Ergebnis einer Studie an 20.000 Deutschen war 2008, dass unsere durchschnittliche Ernährung viel zu wenig Vitamine und Spurenelemente enthält (Nationale Verzehrsstudie). Jetzt ist auch – wenig erstaunlich – für Franzosen festgestellt worden, dass Vitaminmangel weit verbreitet ist.
Die meisten werden wohl im Zusammenhang mit Frankreich zunächst an die hervorragende Küche denken – an frisch zubereitete Speisen, die bei einem guten Glas Roten in aller Ruhe genossen werden. Soweit das Cliche. Wie es tatsächlich um die Ernährung der Franzosen bestellt ist, hat jüngst eine Umfrage des Agence nationale de sécurité sanitaire de l’alimentation, de l’environnement et du travail (ANSES, die Nationale Französische Agentur für Ernährung, Umwelt und Arbeitsschutz) aufgedeckt. Ihr Fazit: zu viel Salz und verarbeitete Lebensmittel bei einem Mangel an Ballaststoffen.
Dritte landesweite Ernährungsstudie in Frankreich
Diese nicht ganz so schmeichelhafte Zustandsbeschreibung ist das Ergebnis einer Befragung von über 5.800 Menschen, davon 3.157 Erwachsene im Alter von 18 bis 79 Jahren sowie 2.698 Kindern. Sie fand in den Jahren 2014 und 2015 statt. Im Mittelpunkt standen 150 Fragen zu Lebensstil und Essgewohnheiten. So kamen Ernährungsprotokolle von insgesamt 13.600 Tagen zusammen, in denen rund 320.000 Lebensmittel verzehrt wurden. Es handelte sich dabei um die dritte Erhebung dieser Art, die unter dem Titel Étude individuelle nationale des consommations alimentaires 3 (INKA 3) veröffentlicht wurde.
Ursache: verarbeitete Lebensmittel können Appetit auf Gesundes verderben
Der Report verrät, dass sich das Essverhalten in unserem Nachbarland in den vergangenen zehn Jahren signifikant verschlechtert hat. Hausgemachte traditionelle Gerichte müssen immer häufiger Industrieprodukten und Mahlzeiten aus Fastfood-Gaststätten weichen. Erfasst wurde hier unter anderem ein steigender Konsum an Fertigsuppen, Sandwiches, Pizzas, Häppchen, Süßgebäck, Keksen und Desserts.
Die INKA-Autoren zeigen dabei eine besorgniserregende Tendenz auf. Der verstärkte Griff zu verarbeiteten Nahrungsmitteln kann Menschen den Appetit auf gesunde, vollwertige und unverarbeitete Lebensmittel insbesondere auf frisches Obst und Gemüse mehr und mehr nehmen.
Besonders die geringe Aufnahme von Ballaststoffen bereitet Sorgen
Ganz konkret aber zeigte sich, dass erwachsene Männer in Frankreich durchschnittlich neun Gramm Salz täglich aufnehmen. Nach offiziellen Empfehlungen sollten es maximal (nicht durchschnittlich) acht Gramm sein. Bei den Frauen liegt der Ist-Zustand immer noch bei sieben Gramm im Mittel, wobei hier ein Höchstwert von 6,5 Gramm nicht überschritten werden sollte.
Schuld am übermäßigen Salzkonsum sind laut ANSES vornehmlich der reichhaltige Genuss von Brot, Sandwiches, Pizzas, herzhaftem Gebäck, Saucen, Suppen sowie Wurst und Pasteten. Auch, aus ernährungswissenschaftlicher Sicht noch bedenklicher, die Ballaststoffaufnahme kann nicht überzeugen. Jugendliche nehmen davon im Durchschnitt nur täglich 17 Gramm zu sich und Erwachsene 20 Gramm. Die empfohlene Tageseinnahme beträgt hier jedoch 30 Gramm.
Regionale Unterschiede: Nordosten ernährt sich weniger gesund
Allerdings konnten die Forscher erhebliche regionale Unterschiede bei den Ernährungsgewohnheiten feststellen. So werden im Nordwesten Frankreichs mehr Wurstwaren verzehrt und im Nordosten öfter als andernorts Obst und Gemüse durch Kartoffeln ersetzt. Auf dem Speiseplan von Stadtbewohnern stehen häufiger Fischgerichte aber auch Süßes und Schokolade.
Dafür gehören Hartwürste wie Salamis auf dem Land ebenso zu den Lieblingsspeisen wie Obst und Gemüse. Im Großraum Paris sowie im Südosten des Landes (unter anderem Bordeaux) schließlich wird eher auf eine schlanke Linie geachtet als im Nordosten. In den beiden erstgenannten Regionen sind rund zehn Prozent der Menschen fettleibig. In der Champagne und den anderen Grenzgebieten nach Belgien sind es jedoch 22 Prozent.
Quelle: ANSES, Étude individuelle nationale des consommations alimentaires 3 (INCA 3), Paris, 2017