Eine Zufallsentdeckung zeigt den erstaunlichen Effekt von Vitamin E auf eine bei Fettleber häufige Lebererkrankung.
Oft geschieht es in den Wissenschaften, dass neue Erkenntnisse per Zufall ans Tageslicht kommen. So ist auch eine Entdeckung an der Case Western Reserve University in Cleveland, Ohio, USA, zustande gekommen, von der der Studienleiter Prof. Danny Manor überzeugt ist, dass sie einen erheblichen Einfluss auf die öffentliche Gesundheit haben kann.1 Tatsächlich geht es um die Einnahme von Vitamin E, um den Symptomen von Lebererkrankungen, die mit Fettleibigkeit einhergehen, entgegenzuwirken. Die Bedeutung dieser Erkenntnisse, zeigen Angaben der OECD, nach denen in den USA etwa 70 Prozent der Einwohner übergewichtig und davon fast 35 Prozent fettleibig sind. In Deutschland haben die Hälfte der Frauen und 60 Prozent der Männer Übergewicht. Bei jeweils 16 Prozent muss von Fettleibigkeit gesprochen werden.
Fettleber kann tödliche Folgen haben
Zu den zahlreichen Erkrankungen, die mit einer Fettleibigkeit, wissenschaftlich Adipositas genannt, einhergehen gehört auch die nicht-alkoholbedingte Steatohepatitis (NASH). Es handelt sich dabei um eine häufige Komplikation bei Fettleibigkeit, die durch Ansammlung von Fett, oxidativem Stress und entzündlichen Prozessen in der Leber gekennzeichnet ist.
Zudem ist NASH die schwerste Form der nicht-alkoholbedingten Fettleber und eine der Hauptursachen für Gewebevernarbungen wie der Leberzirrhose, die zu Leberversagen und zu Leberkrebs führen kann. Derzeit gibt es keine Behandlung gegen NASH. Daher stellt die Erkrankung einen der häufigsten Gründe für eine Lebertransplantation dar.
Vitamin E verhindert NASH-Symptome
Doch zunächst ging es den Forschern aus Ohio gar nicht darum, sich mit NASH und möglichen Gegenstrategien zu beschäftigen. Ihr Untersuchungsgegenstand befasste sich mit den Auswirkungen eines Vitamin-E-Mangels auf das zentrale Nervensystem. Hierbei erhielten die Wissenschaftler einen zufälligen Hinweis auf den Leber-Zusammenhang, aufgrund dessen sie die einschlägige Literatur überprüften. Dabei fanden sie frühere, bisher unberücksichtigt gebliebene Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Vitamin E bei der Linderung einiger NASH-Symptome Wirksamkeit zeigt.
Dies motivierte sie, einem möglichen Zusammenhang zwischen einem ausreichenden Vitamin-E-Spiegel und Lebererkrankungen nachzugehen. Um diese Hypothese zu überprüfen, untersuchte das Forscherteam Mäuse, die so beeinflusst wurden, dass ihnen ein Protein fehlte, das die Niveaus der wesentlichen Vitamine regelt.
Wie erwartet, beobachteten die Wissenschaftler einen erhöhten oxidativen Stress, Fetteinlagerungen und andere Zeichen von Leberschädigungen bei den Mäusen. Die entscheidende Entdeckung war jedoch, dass die Vergabe von Vitamin E die Mehrheit der NASH-Symptome bei diesen Tieren verhinderte. Damit war ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-E-Mangel und der Leberkrankheit bestätigt.
Neue Untersuchungen geplant, um NASH-Mechanismus aufzudecken
Prof. Manor stellt nun in Aussicht, auf diesem Wege weiter zu gehen, da er hier einen Schlüssel dafür sieht, die molekularen Mechanismen von NASH zu bestimmen. Derzeit ist es nämlich in der Tat noch weitgehend unbekannt, wie NASH von einer leichten Leberschädigung zu einem schweren Leberversagen fortschreitet. Die Ergebnisse aus der Vitamin-E-Entdeckung ermöglichen es nun, die verschiedenen Schritte in dieser Progression zu zergliedern, sowie zu untersuchen, wie oxidativer Stress allgemein auf die Leberfunktion wirkt. Dies kann auch zu möglichen Einblicken in die Mechanismen anderer Erkrankungen führen.
Als heute schon unstrittig betrachten die Wissenschaftler die Aussage, dass ein Vitamin-E-Mangel, von dem 90 Prozent der US-Bürger selbst bei niedrig angesetzten Einnahmeempfehlungen betroffen sind und der auch in Deutschland weit verbreitet ist, bei übergewichtigen Menschen zu einem erhöhten Risiko schwerer Leberschäden führt.
Studie:
- Manor, Danny, et al., “Intracellular Transport of Vitamin E: Roles of the Hepatic ?-Tocopherol Transfer Protein (TTP), SR-B1, NPC1 and ABCA1”, American Society for Biochemistry and Molecular Biology (ASBMB), Kongresspräsentation ↩