Oxford-Studie legt positive Effekte gegen Verhaltensauffälligkeiten bei Jugendlichen durch Vitamin-Mineralsstoff-Omega-3-Ergänzung nahe
Eine Pille für gutes Benehmen gibt es nicht? Die meisten würden hier wohl spontan zustimmen. Wissenschaftler der altehrwürdigen Oxford Universität, Vereinigtes Königreich, haben aber möglicherweise Hinweise auf eine andere Antwort gefunden. Sie führten mit 196 britischen Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie durch, bei der der Einfluss eines Vitamin-Mineralstoff-Omega-3 Multipräparates auf das Verhalten der Teilnehmer erforscht werden sollte.
Einfluss bei Heranwachsenden mit Verhaltensstörungen belegt
Hintergrund der Untersuchung waren auch Ergebnisse früherer Studien unter Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Entwicklungsstörungen wie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Hier wurde bereits festgestellt, dass eine Mangelernährung mit Verhaltensauffälligkeiten wie Aufmerksamkeitsstörungen, Aggression sowie Sozialisationsdefiziten verbunden sein kann. Eine besondere Anfälligkeit für antisoziales sowie aggressives Verhalten scheint bei diesen Heranwachsenden verstärkt dann gegeben zu sein, wenn ein Mangel an Mikronährstoffen und Omega-3-Fettsäuren besteht.
Wirken die Mikronährstoffe und Omega-3 auch bei verhaltensunauffälligen Jugendlichen?
Bisher ging es dabei aber immer um jugendliche Personengruppen, die einem Störungs– oder Krankheitsbild zugeordnet werden können. Die britischen Forscher nahmen sich nun vor, eine Untersuchung an Jugendlichen mit einem normalen Verhaltensprofil durchzufĂĽhren. Daher wählten sie Heranwachsende aus, die ein fĂĽr die Altersgruppe typisches Verhalten aufwiesen.
Vielleicht auch nicht untypisch für Teenager: Zu Beginn der Untersuchung waren die Blutwerte an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Omega 3 ebenso wie Omega 6, sowie der Vitamin- und Mineralstoffspiegel bei allen Testpersonen gering.
Die Einnahme des Multipräparates verbessert Blutwerte …
Über einen Zeitraum von 12 Wochen bekam nun ein Teil der Jugendlichen ein Präparat, das nicht nur Vitamine und Mineralstoffe enthielt, sondern zudem auch noch eine Omega-3-Tagesdosis von 165 Milligramm Eicosapentaensäure (EPA) und 116 Milligramm Docosahexaensäure (DHA). Die übrigen Teenager erhielten ein Placebo. Am Ende der Einnahmephase wurden Omega-3-, Omega-6-, Vitamin- sowie Mineralstoff-Blutspiegel erneut gemessen. Wie nicht anders zu erwarten, waren hier Verbesserungen bei den Werten für die mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Folsäure, Vitamin C und Vitamin D unter denjenigen Heranwachsenden festzustellen, die das Multipräparat einnahmen. Davon nicht betroffen waren allerdings die Werte für Eisen und Ferritin oder Depot-Eisen.
… aber was ist mit dem Verhalten?
Parallel dazu wurden Verhaltensänderungen erfasst. Dazu dienten einerseits disziplinarische Einschätzungen der Schule, die an britischen Bildungseinrichtungen generell vorgenommen werden. Andererseits fĂĽhrten die Wissenschaftler aber auch Analysen mit dem Conners‘ Teacher Ratings Test durch. Dabei handelt es sich um ein häufig eingesetztes, standardisiertes und in seiner Eignung bestätigtes Verfahren zur Bewertung von Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen. Hier konnte eine Verbesserung des Verhaltens in der Ergänzungs-Gruppe festgestellt werden, eine Verschlechterung jedoch bei den Jugendlichen, die nur ein Placebo bekamen.
Dennoch zeigten die Resultate aufgrund der Auswahl insgesamt unauffälliger Schüler nur eine Tendenz
Eine große Schwäche der Studie war allerdings, dass sie an einer Einrichtung durchgeführt wurde, in der Disziplinar-Verstöße allgemein weniger zum Schulalltag gehören. Im Laufe des Schulhalbjahres kam es zwar in beiden Gruppen zu einer signifikanten Steigerung der Verstöße um 25 Prozent.
Während jedoch diejenigen Jugendlichen die zu Beginn des Beobachtungszeitraumes am wenigsten verhaltensauffällig waren, die Anzahl ihrer Vergehen erhöhte, kam es bei den SchĂĽlern mit der höchsten Anfangs-Verhaltensauffälligkeit zu einer Verbesserung mit den Vitaminen, Mineralstoffen und Omega 3. Aufgrund der geringen Anzahl an Disziplinproblemen insgesamt, konnte hier jedoch die statistische Relevanz der Ergebnisse nicht scharf präzisiert eingestuft werden. Dennoch kommen die Forscher zu dem Schluss, dass zumindest nach Conners‘ Teacher Ratings Test eine Multiergänzung eine gewisse Schutzwirkung gegen die Zunahme von Verhaltensauffälligkeiten haben kann.
Quelle: Tammam, J. D., et al., A randomised double-blind placebo-controlled trial investigating the behavioural effects of vitamin, mineral and n-3 fatty acid supplementation in typically developing adolescent schoolchildren, Br J Nutr. 2016 Jan;115(2), S. 361 – 73.