Zinkmangel während der Schwangerschaft kann die Häufigkeit von Komplikationen, Früh- und Todgeburten sowie Krankheitsanfälligkeit von Neugeborenen erhöhen.
Eine gängige Praxis in zahlreichen Entwicklungs– und Schwellenländern ist es, schwangere Frauen wohl mit Eisen- und Folsäure-Präparate zu versorgen, andere Ergänzungen aber nicht in offizielle Programme einzuschließen. Zahlreiche Studien weisen inzwischen darauf hin, dass dies aufgrund einer ansonsten unzureichenden Ernährungssituation, negative Folgen auf den Schwangerschaftsverlauf, den Gesundheitszustand der Neugeborenen sowie die Entwicklung der Kinder hat.
Das alles ist auch in Ägypten der Fall. Auch hier sieht das ägyptische Schwangerenvorsorge-Programm (Egypt’s antenatal care (ANC) programme) eine Vergabe von Eisen und Folsäure vor, spart jedoch andere Vitamine und Spurenelemente aus. Die Folgen dieses “versteckten Hungers” sind, dass unglaubliche 29 Prozent der ägyptischen Kinder unter fünf Jahren massiv in ihrer Entwicklung geschädigt sind.
Ein Schlüssel hier könnte die Zufuhr von Zink sein. Fast zehn Prozent der Ägypter leiden nämlich an einer Mangelversorgung. Grund dafür ist, dass Zink besonders reichhaltig in Lebensmitteln wie Rindfleisch, Austern oder Butterkäse enthalten ist, die in den meisten ägyptischen Haushalten nur selten oder gar nicht auf dem Speiseplan stehen. Dabei ist Zink für einen normalen Schwangerschaftsverlauf ebenso wichtig wie für das Wachstum, die Immunfunktion sowie die neuronale Entwicklung des Kindes.
Zink oder Zink plus Multivitamine?
Wissenschaftler der Universität von Alexandria sowie des ägyptischen Gesundheitsministeriums haben daher eine randomisierte, doppelblinde und Placebo-kontrollierte Studie unter 675 gesunden, schwangeren Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren durchgeführt. Alle Teilnehmerinnen wiesen dabei niedrige Zink-Werte im Serum auf. Aus ihnen wurden nun drei Gruppen in etwa gleicher Stärke gebildet. In der ersten wurde lediglich Zink als Zinksulfat (ZnSO4) vergeben. Die Tagesdosis betrug 30 Milligramm.
Die Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe erhielten neben dem Zink in gleicher Dosierung zusätzlich ein Multivitamin-Präparat mit den Vitaminen B1, B6, D3, C und E. Die dritte Gruppe diente zur Kontrolle. Die Frauen hier nahmen täglich ein Placebo mit 270 Milligramm Laktose ein. Alle Frauen wurden vom Beginn der Studie an bis eine Woche nach der Entbindung begleitet.
Zinkergänzung brachte eindeutige Vorteile
In beiden Gruppen in denen entweder nur Zink oder eine Kombination aus Zink und Multivitaminen vergeben wurden kam es im Vergleich zur Placebo-Gruppe zu einem signifikanten Rückgang an Frühgeburten und Todgeburten. Auch die Anfälligkeit für frühkindliche Erkrankungen in einem begrenzten Zeitraum nach der Entbindung, insbesondere für Infektionen der Atemwege ging mit den Zink-Ergänzungen deutlich zurück.
Darüber hinaus kam es in beiden Zink-Gruppen zu einer nahezu identischen Reduzierung von Schwangerschaftskomplikationen während des zweiten und dritten Trimenon oder Schwangerschaftsdrittels. Signifikante Unterschiede des Geburtsgewichtes konnten allerdings in keiner Gruppe festgestellt werden.
Zinkergänzung nur bei diagnostiziertem Mangel oder Mehrbedarf
Es muss hier allerdings betont werden, dass diese Studie ausschließlich eine Aussagekraft für schwangere Frauen mit einem diagnostizierten Zinkmangel haben kann. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ebenso wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geben als maximale Menge, die vom Organismus toleriert wird, eine Tagesdosis von 25 Milligramm an. Das sind schon fünf Milligramm weniger, als in der vorliegenden Untersuchung vergeben wurden.
Zudem sollte eine Ergänzung mit Zink nur dann stattfinden, wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Andernfalls kann es passieren, dass der Organismus das Spurenelement Kupfer nicht mehr in ausreichender Menge aufnimmt und es hier zu einem Mangel kommen kann. Darüber hinaus ist es möglich, dass bei einer hochdosierten Zink-Zufuhr die Blutbildung beeinträchtigt wird.
Quelle: Nossier, S. A., et al., The effect of zinc supplementation on pregnancy outcomes: a double-blind, randomised controlled trial, Egypt, Br J Nutr. 2015 Jun 23:1-12, Epub published ahead of print.