Bei Zinkmangel droht Diabetes-Patienten ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko. Das hat eine zusammenfassende Analyse der Studienlage durch australische Mediziner ergeben.
In einer jüngst erschienenen Übersichtsstudie haben sich Wissenschaftler der Universität von Otago, Neuseeland, und der Universität von Sydney, Australien, mit dem essentiellen Spurenelement Zink beschäftigt. Dabei ging es Ihnen um den Einfluss des Mineralstoffs auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen insbesondere bei Risikogruppen. Im Fokus standen hier Patienten mit einem Typ-2-Diabetes sowie solche, bei denen bestimmte Herzuntersuchungen wie eine Koronarangiographie vorgenommen wurden.
Erste systematische Studienübersicht zu Zink und Diabetes
Hinweise auf erhöhte Herz-Risiken bei einem Zinkmangel sowie verminderte bei einer guten Versorgung mit dem Spurenelement gibt es schon seit längerem. Allerdings fehlen in diesem Zusammenhang systematische Darstellungen. Dies hat unter anderem zur Folge, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) es bisher ablehnt, eine gesundheitsbezogene Aussage (Health Claim) zu den herzschützenden Wirkungen von Zink zuzulassen. Für sie ist einfach die Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Zink und der Herz-Kreislauf-Gesundheit nicht hinreichend belegt.
Höchste Zeit also, dass bestehende Forschungsergebnisse überprüft und gewürdigt werden, um Lücken in der Erkenntnislage zu definieren, die zukünftige Untersuchungen schließen können. Die vorliegende Arbeit ist ein erster Schritt in diese Richtung.
Mehrzahl vorhandener Studien sieht Effekt von Zink zur Vermeidung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Insgesamt 14 Studien standen dafür auf dem Prüfstand. Damit lagen die Daten von rund 92.000 Herz-Kreislauferkrankungen mit oder ohne Bezug zu knapp 335.000 Fällen eines Typ-2-Diabetes vor. In drei von je fünf Studien konnte eine Verbindung zwischen höheren Serumwerten an Zink und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt werden.
Niedriger Zinkspiegel erhöht Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko
Aber auch eine Risikoerhöhung bei niedrigen Zink-Werten wurde belegt. So stellt eine Studie fest, dass Diabetes-Patienten mit einem Serumspiegel von weniger als 14,1 Mikromol Zink pro Liter zu 37 Prozent häufiger einen Herzinfarkt erleiden (1). Eine andere Studie fand heraus, dass das mit einem Herz-Kreislauf-Ereignis verbundene Sterblichkeitsrisiko signifikant ansteigt, wenn der Zinkspiegel unter 11,9 Nanomol je Liter liegt (2).
Erkenntnisse durch weitere Studien absichern und präzisieren
Insgesamt lagen die bei weitem meisten Zinkwerte in allen begutachteten Studien zwischen zehn und 18 Nanomol pro Liter Serum. In Anbetracht der Daten zu Risikosteigerungen schließen die Autoren, dass für Herz-Kreislauf-Risikogruppen ein Wert in den oberen Regionen dieses Bereichs erstrebenswert ist. Daher sehen sie insbesondere für Diabetes-Patienten mögliche Vorteile, durch eine ergänzende Behandlung mit Zink-Präparaten. Ein klare Empfehlung können die neuseeländisch-australischen Forscher allerdings noch nicht aussprechen, da ihre Schlussfolgerungen auf einer unvollständigen Beweisgrundlage beruhen.
Vielmehr seien weitere Untersuchungen zu den Wirkmechanismen von Zink zur Verminderung von Risiken bei der Entstehung und Entwicklung chronischer Krankheiten erforderlich. Hierbei müsse insbesondere die Bioverfügbarkeit von Zink berücksichtigt werden. Außerdem sollten zukünftige Studien mögliche Wirkungsunterschiede abhängig von der Zink-Quelle klären sowie die Ergebnisse einer angemessenen statistischen Anpassung unterziehen (3).
Damit scheint mit Zink neben Aminosäuren (L-Carnitin, L-Arginin), Chrom, Vitamin C, Vitamin E, B-Vitaminen (B6, B12, Folsäure) und Inositol ein weiterer sehr wichtiger Mikronährstoff für Diabetiker gefunden zu sein. Da laut Nationaler Verzehrsstudie II (2008) bei rund 28% der Deutschen ein Zinkmangel vorliegt (nicht ausreichende Zinkzufuhr mit der Nahrung), sollte man auf jeden Fall eine Nahrungsergänzung mit Zink in Betracht ziehen.
Quellen:
(1) Soinio, M., et al., Serum zinc level and coronary heart disease events in patients with type 2 diabetes. Diabetes Care 2007, 30, S. 523 – 528.
(2) Pilz, S., Low serum zinc concentrations predict mortality in patients referred to coronary angiography. Br. J. Nutr. 2009, 101, S. 1534 – 1540.
(3) Samman, S., et al., Zinc Status and Risk of Cardiovascular Diseases and Type 2 Diabetes Mellitus – A Systematic Review of Prospective Cohort Studies, Nutrients. 2016 Nov 5;8(11), Epub published ahead of print.