Cranberry-Extrakte sind bekannt für ihre das Immunsystem stimulierenden Eigenschaften, insbesondere auch im Blasentrakt. Erste Forschungen bestätigen auch, dass die Typ-A-OPC, wie sie in Cranberries enthalten sind, gegen Krebs vorbeugen können.
Oligomere Proanthocyanidine (OPC) sind eine Gruppe von Flavanolen oder sekundären Pflanzenstoffen. Viele ihrer insbesondere antioxidativen Wirkungen sind belegt. Denjenigen OPC, die in Cranberries (Vaccinium macrocarpon) vorkommen, wurde bisher im Wesentlichen eine vorbeugende Wirkung gegen Harnverhalt trotz Drang sowie Blasen- und Harnröhenentzündungen zugeschrieben.
Nun konnten US-amerikanische Forscher der Universität von Massachusetts–Dartmouth,in North Dartmouth nachweisen, dass auch diese OPC das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen können, ohne gesunde Zellen anzugreifen.
Aussagekräftige Studien zu Cranberrys gibt es viele – nur die zu einzelnen Cranberry-Inhaltsstoffen fehlen
Die bisherige Forschung zu Cranberries hat zwar sehr wohl schon häufiger herausgestellt, dass die zur Gattung Heidelbeeren gehörende großfruchtige Moosbeere eine vorbeugende Wirkung gegen Krebs habe. Auch die das Immunsystem stimulierende Allerdings wurden in den meisten dieser Untersuchungen nicht diejenigen Stoffe, die konkret für diese Wirkung verantwortlich sind, identifiziert.
Tatsächlich sind Cranberries reich an verschiedenen antioxidativen Verbindungen. Jeder einzelnen davon wie beispielsweise dem gelben Pflanzenfarbstoff Quercetin oder auch Ursolsäure könnte eine präventive Wirkung gegen Krebs zukommen. Bei der vorliegenden Studie aus Massachusetts handelt es sich also um eine der ersten Arbeiten, die eine mögliche Wirkung von Cranberries gegen Krebs nicht nur allgemein feststellt sondern auch an einer bestimmten Verbindung – hier: Cranberry-OPC – festmacht.
OPC ist nicht gleich OPC
Dies ist auch vor einem anderen Hintergrund eine wichtige Pionier-Leistung. Große Einigkeit gibt es nämlich darüber, dass OPC in Traubenkernen mit Krebs vorbeugenden Wirkungen in Verbindung gebracht werden können. Eine einfache Übertragung auf die OPC in Cranberries ist hier jedoch nicht möglich. Sie haben nämlich eine Struktur, die sich erheblich von derjenigen unterscheidet, welche in Traubenkernen oder anderen Beeren vorgefunden werden kann.
Es handelt sich hier um sogenannte A-Typ-OPC, bei denen im Unterschied zu den B-Typ-OPC in den meisten anderen Früchten die einzelnen Proanthocyanidine eine doppelte statt einer einfachen Verknüpfung aufweisen. Aus dieser besonderen, bisher noch recht selten isolierten Struktur folgt auch die Fähigkeit der Cranberry-OPC, die haarähnlichen, Fimbrien genannten Auswüchse an bestimmten Bakterien zu verkleben und damit zu verhindern, dass sie sich an die Darmschleimhaut festsetzen können. Darauf beruht ihr Effekt gegen Blasen- und Harnröhenentzündungen.
Im Reagenzglas Wirkung schon bei sehr geringen Konzentrationen
In Ergänzung dazu konnte das Team um Prof. Dr. Catherine C. Neto nun einen wachstumshemmenden Effekt durch Cranberry-OPC auf menschliche Lungen- und Dickdarmkrebs– sowie Leukämiezellen im Labor-Experiment beobachten. Darüber hinaus wurde auch der Ausbreitung der Krebszellen entgegengewirkt.
Dazu isolierten die Wissenschaftler aus Massachusetts die OPC-reichen Bestandteile aus Cranberry-Extrakten. Diese Auszüge wurden an einigen humanen Tumorzell-Linien getestet und auf eine Wirkung gegen Zellwucherung überprüft. Dabei konnte eine so signifikante Hemmung der Wucherung von Krebszellen festgestellt werden, wie sie vorher noch nicht bei OPC dokumentiert wurde.
Zudem wurde das Wachstum der Tumore blockiert. Die Aktivität konnte schon ab einer OPC-Konzentration von 50 Mikrogamm pro Milliliter dokumentiert werden.
Forschung muss nun am lebenden Organismus fortgesetzt werden
Allerdings handelte es sich um eine Laboruntersuchung auf Basis gezüchteter Zellkulturen im Reagenzglas. Bezogen auf einen lebendigen Organismus können derzeit kaum Aussagen gemacht werden, ab welchen Konzentrationen Cranberry-OPC das Wachstum von Krebszellen hemmen können.
Dennoch weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass der Verzehr von Cranberries beziehungsweise die Einnahme von Cranberry-Extrakten sinnvoll sein kann, zumal sie auch ein Zusammenspiel mit anderen möglicherweise Krebs vorbeugenden Inhaltsstoffen vermuten. Einen weiteren Erkenntnisfortschritt erwarten die Forscher von zukünftigen Studien am lebenden Objekt. Hier kommen zunächst einmal Tiermodelle infrage, um die noch weitgehend unbekannten Mechanismen von Typ-A-OPC, wie sie in Cranberries enthalten sind, gegen Krebs aufzudecken.
Quelle: Neto, Catherine C., et al., MALDI-TOF MS characterization of proanthocyanidins from cranberry fruit (Vaccinium macrocarpon) that inhibit tumor cell growth and matrix metalloproteinase expression in vitro, Journal of the Science of Food and Agriculture, 15 January 2006, Volume 86, Issue 1, S. 18 – 2.