Eine Studie aus 2016 zeigt verbesserte Triglycerid– und Cholesterinwerte bei hohem Omega-3-Index, aber erhöhte Risiken bei niedrigen Werten vornehmlich bei Frauen.
Normalerweise werden Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente danach bewertet, welche Tagesdosis von ihnen eingenommen wird. Das ist in vielen Fällen allerdings weniger sinnvoll, da mit der Einnahmemenge nicht beschrieben wird, in welchem Umfang die betreffenden Stoffe vom Organismus aufgenommen werden (“Bioverfügbarkeit”). Auch ist eine Beschreibung der Wirkung anhand der Zufuhr oft nicht präzise möglich. Also wird zur präzisen Bestimmung der vorhandenen, wirksamen Menge immer häufiger empfohlen, den Gehalt im Blutserum oder den Blutspiegel heranzuziehen.
Omega-3-Blutwerte seit 2002 standardisiert
Eine recht junge Entwicklung in diesem Zusammenhang ist die Etablierung des sogenannten Omega-3-Index. Er wurde erstmals im Jahre 2002 von US-amerikanischen Wissenschaftlern der Sanford Universität und der Ludwig Maximilians-Universität in München definiert und eingeführt. Dieser Index beschreibt den Anteil, den die beiden Omega-3-Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) am Gesamtfettsäure-Gehalt in den roten Blutkörperchen ausmachen. Zu seiner Feststellung werden standardisierte Messverfahren verwendet. Daher heißt der Index auch standardisierter HS-Omega-3 Index und ist patentiert.
Omega-3-Index hat sich als aussagekräftig erwiesen
In zahlreichen Studien hat sich gezeigt, dass über den Omega-3 Index hervorragend Aussagen zum Risiko eines plötzlichen Herztodes sowie zur Wahrscheinlichkeit von nicht-tödlichen Herz-Kreislauf-Ereignissen gemacht werden können. Als erstrebenswert hat sich dabei ein Index-Wert herausgestellt, der zwischen acht und elf Prozent liegt.
In Deutschland beispielsweise werden jedoch häufig nur deutlich geringere Niveaus erreicht, wobei ein Index-Wert von vier Prozent keine Seltenheit ist. Dies wird mit erhöhten Risiken für Herzleiden aber Erkrankungen des Hirns sowie Einschränkungen seiner Funktionstüchtigkeit verbunden.
Neue Omega-3-Studie mit Teilnehmern im fortgeschrittenen Alter
Eine aktuelle Studie von Forschern der Universität von Newcastle in New South Wales, Australien, bestätigt die Aussagekraft des Omega-3 Index nun nochmals. Für sie wurden die Daten von 276 älteren Personen, die an der Retirement Health and Lifestyle Study (Studie zu Gesundheit und Lebensstil im Ruhestand) teilgenommen hatten, nach dem standardisierten Verfahren analysiert und ausgewertet. Zum Zeitpunkt der Untersuchung waren die Teilnehmer bei einem Durchschnittsalter von 77,6 Jahren zwischen 65 und 95 Jahre alt.
Omega-3 ist günstig für Triglycerid-Werte, Gesamtcholesterin-Verhältnis und HDL-Spiegel
Im Wesentlichen kamen die Wissenschaftler dabei zu drei Resultaten:
- Bei denjenigen Personen, deren Blut den höchsten Omega-3-Index aufwies, lagen die Triglycerid-Werte um 28 Prozent unter denjenigen der Teilnehmer mit dem niedrigsten Omega-3-Index.
- Der höhere Omega-3-Index hatte zudem einen günstigen Einfluss auf das Verhältnis von Gesamtcholesterin und HDL-Cholesterin.
- Auch beim HDL-Spiegel für sich betrachtet konnten Verbesserungen bei einem hohen Omega-3-Index festgestellt werden.
Niedriger Omega-3-Index möglicherweise für Frauen noch gefährlicher
Auf der anderen Seite ergab sich daraus die Schlussfolgerung, dass ein niedriger Omega-3-Status mit einem erhöhten Risiko zur Entwicklung einer Hypertriglyceridämie verbunden ist. Dies konnte anhand der Teilnehmerdaten signifikant allerdings lediglich für die weiblichen Testpersonen bestätigt werden. Nur bei den Frauen mit dem niedrigsten Omega-3-Index war die Wahrscheinlichkeit für einen erhöhten Triglyceridspiegel am höchsten.
Diese verstärkte Gefährdung wurde jedoch dadurch ausgeglichen, dass insgesamt die Frauen in der Untersuchung durchschnittlich einen höheren Omega-3-Index aufwiesen als die Männer.
Wechselwirkung zwischen Omega 3 und Sexualhormonen möglich
Damit werde, so die Forscher, nicht nur die Bedeutung der Standardisierung des Omega-3-Index zur Früherkennung von Risikofaktoren und Verhinderung von Herz-Kreislauferkrankungen bestätigt. Es werde auch die Notwendigkeit unterstrichen, Interventionsstudien zur Langzeitvergabe von mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren durchzuführen, die in ihrem Aufbau Geschlechts- und Altersunterschiede berücksichtigen.
Es könne nämlich auch sein, dass eine mögliche Wechselwirkung von Sexualhormonen und Omega-3 Fettsäuren beachtet werden muss. Von diesen zukünftigen, differenzierteren Studien versprechen sich die Wissenschaftler optimierte Einnahmeempfehlungen nach individuellen Merkmalen der einnehmenden Personen.
Quelle: Ferguson, J. J., et al., Association between omega-3 index and blood lipids in older Australians, J Nutr Biochem. 2016 Jan;27, S. 233 – 40.