen während der Schwangerschaft und Koffein konnte auch eine weitere, diesmal britische Studie, die von Wissenschaftlern der Universitäten von Leicester und Leeds durchgeführt wurde, bestätigen. Die Daten von 2.635 Frauen mit einer komplikationsfreien Schwangerschaft wurden dazu aufgenommen.
Bei einer täglichen Koffein-Aufnahme von bis zu 200 Milligramm stellten die Forscher ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko fest, dass das Baby mit einem unterdurchschnittlichen Gewicht zur Welt kommt. Bei einem höheren Koffeinkonsum waren es gar 50 Prozent und maximal wurden 90 Gramm Untergewicht gewogen.2
Beide Studien lassen die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der sich auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) angeschlossen hat und die 300 Milligramm Koffein pro Tag für Schwangere als unbedenklich betrachtet, in einem kritischen Licht erscheinen. Die schwedischen Wissenschaftler empfehlen hier expliziert, diese offiziellen Empfehlungen zu überdenken. Für Schwangere bedeutet dies jedoch nicht, auf Kaffee, Tee und Co gänzlich verzichten zu müssen. Allerdings mehr als eine Tasse täglich sollte es nach diesen Studienergebnissen regelmäßig nicht sein.
[box type=”alert” style=”rounded”]Während die Auswirkungen auf Kind und Schwangerschaft von Kaffee und Koffein vergleichsweise gering sind, sollte Alkohol und Nikotin während der Schwangerschaft unbedingt radikal vermieden werden. Das Ungeborene benötigt 20 Mal so lange wie die Mutter, um Alkohol wieder abzubauen![/box]
Studien:
- Sengpiel, Verena, et al., “Maternal caffeine intake during pregnancy is associated with birth weight but not with gestational length: results from a large prospective observational cohort study”, BMC Medicine, Epub published ahead of print. ↩
- Konje, Justin C., et al., “Maternal caffeine intake during pregnancy and risk of fetal growth restriction: a large prospective observational study”, BMJ 2008;337:a2332, Epub published ahead of print ↩