Ingwer ist nicht nur eine beliebte Küchenwurzel, sondern kann Schmerzen durch Muskelkater abmildern!
Jeder kennt es: Nach einer zünftigen Wanderung, einer ausgedehnten Fahrradtour oder einem intensiven Training fühlt man sich erschöpft aber gleichzeitig auch erfrischt. Der Kreislauf ist so richtig in Schwung gebracht, die Wangen glühen und der Appetit ist angeregt. Nach einigen Stunden, manchmal erst am nächsten Morgen, kommt dann jedoch die für viele nicht unerwartete, böse Überraschung. Alle beanspruchten Körperpartien sind schwer wie Blei und auf jede Bewegung reagieren die Muskeln mit reißenden Schmerzen.
Je weniger trainiert der Körper ist, umso heftiger reagiert er mit Muskelkater. Dahinter stecken sogenannte Mikrotraumata. Hierbei handelt es sich um winzige Risse im Muskelgewebe, die entstehen, wenn die Muskeln sehr stark gefordert werden. Dadurch wird eine entzündliche Reaktion in Gang gesetzt und es kommt zu einer Ansammlung von Wasser oder kleinen Ödemen. In der Folge schwellen die Muskeln an und schmerzen.
Um dem entgegenzuwirken gilt Ingwer bereits seit alters her als probates Hausmittel. Der wissenschaftliche Nachweis für die Wirkung des Ingwers gegen Muskelschmerzen konnte aber bisher nicht erbracht werden. Dies geben auch die US-amerikanischen Wissenschaftler der Georgia College & State University (GCSU) und Universität von Georgia als Motivation an, diesem Zusammenhang mittels einer zweigeteilten randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppel-Blind-Studie auf die Spur zu kommen.
Kann Ingwer Schmerzen lindern?
Forscher gingen auch der These nach, dass wärmebehandelter Ingwer das Schmerzempfinden reduzieren soll. Für die erste Untersuchung standen den Wissenschaftlern 34 Probanden zur Verfügung. Diese wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Hälfte nahm rohen Ingwer zu sich und die andere ein Placebo. Der Aufbau für die zweite Untersuchung war identisch, nur dass insgesamt 40 Personen teilnahmen und in der Ingwer-Gruppe der Ingwer wärmebehandelt war. Damit wollten die Forscher der Vermutung nachgehen, dass die Hitzezufuhr die Hypoalgesie-Wirkung, das ist eine verminderte Schmerzempfindlichkeit, der Knollen fördert.
In beiden Studienteilen betrug die Tagesdosis zwei Gramm Ingwer, die über elf aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen wurden. Während dieses Zeitraums führten alle Probanden exzentrische Bewegungen des Ellbogens durch. Damit werden Übungen bezeichnet, bei denen der Beugemuskel des Ellbogens (Bizeps) abgesenkt und damit verlängert wird. Der Widerstand, der dabei zu überwinden ist, beinhaltet eine hohe Belastung, die sehr schnell zu Muskelschmerzen und entzündlichen Mikroschädigungen führt.
Um Aussagen über die Wirkung des rohen beziehungsweise des wärmebehandelten Ingwers im Vergleich zum Placebo machen zu können, wurden die Schmerzintensität, das persönliche Belastungsempfinden, die Werte des Gewebshormons E2-Prostaglandine im Plasma, das Armvolumen, die Bewegungsfähigkeit des Arms sowie seine isometrische Kraft vor den Übungseinheiten sowie über drei Tage nach den Belastungen aufgezeichnet.
Mit Ingwer signifikant weniger Muskelschmerzen
Im Resultat fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Schmerzbelastung in der Gruppe, in der die Teilnehmer rohen Ingwer zu sich nahmen, 24 Stunden nach den Übungen um 25 Prozent und in der Gruppe, in der zuvor erhitzter Ingwer vergeben wurde, um 23 Prozent niedriger war als in der Placebo-Gruppe. Ein ähnliches Ergebnis lieferten auch alle weiteren Tests.
Damit ist zwar die Annahme, dass die Wärmebehandlung dem Ingwer schmerzempfindungs-reduzierende Eigenschaften verleiht, ins Reich der Legenden verbannt worden. Allerdings konnte eindeutig bestätigt werden, dass Ingwer signifikant belastungsinduzierte Muskelschmerzen vermindert.
Quelle: Black, C. D., et al., “Ginger (Zingiber officinale) reduces muscle pain caused by eccentric exercise”, The Journal of Pain, 2010 Sep, 11(9), S. 894 – 903.