Multivitamine machen rundum fitter und verbessern die Stimmung. Im Detail ist die Wirkung aber schwer zu analysieren, da es sich um eine Vielzahl von Wirkstoffen und im Ergebnis sehr subjektive Empfindungen handelt.
Wie schwierig es ist, Befindlichkeiten im Rahmen einer Beobachtungsstudie zu messen, zeigt eine aktuelle Untersuchung der australischen Swinburne Universität.1 Angetreten waren die Wissenschaftler, um den Einfluss von Multivitaminpräparaten auf das Stress- und Beklemmungsempfinden sowie die physische Ermattung zu ermitteln.
Herausgekommen ist dabei, dass nach wissenschaftlich aufgebauten Fragebögen und Bewertungsskalen kein Effekt feststellbar war. Nach dem individuellen Empfinden der Teilnehmer konnten jedoch in allen drei Punkten signifikante Verbesserungen erzielt werden.
Standardtests liefern keine signifikanten Ergebnisse
Die randomisierte, klinische Studie wurde mit 138 gesunden Personen im Alter von 20 bis 50 Jahren durchgeführt. Über einen Zeitraum von 16 Wochen nahm eine Gruppe ein Multivitaminpräparat ein, das reich an den Vitaminen des B-Komplexes, C und D war. Außerdem enthielt es eine Kombination an Mineralstoffen. Die zweite Gruppe erhielt ein Placebo.
Nach acht beziehungsweise 16 Wochen fanden in einer klinischen Situation eine Reihe standardisierter Tests statt. Insgesamt fünf Verfahren kamen hier zum Einsatz, darunter der GHQ-28, General Health Questionnaire, ein Fragebogen zur allgemeinen Gesundheit mit 28 Punkten, POMS, Profile of Mood States, mit Hilfe dessen ein Stimmungsprofil erstellt werden kann und die Chalder Fatigue Scale zur Ermittlung der Intensität einer Ermüdung. Keines dieser Verfahren zeigte eine signifikante Wirkung des Multivitaminpräparates auf die Stimmung.
In privater Situation am Telefon befragt, bestätigen Probanden positiven Multivitamin-Effekt auf die Stimmung
Parallel wurden die Probanden jedoch zusätzlich via Mobiltelefon in ihrem privaten Umfeld befragt. Hier konnten in der Tat signifikante Unterschiede im Wohlbefinden der Multivitamin-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe festgestellt werden. Stress- und Beklemmungsniveaus sowie Ermüdungserscheinungen waren bei den Teilnehmern, die die Vitamine einnahmen, deutlich reduziert.
Warum diese Ergebnisse in der klinischen Situation nicht gemessen wurden, konnten die Wissenschaftler nicht erklären. Tatsache jedoch ist, dass die meisten Menschen in Testsituationen genau auf dieses Ereignis reagieren und daher Befindlichkeitsmessungen keine relevanten Ergebnisse liefern. Zudem verleiten Fragebögen dazu, Antworten gemäß einer vermuteten Erwartung zu liefern.
Die australischen Wissenschaftler sind mit ihren Telefoninterviews einen sehr interessanten Weg gegangen, die Testsituation so weit wie möglich von den Probanden fernzuhalten. Dies dürfte dazu geführt haben, dass sich die Teilnehmer hier unbefangen mitteilen konnten, was die Authentizität dieser Aussagen unterstreicht. Leider ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung solch offener Befragungen aufgrund mangelnder Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit nur schwer möglich. Ein Dilemma, das die empirische Forschung wohl auch in Zukunft begleiten dürfte.
Studie:
- Pipingas, A., et al., “The effects of multivitamin supplementation on mood and general well-being in healthy young adults. A laboratory and at-home mobile phone assessment”, Appetite, Epub published ahead of print. ↩