Kann ein Vitamin-D-Mangel zu Übergewicht führen oder reduziert eine Fettleibigkeit den Vitamin-D-Spiegel? Jedenfalls besteht ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem Körpergewicht: Übergewichtige Menschen weisen überdurchschnittlich häufig einen Mangel des Sonnenvitamins auf!
Beim Blick ins Photoalbum oder während der Anprobe lange nicht getragener Kleidungsstücke fällt oft auf, dass im Laufe der Jahre das eine oder andere Kilo auf die Hüfte oder anderen Stellen gelangt ist, die vormals rank und schlank waren. Spanische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass eine Unterversorgung mit Vitamin D dafür mitverantwortlich sein kann.1
Was ist Ursache, was Wirkung?
Diese Aussage gilt jedoch als umstritten. Obgleich ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und Vitamin D erwiesen ist, besteht dennoch Unklarheit darüber, ob ein Vitamin-D-Mangel die Gewichtszunahme begünstigt oder ob die überzähligen Pfunde zu einem Defizit an Vitamin D führen.
So kam ein international besetztes Forscherteam unter der Leitung von Dr. Karani Vimaleswaran vom University College London, Vereinigtes Königreich, aufgrund eines bidirektionalen genetischen Ansatzes zu dem Schluss, dass ein höherer Body Mass Index (BMI) zu einem niedrigeren Gehalt an 25(OH)Vitamin-D3 im Blut führt. 25(OH)Vitamin-D3 ist die im Körper gebildete, noch inaktive Form des Vitamins. Geringen Konzentrationen von 25(OH)Vitamin-D3 maßen die Wissenschaftler nur einen marginalen Einfluss auf den BMI zu.2
Langzeitstudie mit drei Untersuchungsphasen gibt Antworten
Hinweise darauf, dass es anders aussehen könnte, fanden die spanischen Forscher vom Hospital Regional Universitario Carlos Haya de Malaga. Für ihre populationsbasierte Kohortenstudie führten sie zunächst in den Jahren 1996 bis 1998 an 1.226 Probanden eine klinische Untersuchung inklusive eines oralen Glukosetoleranz-Tests sowie eines Interviews durch. Dies wurde 2002 bis 2004 in einer zweiten Untersuchungsphase wiederholt. Hierbei wurden auch die 25(OH)Vitamin-D3-Werte gemessen. Zwischen 2005 und 2007 fand dann eine dritte Untersuchung statt.
Während der ersten Untersuchung konnte bei 28,1 Prozent der Teilnehmer eine Fettleibigkeit festgestellt werden. Bei der zweiten Untersuchung waren es schon 36,2 Prozent und bei der dritten 39,5 Prozent. Ein Mangel an Vitamin D, den die Wissenschaftler bei ab 20 Nanogramm pro Milliliter Serum oder weniger diagnostizierten, lag bei 34,7 Prozent der Teilnehmer vor.
Studienergebnis: Fettleibigkeit hat keinen Einfluss auf Vitamin-D-Spiegel, aber Vitamin-D-Mangel hat Auswirkung auf Gewichtszunahme
Dabei stellten die Forscher fest, dass weder eine Fettleibigkeit zu Studienbeginn noch die Entwicklung einer solchen bis zur zweiten Untersuchung einen signifikanten Einfluss auf den Vitamin-D-Status bei der zweiten Auswertung hatte. Die Schlussfolgerung kann hier nur sein, dass das Übergewicht den Vitamin-D-Spiegel nicht beeinflusst.
Anders sah es in der dritten Untersuchung aus. Bei der wurden die Folgen einer Unterversorgung mit Vitamin D analysiert. Hier zeigte sich, dass Personen, die beim zweiten Test noch kein Übergewicht hatten, bei denen jedoch 17 Nanogramm 25(OH)Vitamin D3 oder weniger gemessen wurden, ein signifikant erhöhtes Risiko hatten, innerhalb der nächsten vier Jahre erhebliche Fettpolster zuzulegen. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in London schlossen die Spanier daraus, dass ein Vitamin-D-Mangel doch mit der Entwicklung einer Fettleibigkeit assoziiert werden kann.
Quelle:
- Gonalez-Molero, I., et al., „Hypovitaminosis D and incidence of obesity: a prospective study“, European Journal of Clinical Nutrition, Volume 67, Pages 680 – 682. ↩
- Vimaleswaran, Karani, et al., „Causal Relationship between Obesity and Vitamin D Status: Bi-Directional Mendelian Randomization Analysis of Multiple Cohorts“, Plos Medicine, Epub published ahead of print. ↩