Neue Studie bestätigt frühere Resultate über die Wirksamkeit von B-Vitaminen zur Vermeidung von grünem Star
Das National Eye Institute (NEI) ist eine von 27 staatlichen Einrichtungen des US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH). Es wurde im Jahre 1968 gegründet und ist in Bethesda, Maryland, ansässig. Ziel und Aufgabe des NEI war von Anfang an, zu einer der federführenden Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Augengesundheit zu werden.
Vor diesem Hintergrund fanden hier von November 1992 bis Januar 1998 zwei klinische Studien statt, die gemeinsam unter dem Titel Age-Related Eye Disease Study (AREDS) veröffentlicht wurden. Es ging dabei um den möglichen Einfluss hochdosierter Antioxidantien sowie Zink auf die Entwicklung von altersbedingten Makula-Degenerationen (AMD) sowie von Katarakten, die auch als grüner Star bekannt sind.
AREDS–Studienergebnisse sprechen für Wirkung von Vitamin C, Vitamin A, Beta-Carotin und Zink gegen AMD, aber nicht gegen grünen Star
Die Ergebnisse zeigten wohl, dass die Einnahme von Vitamin C, Vitamin A, Beta-Carotin und Zink das Fortschreiten einer AMD abmildern kann. Ein Einfluss auf die gräuliche Linsentrübung, die bei einer Katarakt auftritt, konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Im Verlauf von AREDS gab es zudem Hinweise, dass auch die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, beides sind orangegelbe Pflanzenfarbstoffe, sowie Omega-3-Fettsäuren den Verlauf einer AMD abmildern können. Um dies zu bestätigen, fand zwischen 2006 und 2012 eine Folgestudie, AREDS-II, statt. Allerdings gab es auch hier keine Hinweise auf eine vermeidende oder auch nur verzögernde Wirkung gegen Katarakte. Querschnittsdaten aus ARDES legten jedoch die Vermutung nahe, dass eine Kombination aus B-Vitaminen gemeinsam mit den beiden bereits erwähnten sekundären Pflanzenstoffen Lutein plus Zeaxanthin einer Katarakt entgegenwirken könnten.
Bei höherer Aufnahme von B-Vitaminen geringeres Risiko für Katarakt
Das wollten die Wissenschaftler vom NEI genauer wissen. Zu diesem Zweck nutzten sie diese Querschnittsdaten und führten mit ihnen eine Klinik-basierte, prospektive Kohorten-Studie durch. Berücksichtigt wurden ARDES-Daten von 3.115 Patienten im Alter von 55 bis 80 Jahren (1).
Die Follow-Up-Periode betrug durchschnittlich 9,6 Jahre. Hier kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass je mehr Riboflavin (Vitamin B2) und Vitamin B12 über die Nahrung aufgenommen wurde, desto geringer war die Tendenz zur Entwicklung einer altersbedingten Linsentrübung. Beim Vergleich der Gruppen mit der höchsten und der niedrigsten Einnahme von Riboflavin kam heraus, dass die hohe Aufnahme zu einem um 22 Prozent verminderten Risiko zur Entstehung einer leichten Kernkatarakt führte. Bei der mittelschweren Kernkatarakt war es sogar eine Risiko-Reduzierung um 38 Prozent und bei der leichten kortikalen Katarakt waren es 20 Prozent. Ebenfalls wurden Risikounterschiede bei der höchsten und niedrigsten Aufnahme von Vitamin B12 ermittelt.
Bezüglich der leichten und mittelschweren Kernkatarakt ergab sich ebenfalls eine Risiko-Verminderung um 22 beziehungsweise 38 Prozent. Die Gefahr einer leichten kortikalen Katarakt wurde um 23 Prozent vermindert. Der Vergleich der Teilnehmer, die am meisten und am wenigsten Vitamin B6 aufnahmen, ergab schließlich, dass die hohe Zufuhr mit einer 33prozentigen Reduktion des Risikos für eine altersbedingte Linseneintrübung verbunden werden konnte. Eine mögliche Wirkung von Lutein plus Zeaxanthin konnte im Zusammenhang mit Katarakten hingegen nicht bestätigt werden.
Frühere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen
Dabei betonten die NEI-Forscher, dass sich ihre Studienergebnisse mit früheren Untersuchungsresultaten decken, die ebenfalls darauf hinweisen, dass B-Vitamine das Auftreten von Katerakten beeinflussen können.
Als Beispiel kann hier eine Studie der Universität von Sydney, Australien, angeführt werden, die mit der Schlussfolgerung abschließt, dass eine langfristige Einnahme von Multivitaminen, B-Vitaminen und Vitamin A das Risiko für beide Formen der Katarakt reduzieren können. Insbesondere Folsäure (Vitamin B9) und Vitamin B12 wurde hier eine starke Bedeutung zugesprochen (2).
Wirkmechanismus gegen grünen Star noch unklar
Wiewohl verschiedene Studienergebnisse unabhängig voneinander B-Vitaminen eine Wirkung zur Vermeidung von altersbedingter Linsentrübung zusprechen, ist der Wirkmechanismus, der dazu führt, noch nicht aufgedeckt. Die Wissenschaftler vom NEI argumentieren hier, dass die Entstehung einer Katarakt von oxidativem Stress begünstigt wird.
Insbesondere die Konzentration von Homocystein spielt hier eine erhebliche Rolle. Genau diese potentiell schädigende Aminosäure wird unter anderem durch die Vitamine B6 und B12 abgebaut, was auch die Wahrscheinlichkeit für ein Katarakt vermindern könnte. Die bisherigen Belege dafür reichen jedoch noch nicht aus, um eine klinische Empfehlung aussprechen zu können, so die Studienleiterin Dr. Tanya S. Glaser.
Quellen:
(1) Glaser, T. S., et al., The Association of Dietary Lutein plus Zeaxanthin and B Vitamins with Cataracts in the Age-Related Eye Disease Study: AREDS Report No. 37, Ophthalmology, 2015 Jul;122(7), S. 1471 – 79.
(2) Kuzniarz, M., et al., Use of vitamin supplements and cataract: the Blue Mountains Eye Study, Am J Ophthalmol, 2001 Jul;132(1), S. 19 – 26.