Homocystein ist ein gefäßschädigendes Abbauprodukt des normalen Stoffwechsels. Baut der Körper nicht genügend Homocystein ab, sind Arteriosklerose, Bluthochdruck oder erektile Dysfunktion aber auch Demenz die Folge. Das vitaminähnliche Cholin kann den Homocysteinspiegel effektiv und ohne Nebenwirkungen senken.
Um den Homocystein-Spiegel im Blut zu senken, wird eine gute Versorgung mit den B-Vitaminen Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 empfohlen. Aber auch Betain wird als homocysteinsenkend empfohlen. Cholin ist ein Mikronährstoff, der große Ähnlichkeiten mit den B-Vitaminen aufweist und daher in der Vergangenheit als Vitamin B4 bezeichnet wurde. Als Oxidationsprodukt kann aus Cholin Betain entstehen. Cholin findet nach neueren Erkenntnissen scheinbar einen Parallelweg zum bekannten Effekt der Kombination „Folsäure-B6-B12“, um den Homocystein-Spiegel zu senken.
Nun haben Forscher der Universität von North Carolina in Chapel Hill, USA, entdeckt, dass auch Cholin einen Einfluss auf den Stoffwechsel der Aminosäure Homocystein haben und damit das Risiko für Herzkrankheiten vermindern kann.1
Rückverwandlung von Homocystein zu Methionin wichtig
Entscheidend für die Risikobegrenzung ist hier die Methylierung von Homocystein. Hat also einmal eine erhöhte Produktion der nicht-proteinogenen Aminosäure stattgefunden, gilt es, aus dem schädlichen Stoff durch die Verbindung mit oder das Abtrennen von Methylgruppen die essentielle und proteinogene Aminosäure Methionin entstehen zu lassen.
Wird die Methylierung behindert, dies tritt meist aufgrund eines Folsäure- oder Vitamin B9-Magels auf, können erhöhte Konzentrationen an Homocystein ihre schädliche Wirkung entfalten. Den Forschern aus Chapel Hill ist es nun gelungen, gewissermaßen einen Parallelweg der Methylierung von Homocystein zu Methionin zu finden. Dieser findet mit Unterstützung von Betain, das aus Cholin im Körper oxidiert, statt. In Tests an Mäusen und am Menschen konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass auch ein Cholin-Mangel zu einer verminderten Fähigkeit führt, Homocystein zu methylieren.
Ohne Cholin doppelt so viel Homocystein bei Mäusen
Zunächst einmal erhielten Mäuse in ihrem Futter über einen Zeitraum von drei Wochen entweder kein Cholin oder aber in Tagesrationen von zehn beziehungsweise 35 Mikromol pro Kilogramm Körpergewicht. Danach wurde ihnen Methionin oral verabreicht.
Das Ergebnis war eindeutig. Zwei Stunden nach der Methionin-Aufnahme waren die Homocystein-Konzentrationen im Plasma der Mäuse, die kein Cholin bekamen doppelt so hoch, wie in dem derjenigen, deren Nahrung mit Cholin angereichert wurde.
Cholin-Mangel steigert im Test den Homocystein-Spiegel beim Menschen um 35 Prozent
Einen ähnlichen Verlauf nahm ein Test an acht Männern. Diese bekamen in der ersten, zehntägigen Phase der Untersuchung täglich 550 Milligramm Cholin pro 70 Kilogramm Körpergewicht. Nun wurde der Homocystein-Gehalt im Serum gemessen. Danach nahmen sie Nahrung zu sich, die so gut wie kein Cholin enthielt, bis ein Cholin-Defizit festgestellt wurde. Dies führte dazu, dass ihre Homocystein-Werte 35 Prozent höher waren als nach der ersten Messung, die der cholinreichen Diät folgte.
Weitere Studien zur Wirkung von Cholin auf den Homocysteinspiegel am Menschen haben in den letzten Jahren ähnliche Ergebnisse erbracht (im Detail mehr dazu hier).
Studie:
- da Costa, Kerry-Ann, et al., „Choline deficiency in mice and humans is associated with increased plasma homocysteine concentration after a methionine load“, American Journal of Clinical Nutrition, vol 81, no 2, pp 440 – 444. ↩