Haben Sie trockene Augen, insbesondere wenn Sie vor dem Bildschirm arbeiten? Die Hinweise verdichten sich: Omega-3 kann gegen trockene Augen wirken – weitere Untersuchungen sind aber erforderlich.
Die Arbeit am Computer ist anstrengend. Dazu kommt noch, dass immer mehr insbesondere jüngere Leute während der Pausen ihr Augenmerk auf das Smartphone richten. Nach Feierabend geht es dann weiter mit Internet-Surfen, Social Media und dem Fernsehprogramm. Viele von uns sind also rund um die Uhr mit Bildschirmen konfrontiert. Das führt anerkannter Maßen zur Vereinsamung, kann aber auch mit Bewegungsmangel sowie allen Folgeerscheinungen verbunden sein. Eine weitere Konsequenz sind bei sehr vielen Menschen trockene Augen.
Die Hauptursache für trockene Augen
Tatsächlich ist Bildschirmarbeit die Hauptursache für das Ausbleiben von Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche. Dafür gibt es einen sehr einfachen Grund: In normalen Situationen blinzeln wir rund 15 Mal pro Minute – der eine etwas häufiger, der andere etwas seltener.
Das konzentrierte Betrachten des Bildschirms bringt es jedoch mit sich, dass diese Frequenz auf nur noch einen Lidschlag je Minute reduziert werden kann. Dadurch wird es für das Auge deutlich schwieriger die Tränenflüssigkeit gleichmäßig auf seiner Oberfläche verteilt zu halten. Fremdstoffe können die empfindliche Augenoberfläche so leichter angreifen und außerdem wird das Sehen spürbar unschärfer. Doch nicht genug damit:
Neben der verringerten Anzahl an Lidaufschlägen wird auf Grund der Arbeit am Computer auch insgesamt weniger Tränenflüssigkeit produziert. Indische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass mehrfach ungesättigte, langkettige Omega-3-Fettsäuren helfen können, trockene Augen zu vermeiden.
Gegen trockene Augen: Omega-3 aus Fischöl oder Olivenöl?
Zu diesem Ergebnis führte eine Studie mit fast 480 Teilnehmern, die an trockenen Augen litten.1 Federführend waren dabei Wissenschaftler von mehreren auf Augenkrankheiten spezialisierten Krankenhäusern sowie von der mikrobiologischen Abteilung des Narayan Medical College in Sasaram, Indien. Eine Voraussetzung für die Teilnehmer war, dass jeder von ihnen seit mindestens 12 Monaten vor dem Beginn der Studie für durchschnittlich drei Stunden oder länger pro Tag am Computer gearbeitet hat. Zunächst wurden nach einem randomisierten Verfahren zwei Gruppen gebildet. Hiervon diente die eine als Kontrollgruppe mit 236 Teilnehmern, die Olivenöl-Kapseln erhielten.
Olivenöl ist zwar reich an Omega-6-Linolsäure und einfach ungesättigter Omega-9-Oleinsäure, enthält aber nur unbedeutende Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie kaum Omega-3-Fettsäuren. Für die vorliegende Studie eignete es sich daher hervorragend als Placebo. In der zweiten, 220 Personen starken Gruppe wurde über zwei Kapseln täglich eine Ergänzung vergeben, die eine Tagesdosis von 600 Milligramm Omega-3-Fettsäuren enthielt. Die Zusammensetzung teilte sich in 360 Milligramm Eicosapentaensäure (EPA) und 240 Milligramm Docosahexaensäure (DHA). Es wurden also die Omega-3-Fettsäuren eingesetzt, die sich hauptsächlich in fettem Seefisch finden, aber auch in Krillöl.
Mit Omega-3: 70 Prozent der Teilnehmer beschwerdefrei
Nach drei Einnahme-Monaten konnte als primäres Ergebnis festgestellt werden, dass sich in der Omega-3-Gruppe das Symptom der trockenen Augen signifikant verbessert hatte. Ganze 70 Prozent der Teilnehmer waren hier nach 12 Wochen Omega-3-Einnahme völlig symptomfrei. In der Placebo-Gruppe waren es nur 14,9 Prozent. Zudem wurden verschiedene Tests durchgeführt. Dazu gehörten:
- die Einstufung von Augenparametern nach Nelson (Nelson Grade),
- der Schirmer Test, der die Produktionsmenge an Tränenflüssigkeit misst,
- eine Messung der Tränenfilmaufrisszeit oder Tear Break Up Time (TBUT) sowie
- die zytologische Untersuchung von Augengewebe als “conjunctival impression cytology” (CIC).
Als sekundäres Ergebnis konnten die indischen Wissenschaftler hier festhalten, dass für die Teilnehmer der Omega-3-Gruppe alle Testresultate günstiger ausfielen.
Faktoren, die die Eindeutigkeit der Studienergebnisse relativieren
Das ist gewiss eine erfreuliche Entdeckung, wie durch eine einfache Einnahme von Omega-3 möglicherweise einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, die auch mit Unannehmlichkeiten wie Jucken und Brennen in den Augen verbunden ist, begegnet werden kann. Ganz so eindeutig ist das Studienergebnis dann aber doch nicht.
Hinzugefügt werden muss nämlich, dass trockene Augen aus einem Zusammenwirken sehr vieler verschiedener Faktoren entstehen. Bildschirmarbeit ist hier zwar die Hauptursache. Zudem steigt die Anfälligkeit aber mit steigendem Alter, ungünstiger Umwelteinflüsse wie Zigarettenrauch aber auch in Folge verschiedener Krankheiten sowie Infektionen. Auch kann das Geschlecht eine Rolle spielen: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Das alles heißt, dass eine ursächliche Beziehung von Omega-3-Fettsäuren gegen trockene Augen nicht so einfach hergestellt werden kann. Dazu kommt, dass einige der verwendeten Tests wie TBUT und Schirmer Test nicht normiert sind. Daher sind ihre Ergebnisse nicht so belastbar, wie es wünschenswert wäre. Außerdem werden viele Testverfahren nur unzureichend mit der subjektiven Symptom-Wahrnehmung der Testpersonen in Beziehung gesetzt.
Das alles schmälert nicht den Wert der vorliegenden Studienergebnisse, verdeutlicht aber, dass die Resultate in weiteren Studien bestätigt werden müssen, bevor aus ihnen eine konkrete Empfehlung hervorgehen kann.
Quelle:
- Â Bhargava, R., et al., Oral omegaÂ3 fatty acids treatment in computer vision syndrome related dry eye, Contact Lens and Anterior Eye, Volume 38, Issue 3, S. 206 -Â 210. ↩