Drei neue Studien belegen eindrucksvoll, wie Ingwer Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie verhindert.
Die scharf aromatische Ingwer-Wurzel ist aus der asiatischen Küche nicht wegzudenken. Aber auch hierzulande gewinnt die hauptsächlich in Fernost angebaute Knolle immer mehr Freunde. Das wundert kaum, zählt Ingwer doch zu den exotischen Gemüsesorten, die schon seit dem frühen Mittelalter in Europa bekannt sind. Geschätzt wird sie als Appetitanreger und Zutat für schwere Gerichte, da sie den Magen beruhigt und verdauungsfördernd wirkt.
Darüber hinaus enthält Ingwer viel Vitamin C sowie alle wichtigen Mineralstoffe und Spurenelemente. Neuerdings wird Ingwer zunehmend auch von der Medizin entdeckt. Dabei steht unter anderem eine Wirkung im Vordergrund. Die säuerlich scharf würzige Knolle kann nämlich auch Übelkeit und Erbrechen effektiv verhindern.
Übelkeit und Erbrechen kann Chemotherapie scheitern lassen
Wissenschaftler am ältesten Standort des All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi, eine der sechs Eliteuniversitäten Indiens, konnten dies nun in einer ganz besonders problematischen Situation bestätigen. Dabei geht es darum, dass Krebs-Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, sehr häufig so stark an Übelkeit und Erbrechen leiden, dass die Therapie manchmal sogar abgesetzt werden muss.
Auf diese Weise können natürlich lebensgefährliche Komplikationen entstehen. Um dies zu verhindern, werden sogenannte Antiemetika eingesetzt. Die belasten allerdings den Körper zusätzlich zur Chemotherapie.
Drei verschiedene Studien weisen nach, dass Ingwer die Übelkeit während einer Chemotherapie wirkungsvoll bessern kann.
Dre unabhängige Studien zu Ingwer und Übelkeit
Studie aus dem Hauptanbaugebiet des Ingwers
Die indischen Wissenschaftler haben nun eine Studie mit insgesamt 31 Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 18 Jahren, die aufgrund von Knochentumoren in Behandlung waren, über 60 chemotherapeutische Zyklen durchgeführt.1
Alle jungen Patienten bekamen die Chemotherapeutika Cisplatin und Doxorubicin verabreicht. Darüber hinaus nahmen sie die Antiemetika Ondansetron und Dexamethason ein. Eine Patientengruppe erhielt zusätzlich Ingwerpulver, bis 40 Kilogramm Körpergewicht an jedem der drei Chemotherapie-Tage auf täglich ein Gramm in drei Portionen dosiert und ab 40 Kilogramm auf zwei Gramm. Die anderen Patienten bekamen ein Placebo, also ein Scheinmittel.
Ingwer reduziert Brechreiz signifikant
Im Resultat stellten die Forscher fest, dass ein akuter Brechreiz, welcher nach ihrer Definition bis spätestens 24 Stunden nach der letzten Chemotherapie-Phase auftritt, bei 93,3 Prozent der Patienten eintrat, die ein Placebo zu sich nahmen. In der Ingwergruppe waren dies nur 55,6 Prozent.
Ein verzögerter Brechreitz, der sich zwischen einem und sechs Tagen nach der Behandlung einstellt, wurde in der Placebo-Gruppe bei 73,3 Prozent der jungen Menschen festgestellt, was sich mit Ingwer auf 25,9 Prozent reduzierte.
Tatsächliches Erbrechen trat mit Placebo akut in 76,7 Prozent der Fälle auf und verzögert in 46,67 Prozent. Mit Ingwer könnte auch hier eine signifikante Verbesserung erreicht werden, sodass hier akut nur noch 33,33 Prozent der Patienten erbrachen und verzögert 14,81 Prozent. Das sind freilich nur nüchterne Zahlen, die allerdings für den einzelnen Patienten einen gravierenden Unterschied bedeuten können.
Kein Wirkungsunterschied zwischen Ingwer und pharmazeutischen Antiemetika
Eine weitere Studie mit einem etwas anderen Aufbau hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirkung von Antiemetika versus Ingwer gegen Übelkeit und Erbrechen als Begleiterscheinung der Chemotherapie zu vergleichen.2 Wissenschaftler der von der Madidol-Universität geführten medizinischen Fakultät des Vajira Klinikums in Bangkok, Thailand, stellten dazu eine randomisierte Doppel-Blind-Studie im Crossover-Design an.
Dazu stellten sich 48 Patientinnen mit Gebärmutterkrebs zur Verfügung, die an einer Chemotherapie mit Cisplatin teilnahmen. Die Probandinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Am ersten Tag der Behandlung mit Cisplatin bekamen alle das Antiemetikum Metoclopramid sowie eine weiteres Präparat. In der einen Gruppe war dies eine Tagesdosis von einem Gramm Ingwerpulver und in der anderen, um eine Überdosierung zu vermeiden, ein Placebo. In den folgenden vier Tagen wurde die Vergabe von Ingwer fortgesetzt beziehungsweise den anderen Patienten das Metoclopramid verabreicht.
Für einen weiteren chemotherapeutischen Zyklus wurden die Gruppen vertauscht. Das erstaunliche Ergebnis war, dass unter allen Patientinnen, die an beiden Zyklen teilnahmen kein signifikanter Wirkungsunterschied zwischen dem pharmazeutischen Antiemetikum und dem Ingwerpulver feststellbar war – weder was akute noch verzögerte Symptome der Übelkeit oder des Erbrechens anging.
Heidelberger Wissenschaftler decken Wirkmechanismus von Ingwer auf und ebnen den Weg in die klinische Praxis
In einer ganz aktuellen, von der Deutschen Krebshilfe geförderten Studie der Universität Heidelberg, konnte PD Dr. Beate Niesler und ihr Team nun die Wirkungsweise des Ingwers gegen Übelkeit und Erbrechen während sowie nach der Chemotherapie nachweisen.3
Die eingesetzten Medikamente führen zum Absterben sich schnell teilender Zellen. Ziel sind natürlich die Krebszellen, betroffen sind aber auch sich natürlicher Weise schnell teilende Darmzellen. Auf die Chemotherapie reagieren diese mit dem Ausstoß von Serotonin. Das wiederum hängt sich an die Rezeptoren von Nervenzellen und führt dazu, dass Signale an das Gehirn gesendet werden, wo darauf hin der Brechreiz aktiviert wird.
Genau an diesen Andockstellen zwischen Serotonin und Nervenzellen setzen sich verschiedene Inhaltsstoffe des Ingwers und verhindern die Reaktion ebenso sicher wie pharmazeutische Medikamente. Nach diesen Entdeckungen der heidelberger Forscher stehen nun alle Türen für den Ingwer offen, als schonendes Antiemetikum in der klinischen Praxis eingesetzt zu werden.
Studien:
- Pillai, A. K., et al., „Anti-emetic effect of ginger powder versus placebo as an add-on therapy in children and young adults receiving high emetogenic chemotherapy“, Pediatric Blood & Cancer, 2011 Feb, Epub published ahead of print. ↩
- Manusirivithaya, S., „Antiemetic effect of ginger in gynecologic oncology patients receiving cisplatin“, International Journal of Gynecological Cancer, 2004 Nov-Dec,14(6), S. 1063 – 69. ↩
- Niesler B., „Ginger and its pungent constituents non-competitively inhibit activation of human recombinant and native 5-HT3 receptors of enteric neurons“, Neurogastroenterology & Motility, Volume 25, Issue 5, pages 439-e302, May 2013. ↩
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