Krill, zoologisch Euphausia superba, das ist ein kleines, maximal zwei Gramm schweres Krebstier, mit einer Körperlänge von bis zu sechs Zentimetern. Es bewohnt die Südpol nahen, antarktischen Meere.
Schätzungen zufolge tummeln sich hier über 250 Billionen Tiere mit einer Biomasse von bis zu 500 Millionen Tonnen. Frühere Vermutungen lagen sogar noch weit darüber. Andere Schätzungen gehen von einer geringeren Menge aus.
Bekanntheit hat Krillöl als Alternative zum „klassischen“ Fischöl erreicht. Manche Unternehmen vermarkten das aus dem Plankton gewonnene Öl als gesündere Option, um von den Gesundheitseffekten der Omega-3 Fettsäuren DHA und EPA zu profitieren.
Was ist Krill, wieso ist Krillöl so gesund und ist es wirklich den klassischen Kapseln mit Omega-3 aus Lachs, Hering und Makrele überlegen?
Vorkommen von Krill
Kein Tier kommt in höherer Anzahl vor als der Krill. Klar in jedem Falle ist: Keine Art der Welt ist zahlreicher vertreten. Krill dient als Nahrungsgrundlage der meisten in dieser Region lebenden Tiere. Ihr Name, Krill, bedeutet im Norwegischen übrigens nichts anderes als „Walnahrung„. Daher beschäftigte sich die Forschung in der Vergangenheit meist unter diesem Aspekt mit dem kleinen Meeresbewohner. Krill tritt nämlich nur in Schwärmen auf, die mehrere Kilometer lang sein können. Genau für die Orte, wo diese Schwärme anzutreffen sind, besteht auch die höchste Wahrscheinlichkeit für ein Auftauchen der großen Meeressäuger. Erkenntnisse über den Krill hatten also Vorteile für den Walfang.
Herkunft aus unbelasteten Gewässern
Inzwischen ist die Jagd auf Wale glücklicherweise durch die meisten Nationen geächtet. Der Krill jedoch weckt heutzutage aus ganz anderen Gründen die Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Ein Grund dafür besteht darin, dass die Tiere, die zum Plankton gerechnet werden, in einer Region des Meeres leben, die bisher von Verunreinigungen durch den Menschen weitgehend verschont geblieben ist. Unter Plankton werden Meeresbewohner zusammengefasst, die sich mit der Strömung bewegen. Weder Schwermetalle wie Cadmium und Quecksilber noch giftige Chemikalien, Arzneimittel- oder Pestizid-Rückstände sind bisher in großem Umfang in die Nähe des Südpols vorgedrungen.
Krill – am Anfang der Nahrungskette
Im Falle des Krills kommt dazu, dass sich dieser am Anfang der Nahrungskette befindet. Dass heißt, die kleinen Krebstiere sammeln keine Schadstoffe aus Organismen an, die aus anderen Regionen der Welt ihren Weg kreuzen. Sie gehören vielmehr zu deren Nahrung, womit letztere eine gute Wahl getroffen haben.
Eigenschaften
Omega-6 zu Omega-3-Verhältnis von eins zu 15
Das Öl des Krills ist nämlich nicht nur ausgesprochen rein und unbelastet. Es hat zudem eine äußerst günstige Konsistenz. Knapp ein Drittel besteht aus den mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA), Docosahexaensäure (DHA) und alpha-Linolensäure (ALA). Dazu kommt, dass Omega-6-Fettsäuren nur in geringer Konzentration vorhanden sind. Sie werden um den Faktor 15 von den Omega-3-Fettsäuren übertroffen.
Dies spielt eine wichtige Rolle für Menschen in den Industrienationen. Während unsere Vorfahren in vorzivilisierter Zeit Omega-6- und Omega-3 Fettsäuren in einem gesunden Verhältnis von etwa drei zu eins zu sich nahmen, bringt es der moderne Mensch mit der westlichen Lebensweise auf ein Verhältnis von etwa 15 zu eins. Krillöl weist hier genau die umgekehrte Proportionierung auf und kann somit als Ausgleich zur unserer Omega-6-lastigen Ernährung mit viel Fleisch und einfachen Fetten gesehen werden.
Omega 3 in Krillöl Phospholipid-gebunden
Es gibt aber auch im Vergleich zum Fischöl einen gravierenden Unterschied bei der Form, in der die Omega-3-Fettsäuren im Krillöl vorliegen. Nur im Krillöl sind sie in einer Verbindung mit Phospholipiden vorhanden. Phospholipide sind wichtig für die Zellgesundheit, da sie an der Bildung der zellschützenden Doppellipidschicht beteiligt sind. Darüber hinaus interagieren sie mit Proteinen, die die Zellfunktionen gewährleisten. Alleine das Phospholipid Sphingomyelin macht etwa zehn Prozent des Krillöls aus. Das ist besonders erwähnenswert, da sich vor allem die Plasmamembranen der Nervenzellen aus Sphingomyelin zusammensetzen.
Bioverfügbarkeit von Krillöl
Interessant für die Bioverfügbarkeit von Krillöl ist die Eigenschaft der Phospholipide, dass sie vorne am Kopf wasserlösliche und hinten am Schwanz fettlösliche Eigenschaften aufweisen. Daher gehen sie gerne Verbindungen ein und können vom Darm hervorragend absorbiert werden. Diese hohe Bioverfügbarkeit sorgt dafür, dass die Zufuhr von Krillöl einen höheren EPA- und DHA-Gehalt in den Lymphen zur Folge hat als das bei Fischöl der Fall ist. Einige Darstellungen übertreiben hier jedoch mit einer vielfach höheren Bioverfügbarkeit. Tatsächlich liegt sie wohl etwa 1,6-mal über der von Fischöl.
Wirkungen von Krillöl
Antioxidante Wirkung von Krillöl
Darüber hinaus enthält Krillöl neben Vitamin A sowie einigen Flavonoiden, die das Kleintier aus pflanzlicher Nahrung aufgenommen hat, auch das Carotinoid Astaxanthin. Dabei handelt es sich um den roten Farbstoff, der für das charakteristische Aussehen von Krebstieren und einigen anderen Meeresbewohnern verantwortlich ist. Gleichzeitig gehört Astaxanthin zu den bedeutendsten Antioxidantien. Auf der ORAC-Skala, mit der die Fähigkeit eines Stoffes gemessen wird, Sauerstoffradikale abzufangen, belegt Krillöl einen Wert von 378.
Zugegeben, das hört sich zunächst einmal hoch an, zumal normales Fischöl lediglich einen Wert von acht aufweist. Hier ist aber nicht die Kernkompetenz von Fisch- wie Krillöl zu sehen, da sich diese Werte jeweils auf 100 Gramm beziehen. Bei einer üblichen Einnahmedosis von 1.000 Milligramm sinkt der ORAC-Wert von Krillöl auf 3,78. Ein Esslöffel extra natives Olivenöl für einen kleinen Salat bringt es schon auf knapp 40 im Mittel sowie 100 in der Spitze und ein 0,2-Liter-Glas Cabernet Sauvignon auf um die 10.000. Die antioxidativen Eigenschaften von Krillöl können daher eher als ein Nebeneffekt angesehen werden.1
Krillöl bei Prämenstruellem Syndrom (PMS) und Regelschmerzen
In einer Untersuchung, die gemeinsam von Wissenschaftlern der Universität von Montreal und der McGill Universität, beide Montreal, Kanada, durchgeführt wurde, sollte die Effektivität von Krillöl und Omega 3 aus Fischöl verglichen werden.2 Die zugrunde gelegten Indikationen waren das Prämenstruelle Syndrom (PMS) sowie Regelschmerzen (Dysmenorrhoe). Für die randomisierte, klinische Doppel-Blind-Studie wurden 70 Patientinnen mit entsprechenden Diagnosen gefunden.
Während der dreimonatigen Einnahmephase bekamen sie entweder Krillöl oder Fischöl. Zunächst wurden zwei Gram täglich verabreicht und nach einem Monat im Zehn-Tages-Rhythmus, achte Tage vor und während der ersten beiden Mestruationstage. Krillöl konnte die Regelschmerzen reduzieren. Zudem wurden positive Veränderungen der emotionalen Befindlichkeit bei den PMS-Patientinnen festgestellt. Im Vergleich zur Fischöl-Gruppe war die Wirkung des Krillöls signifikant effektiver.
Krillöl reduziert Cholesterin besser als Omega 3 aus Fischöl
Insgesamt 120 Hyperlipidämie-Patienten wurden in einer weiteren Studie der kanadischen McGill Universität in vier Gruppen aufgeteilt.3 In der ersten erhielten die Teilnehmer abhängig vom Body Mass Index (BMI) zwei bis drei Gramm Krillöl, in der zweiten eins bis 1,5 Gramm, in der dritten drei Gramm Fischöl und in der vierten ein Placebo.
Nach drei Monaten stellten die Wissenschaftler in beiden Krillöl-Gruppen eine deutlichere Verbesserung der Blutwerte fest als in der Placebo- und auch der Fischöl-Gruppe. So sank mit dem Krillöl das Gesamt-Cholesterin um 13 Prozent, die LDL-Werte um 32 Prozent und die der Triglyceride um elf Prozent, während das HDL-Cholesterin um 44 Prozent anstieg.
Einnahme von Omega-3 aus Krillöl kann gegen Arthrose und Rheuma helfen
Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Entzündungsparameter, durch den Rückschlüsse auf arthritische, rheumatische aber auch Herz-Kreislauf-Krankheiten gezogen werden können. Wiederum eine kanadische Studie konnte feststellen, dass schon nach sieben Tagen Krillöl die CRP-Werte der Teilnehmer um 19,3 Prozent, nach zwei Wochen sogar um 29,7 Prozent sanken. In der Placebo-Gruppe stiegen sie im gleichen Zeitraum um 15,7 beziehungsweise 32,1 Prozent.
Mit dem Rückgang der CRP-Werte nahmen auch arthritische und rheumatische Symptome wie Schmerzen, Steifheit und Funktionseinschränkungen der Gelenke um rund 20 bis 30 Prozent ab.4
Hemmung von Krebszellenwachstum durch Krillöl festgestellt
Eine chinesische Studie der Zhejiang Universität in Hangzhou fand in einer Untersuchung an Ratten nicht nur heraus, dass die Einnahme von Krillöl das Gesamt- sowie das LDL-Cholesterin und die Triglycerid-Werte senkt. Im Ergebnis zeigte sich auch, dass das Wachstum von Dickdarmkrebszellen gehemmt wurde.5
Bei Fettleibigkeit – Krillöl gut verträglich sowie leber- und herzschützend
In einer Kooperation von Wissenschaftlern aus Finnland, den USA und Norwegen wurde 76 übergewichtigen bis fettleibigen Männern und Frauen entweder Krillöl, Öl des Atlantischen Menhaden aus der Familie der Heringe oder ein Placebo gegeben. Nach der vierwöchigen Einnahmephase stiegen die EPA- sowie DHA-Werte in der Krill-Gruppe am deutlichsten an. Negative Begleiterscheinungen oder Unverträglichkeiten wurden keine festgestellt.6
Zudem kann nach einer australisch-finnisch-norwegischen Studie von einer leberschützenden Wirkung durch die Einnahme von Krillöl ausgegangen werden. Hierzu wurde Mäusen über acht Wochen in verschiedenen Konstellationen sehr fettreiche Nahrung gemeinsam mit oder ohne Krillöl gegeben. Am Ende zeigte sich, dass diejenigen Mäuse, die Krillöl bekamen, signifikant weniger unter Lebervergrößerung oder -verfettung litten. Wiederum gingen diese Ergebnisse einher mit verringerten Cholesterin-, Triglycerid- und hier auch Blutzuckerwerten.7
Ebenfalls im Tiermodell wurden von italienischen Forschern die Auswirkungen von Krillöl, Fischöl beziehungsweise einer Diät frei von Omega-3-Fettsäuren auf die Leber- und Herz-Triglyceride bei Fettleibigkeit mit dadurch bedingten Stoffwechselstörungen verglichen. Leber-Triglyceride wurden dabei durch Krill- wie durch Fischöl reduziert. Auf die Herz-Triglyceride hatte jedoch nur das Krillöl einen vermindernden Einfluss.8
Was könnte gegen Krillöl sprechen?
Es sind beim Krillöl keine Nebenwirkungen bekannt. Im Falle einer Allergie gegen Schalentiere sollte Krillöl allerdings nicht verwendet werden. Auch können blutverdünnende Medikamente durch Krillöl beeinflusst werden.
Allerdings ist es im Vergleich zum klassischen Fischöl deutlich teurer, kostet schnell drei mal so viel. Ob die geringen Unterschiede in der Zusammensetzung und den Effekten es einem wert sind, muss dann auch die eigene Haushaltskasse entscheiden.
Quellen und Studien:
- USDA Database for the Oxygen Radical Absorbance Capacity (ORAC) of Selected Foods, Release 2, May 2010, U.S. Department of Agriculture ↩
- Sampalis, F., et al., „Evaluation of the Effects of Neptune Krill Oil on the Management of Premenstrual Syndrome and Dysmenorrhea“, Alternative Medicine Review. 2003;(8)2, S. 173 – 79. ↩
- Bunea, R., et al., „Evaluation of the Effects of Neptune Krill Oil on the Clinical Course of Hyperlipidemia“, Altern Med Rev. 2004 Dec;9(4), S. 420 – 28. ↩
- Deutsch L., „Evaluation of the effectsof Neptune Krill Oil on Chronic Inflammation and Arthritic symptoms“, J of the American College of Nutrition, 2007;(26)1, S. 39 – 48. ↩
- Jia-Jin, Zhu, et al., „Effects of Krill Oil on serum lipids of hyperlipidemic rats and human SW480 cells“, Lipids in Health and Disease 2008;7:30 ↩
- Maki, K. C., et al., et al., „Krill oil supplementation increases plasma concentrations of eicosapentaenoic and docosahexaenoic acids in overweight and obese men and women“, Nutr Res. 2009 Sep;29(9), S. 609 – 15. ↩
- Tandy, S., et al., „Dietary krill oil supplementation reduces hepatic steatosis, glycemia, and hypercholesterolemia in high-fat-fed-mice“, J Agric Food Chem. 2009 Oct 14;57(19), S. 9339 – 45. ↩
- Batetta, B., et al. „Endocabinoids may mediate the abilty of (n-3) fatty acids to reduce ectopic fat and inflammatory mediators in obese Zucker rats“, J Nutr. 2009 Aug;139(8), S. 1495 – 501. ↩