Selen ist ein essentielles Spurenelement. Die empfohlene Tagesverzehrsmenge beträgt mindestens 55 µg. In der orthomolekularen Medizin ist es als stark antioxidativ wirkendes Spurenelement bekannt. Jetzt ist eine Studie erschienen die besagt: Selen könnte die Häufigkeit von Dickdarmkrebs verringern, ist aber auch mit Risiken verbunden.
Selen ist schon ein ganz außergewöhnliches Spurenelement. Bis vor gar nicht so langer Zeit wurde es ausschließlich als Gift angesehen. Heute ist bekannt, dass wir essentiell auf Selen angewiesen sind. Wie bei kaum einem anderen Stoff macht es hier aber die Menge. So ist der Bereich zwischen einer ausreichenden Versorgung und einer toxisch wirkenden Überdosierung minimal. Enthalten ist das Mineral besonders in Paranüssen, bei denen jedoch eine Belastung mit Aflatoxinen ausgeschlossen werden muss, Sonnenblumensamen, Innereien sowie Fleisch, Meeresfrüchten und Fisch im Allgemeinen.
Nordamerikaner haben mehr Selen im Serum als Westeuropäer
Eine Untersuchung des Royal College of Surgeons in Ireland – hier werden in Irland Chirurgen ausgebildet – in Zusammenarbeit unter anderem mit der englischen Universität Newcastle hebt nun hervor, das Westeuropäer deutlich weniger Selen zu sich nehmen als Nordamerikaner.
Im Serum der Nordamerikaner finden sich pro Liter durchschnittlich 110 bis 170 Mikrogramm des Stoffes, während es in Europa nur rund 80 Mikrogramm sind. Dies ergab eine Untersuchung der Blutproben von 520.000 Personen aus zehn westeuropäischen Staaten. Auffällig daran ist, dass der hier niedrigere Selen-Status in Beziehung zu einem im Vergleich zu Nordamerika häufigeren Auftreten von Darmkrebs gesetzt werden kann. In Europa ist Darmkrebs immerhin die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache.
Dennoch sind Selen-Ergänzungen umstritten
Eine höhere Aufnahme von Selen könnte nach Auffassung der Autoren der Studie dazu beitragen, das Darmkrebs-Risiko in Westeuropa zu vermindern. Tatsächlich liegt die Tagesaufnahme in Deutschland bei durchschnittlich 40 Mikrogramm im unteren Bereich der empfohlenen Einnahmemenge.
In den USA hingegen wird mit 60 bis 200 Mikrogramm und Tag der obere bis maximal tolerable Empfehlungsbereich erreicht. Als Grund dafür wird vermutet, dass das westeuropäische Erdreich weniger reich an Selen ist als das nordamerikanische. Der Mineralstoff tritt also in geringerem Umfang in die Nahrungskette ein.
Die Debatte um Selen sowie eine zusätzliche Aufnahme in Selen-armen Gebieten wird jedoch kontrovers geführt. Zum einen fehlen noch zahlreiche Forschungen zum Zusammenhang zwischen Selen und einer Verminderung von Krebsrisiken. Zum anderen deuten einige Studien darauf hin, dass höhere Selen-Niveaus auch mit einem erhöhten Diabetes-Risiko in Verbindung gebracht werden könnten.
Quelle: Hughes, D. J., Selenium status is associated with colorectal cancer risk in the European prospective investigation of cancer and nutrition cohort, Int J Cancer. 2015 Mar 1;136(5), S. 1149 – 61.