Der Eisen-Gehalt im Serum hat direkte Auswirkungen auf die Verminderung des Parkinson-Risikos
Eisen gehört unbestritten zu den Spurenelementen, an denen sehr häufig ein Mangel zu beobachten ist. Wenn eine Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel nur bei einer ärztlichen Indikation empfohlen wird, hat das den Hintergrund, dass Eisen nur schwer an den Stellen im Körper eingebaut wird, an denen es seine positiven Wirkungen entfaltet. Geschieht dies nicht, kann es passieren, dass es in der Leber mit langfristig gesundheitsschädlichen Folgen gespeichert wird. Hier wird sogar eine Begünstigung der Parkinson-Krankheit angenommen. Gerade in diesem Zusammenhang belegt eine neue Studie der hoch angesehenen Europäischen Akademie Bozen (EURAC) in Südtirol, Italien, dass eine Eisensupplementierung einen gegenteiligen, das Parkinson-Risiko reduzierenden Effekt haben kann.1
Was auf den ersten Blick verwirrend, ja sogar verunsichernd erscheint, klärt sich bei näherer Betrachtung jedoch recht schnell auf. Den südtiroler Wissenschaftlern geht es um die Eisenkonzentration im Blut, wo es in den Erythrozyten genannten roten Blutkörperchen an das Hämoglobin gebunden ist. Eine negative Wirkung oder Überdosierung ist hier nicht belegt. Vielmehr ist Hämoglobin für den Sauerstofftransport im Blutkreislauf verantwortlich, was die Versorgung des gesamten Organismus mit Nährstoffen fördert.
Umfangreiche Meta-Analyse deckt die Wirkung von Eisen gegen Parkinson auf
Als Grundlage dienten den Forschern aus dem schönen Südtirol für ihre Meta-Analyse die Daten aus mehreren Studien, die Auskunft über gut 130.000 Probanden aus Europa, Nordamerika und Australien lieferten. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Prävalenz für Parkinson, also das Risiko, zu erkranken, mit je zehn Mikrogramm Eisen pro Deziliter Blutserum um drei Prozent abnahm. Anhand der Daten von insgesamt 21.567 Probanden wurde eine das gesamte Genom umfassende Analyse des Einflusses der beiden Gene High Iron Fe (HFE) oder hereditäre-Hämochromatose-Protein und des Transmembrane protease serine 6 (TMPRSS6) auf den Eisengehalt im Blut durchgeführt.
Diese Gene können in unterschiedlichen Varianten vorkommen. Das wird in der Genetik Polymorphismus genannt. Drei dieser Polymorphismen standen bei der Untersuchung der Forscher im Vordergrund. Um nun zu beurteilen, welchen Einfluss diese Gene sowie die mit ihnen verbundene Eisenkonzentration im Serum haben, kamen die Untersuchungsergebnisse von weiteren 20.809 Personen unter die Lupe der Wissenschaftler. Zusätzlich wurden 88.892 Probanden in einer Kontrollgruppe erfasst.
Vermutungen zum Wirkmechanismus von Eisen gegen Parkinson
Obgleich die Ursachen der Parkinson-Krankheit nach wie vor im Dunkeln liegen, konnten die Forscher der bozener Akademie doch Hypothesen erhärten, dass ein geringes Eisen-Niveau im Serum mit einer verringerten Funktion von neuronalen Enzymen beziehungsweise Rezeptoren verbunden ist.
Dies beruht darauf, dass Eisen ein entscheidender Kofaktor von Tyrosinhydroxylase, dem Enzym, das den Stoffwechsel der Aminosäure L-Tyrosin zu Levodopa katalysiert, ist, die wiederum eine entscheidende Rolle bei der Synthese von Monoamin-Neurotransmittern spielt und an der Entwicklung dopaminerger Nervenzellen beteiligt ist. Darüber hinaus vermuten die Wissenschaftler, dass ein niedriges Eisen-Niveau die Speicherung von Eisen im neuronalen System verhindert. Dort liegt es als Ferritin oder Depot-Eisen vor und ein Mangel kann zur Folge haben, dass zu wenig Eisen für neuronale Enzyme zur Verfügung steht. Es sind also mehrere Faktoren, die mit dem Entstehen der Parkinson-Krankheit verbunden sind, an denen ein Eisen-Mangel beteiligt sein kann.
Quelle:
- Pichler, I., et al., „Serum Iron Levels and the Risk of Parkinson Disease: A Mendelian Randomization Study“, PLoS Med, Epub published ahead of print. ↩