Die Wichtigkeit von Omega-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft und Stillzeit für die Entwicklung von Gehirn, Nerven und Augen ist seit längerem bekannt. Jetzt wurde in einer britischen Studie auch die positive Wirkung auf das Immunsystem und die Haut des Babys nachgewiesen.
Im letzten Drittel der Schwangerschaft öfter mal Lachs genießen und damit das Immunsystem des Babys stärken, das ist der Tipp britischer Ärzte. Gewöhnlich sind Ratschläge zur gesunden Ernährung mit Entbehrungen verbunden. Das ist sicher ein Grund dafür, warum sie so wirkungslos verhallen und nicht befolgt werden. Manchmal wird aber auch übersehen, dass Genuss an sich bereits gesundheitsfördernde Wirkungen hat und eine karge aber lobenswerte Diät so an der Lebensfreude zehren kann, dass sie zu Erkrankungen führt.
Da ist es doch viel schöner, Ratschläge zur Gesundheitsversorgung geben zu können, die sich mit kulinarischen Empfehlungen bestens kombinieren lassen. Genau an diesem Punkt leistet eine britische Studie, die an der Universität von Southampton angestellt wurde, einen wertvollen Beitrag für werdende Mütter. Hier stellen die Wissenschaftler nämlich fest, dass der Genuss von wöchentlich zwei Lachsmahlzeiten während der Schwangerschaft das Immunsystem des Säuglings stärken kann.1
Lachs enthält nicht nur Omega-3 sondern auch Vitamin D und Selen
An der randomisierten Studie nahmen 123 schwangere Frauen teil, von der die eine Gruppe sich wie gewohnt ernährte und selten fetten Fisch verzehrte. Die Frauen der zweiten Gruppe nahm zweimal wöchentlich ein Lachsgericht zu sich und damit im gleichen Zeitraum 3,45 Gramm der mehrfach ungesättigten, langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Bei 101 Frauen waren die Daten der Nabelschnuruntersuchung ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zur Entbindung auswertbar. Danach konnten 86 Säuglinge im Alter von sechs Monaten adäquate Untersuchungsergebnisse liefern.
Hier fiel auf, dass in der Lachs-Gruppe bestimmte Immunfaktoren niedriger waren, wenn die Blutproben einer Immunstimulans ausgesetzt wurden. Dies traf insbesondere auf die Interleukine, also Botenstoffe des Immunsystems, IL-2, IL-4, IL-5 und IL-10 zu. Anderseits konnten bei den Babys aus der Lachs-Gruppe weder ein erhöhtes Niveau an Antikörpern festgestellt werden noch eine Veränderung in der Häufigkeit und Schwere von Ekzemen.
Das Immunsystem der Babys, deren Mütter Omega-3-reich ernährt haben, war also deutlich besser ausgebildet.
Bezüglich der Stärkung des Immunsystems fügten die Wissenschaftler hinzu, dass hier möglicherweise nicht nur die Omega-3-Fettsäuren beteiligt waren sondern in Kombination darüber hinaus andere Inhaltsstoffes des Lachses, vorzüglich Vitamin D und Selen. An Vitamin D mangelt es den meisten werdenden Müttern laut einer Studie aus 2007.2
Möglicherweise EPA- und DHA-Dosis zu gering
Auch von anderer Seite wurden die Studienergebnisse begrüßt, unter anderem auch deswegen, weil es die erste Untersuchung zum Einfluss einer lachsreichen Ernährung während der Schwangerschaft auf das Immunsystem des Babys ist.
Gretchen Vannice, eine in den USA bekannte Ernährungsberaterin und Autorin, merkt jedoch an, dass mit den Lachsmahlzeiten auf den Tag umgerechnet etwa 160 Milligramm EPA und 330 Milligramm DHA aufgenommen wurde. EPA und DHA sind die beiden wirksamen Bestandteile von Omega-3-Fettsäuren. Diese Menge bewege sich nur knapp über der notwendigen Mindestmenge von 300 Milligramm DHA zur gesunden Ausbildung von Augen und Hirngewebe des Fötus. Vannice gibt zu bedenken, dass in der klinischen Forschung Dosen von über 1.000 Milligramm DHA sowie zusätzlich EPA eingesetzt werden.
Daraus schließt sie, dass die Omega-3-Konzentrationen in den Lachsportionen möglicherweise zu gering seien, das Immunsystem von Babys zu stärken, in deren Familien entsprechende Überempfindlichkeiten vorhanden sind.
Was gibt es bei Lachs während der Schwangerschaft zu bedenken?
Bei Fischgerichten schwingt zudem immer die Sorge über Belastungen insbesondere durch Quecksilber mit. Sehr fetthaltige Fische wie der Lachs nehmen allerdings weniger Schwermetalle auf. Im Heft 12/2012 kann die Stiftung Warentest daher auch beruhigen, indem sie bestätigt, in keiner von 21 Proben tiefgefrorenen Lachsfilets Gifte entdeckt zu haben.
Andere Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass gerade Wildlachs mit PCB und Dioxin in geringen Mengen belastet sein kann. Zudem ist der Alaska-Seelachs überfischt und bedroht. Sollten die Bedenken, Lachs während der Schwangerschaft zu verzehren, überwiegen, sind in jedem Falle Fischöl-Kapseln sowie mindestens eine zusätzliche Vitamin-D-Versorgung empfehlenswert.
Studie:
- Noakes, P. S., et al., “Increased intake of oily fish in pregnancy: effects on neonatal immune responses and on clinical outcomes in infants at 6 mo”, American Journal of Clinical Nutrition, Epub published ahead of print. ↩
- Bodnar, Lisa M. et al., “High Prevalence of Vitamin D Insufficiency in Black and White Pregnant Women Residing in the Northern United States and Their Neonates”, Journal of Nutrition 2007 137: 447-452 ↩