Olivenöl kann die Widerstandfähigkeit des Organismus gegen Feinstäube stärken
Umweltbelastungen sind weltweit und trotz aller wohlmeinenden internationalen Konferenzen leider in steigendem Maße allgegenwärtig. Während wir uns diesen negativen Einflüssen kaum entziehen können, scheint es aber doch Möglichkeiten zu geben, die Widerstandsfähigkeit des Organismus beispielsweise gegen Feinstäube zu unterstützen. Zu diesem Ergebnis kommen US-amerikanische Wissenschaftler der zum Gesundheitsamt von North Carolina gehörenden Environmental Public Health Division.
Olivenöl gegen Fischöl – was wirkt besser?
Sie haben dazu 42 Personen im Alter von 57 bis 59 Jahren nach dem Zufallsprinzip auf drei Gruppen verteilt. Die Mitglieder einer dieser Gruppen bekamen über einen Zeitraum von vier Wochen täglich eine Ergänzung, die drei Gramm Olivenöl enthielt. Es bestand zu 73 Prozent aus der einfach ungesättigten Omega-9-Fettsäure Oleinsäure. Die gesättigte Fettsäure Palmitinsäure machte 12 Prozent aus.
In der zweiten Gruppe bekamen die Teilnehmer während einer identischen Einnahmeperiode die gleiche Menge an Fischöl verabreicht. Es enthielt 1.230 Milligramm Eicosapentaensäure (EPA) und 833 Milligramm Docosahexaensäure (DHA) also zusammen etwas über 2.000 Milligramm mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren. Die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe, in der kein Präparat vergeben wurde. Alle Teilnehmer wurden vier Wochen lang täglich über zwei Stunden einer Belastung durch durchschnittlich 253 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Atemluft ausgesetzt.
Angesichts dessen, dass das Bundesumweltamt einen Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter angibt, lag hier schon eine recht massive Luftverunreinigung vor. Die Einnahme von Oliven- oder Fischöl erfolgte jeweils unmittelbar vor dieser Belastungsphase.
Nur in einer Gruppe konnten negative Auswirkungen des Feinstaubes statistisch relevant vermindert werden
Vor, unmittelbar nach sowie 20 Stunden nach jeder Feinstaubkontamination wurde bei den Testpersonen, die Zellfunktion der Gefäßinnenwände oder Endothel-Funktion überprüft. Diese Funktion wird am besten über die flussvermittelte Dilatation (FMD) an der Brachialarterie ermittelt. Dabei handelt es sich um den Grad der Erschlaffung der Gefäße, auf den die Endothel-Zellen wesentlich Einfluss nehmen.
Dies hat unter anderem einen günstigen Einfluss auf den Blutdruck aber auch auf die Geschmeidigkeit der Gefäße. Bei einer Belastung wie im vorliegenden Fall durch Feinstaub ist anzunehmen, dass die Endothel-Funktion behindert wird und daher der FMD-Wert abnimmt. Dies geschah auch bei denjenigen Teilnehmern, die keine Ergänzung zu sich nahmen. Ihr FMD-Wert sank, unmittelbar nachdem sie für 120 Minuten den Feinstäuben ausgesetzt waren, durchschnittlich um rund 20 Prozent. Zudem stieg bei ihnen die Anzahl der Biomarker für Entzündungen um 17 Prozent. Mit knapp 14 Prozent war die FMD-Reduzierung in der Fischöl- Gruppe ebenfalls signifikant. Auch in der Olivenöl-Gruppe verringerte sich der FMD-Wert. Dies geschah allerdings nur um 7,6 Prozent, was um einige Punkte unterhalb der statistischen Signifikanz-Grenze lag.
Vermutungen über Wirkmechanismen von Olivenöl im Unterschied zu Fischöl
Obwohl der Wirkmechanismus, der zu diesen Resultaten führte, nicht im Fokus der Studie stand, gehen die US-amerikanischen Wissenschaftler doch davon aus, dass die Oleinsäure eine wesentliche Rolle dabei spielt, dass Olivenöl eine FMD-Reduktion am wirksamsten verhindern konnte. Sie hat antioxidative sowie entzündungshemmende Eigenschaften. Außerdem wurde bei Oleinsäure bereits durch frühere Studien nachgewiesen, dass sie bei gesunden bis leicht zu erhöhtem Blutdruck neigenden Personen die Endothel-Funktion sowie FMD-Werte verbessern und den Blutdruck senken kann.
Die für manchen sicher enttäuschende Tatsache, dass Fischöl so gut wie gar keine Schutzwirkung gegen die Einflüsse von Feinstäuben auf den Organismus entfaltet, erklären die Wissenschaftler ebenfalls mit Erfahrungen aus der Vergangenheit. So konnten EPA und DHA bisher nicht mit einer FMD-Verbesserung bei gesunden Personen in Verbindung gebracht werden. Omega-3-Fettsäuren zeigen vielmehr bei Menschen mit hohen Blutfettwerten, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Diabetes ihre Stärken durch eine Verbesserung der angegriffenen Gefäßgesundheit.
Quelle: Tong, H., Dietary Supplementation with Olive Oil or Fish Oil and Vascular Effects of Concentrated Ambient Particulate Matter Exposure in Human Volunteers, Environ Health Perspect. 2015 Nov;123(11), S. 1173 – 79.