Rosmarinextrakt kann Neuronen bei mildem Hirntrauma schützen. Dies ist das Ergebnis einer Pilotstudie..
Da beim Schädel-Hirn-Trauma immer auch das Gehirn mit betroffen ist, wird hier oft der Ausdruck Trauma in seiner psychologischen Bedeutung verstanden. Das ist aber falsch. Tatsächlich handelt es sich um ein medizinisches Trauma. Das bedeutet, es liegt eine physische Wunde im Hirnbereich vor.
In jedem Falle können dadurch Hirnfunktionen dauerhaft beeinträchtigt werden. Das gilt auch für kleinste Hirntraumata, die nur sehr geringfügige oder oft auch gar keine akuten Beschwerden verursachen. Sie kommen häufig im Sportbereich insbesondere bei Kontaktsportarten vor. Aber es gibt neue Erkenntnisse, die einen Weg weisen, wie Folgeschäden möglicherweise abgemildert werden können.
Studie zu Rosmarin am Ratten-Modell
Wissenschaftler der Kunming Medical University in der chinesischen Provinz Yunnan haben nämlich eine Studie mit sogenannten SpragueÂDawley Ratten durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine verhaltensbiologisch und psychisch unauffällige Albino-Ratte, die häufig im Bereich der Neurologie und Hirnforschung eingesetzt wird.
Während ein Teil der Ratten unbehandelt blieb, wurde insgesamt 72 Tieren an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils einmal mit einem Metallpendel auf den Hinterkopf im Bereich des Parietal– oder Scheitellappens geschlagen. Diese Region ist für das räumliche Denken sowie die räumliche Aufmerksamkeit zuständig. Beim Menschen findet hier auch das Rechnen und Lesen statt. Die Schläge waren so dosiert, dass sie die Auswirkungen einer milden traumatischen Hirnverletzung herbeiführten.
Rosmarinextrakt die Lösung bei Schädel-Hirn-Trauma?
Diejenigen Tiere, bei denen sich tatsächlich Symptome einer solchen Verletzung zeigten, wurden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen aufgeteilt. Sie bekamen in den sechs folgenden Tagen eine Lösung, die Rosmarinextrakt in einer Konzentration von 20, 40 oder 80 Milligramm pro Milliliter enthielt, direkt in den Magen verabreicht. In einer Gruppe wurde lediglich die Trägerflüssigkeit ohne Extrakt als Placebo injiziert.
Experiment im Wasserlabyrinth und Untersuchung des Gehirns gibt Hinweise auf Wirkung
Zur Messung ihrer Gehirnfunktionen wurden die Tiere am Tage nach dem letzten Schlag mit dem Pendel in ein sogenanntes Morris-Wasserlabyrinth ausgesetzt. Dabei handelt es sich um ein Rundbecken mit Seitenmarkierungen, in das trübes Wasser eingelassen wird. Ziel ist es, eine von der Oberfläche aus unsichtbare Plattform über dem Beckengrund zu finden, von der aus eine Flucht aus dem Wasser möglich ist. Das Labyrinth gilt es exzellent dazu geeignet, räumliches Lernen zu untersuchen.
Die Ratten absolvierten dieses Experiment über 16 Tage hinweg täglich mit jeweils unterschiedlichen Ausgangspunkten. Ein automatisiertes Tracking-System erfasste dabei die Zeit, die die Tiere in den einzelnen Quadranten des Beckens verbrachten und die Verzögerung mit der sie die Plattform fanden. Einen weiteren Tag später, also an Tag 17, wurden die Ratten betäubt. Daraufhin wurde ihnen das Gehirn zur weiteren Untersuchung entnommen.
Rosmarin-Ratten brauchen länger als Ratten ohne Hirntrauma, sind aber schneller als Placebo-Ratten
Das Ergebnis des Wasserlabyrinth-Experiments war, dass alle Ratten, die die Symptome eines Hirntraumatas aufwiesen, die Plattform messbar später fanden, als die Tiere, die zuvor keine Schläge erhielten. Unter den Hirntraumata-Ratten allerdings erreichten alle Rosmarin-Ratten die Plattform schneller, als die Tiere, denen lediglich die Trägerflüssigkeit verabreicht wurde. Dabei spielte es keine Rolle, welche Konzentration die Rosmarin-Lösung aufwies.
Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler lautete daher, dass Rosmarinextrakt bei leichten Gehirnverletzungen das räumliche Lernen fördert und Gedächtniseinbußen bis zu einem gewissen Grade ausgleicht.
Hirnuntersuchung zeigt geringeres Ausmaß an neuronalen Schäden durch Rosmarin
Die Untersuchung der Gehirne konzentrierte sich auf die Hippocampus-Region. Hier zeigte sich, dass bei den Ratten, denen Rosmarinextrakt zugeführt wurde, als Folge des milden Hirntraumatas weit weniger Neuronen geschädigt waren, als bei den Placebo-Ratten.
Dies führten die Forscher auf die hohe entzündungshemmende und antioxidative Aktivität der im Rosmarinextrakt enthaltenen Carnosolsäure zurück. Carnosolsäure ist außer in Rosmarin übrigens nur noch in einigen Salbeiarten enthalten. Es handelt sich damit um die erste Studie, die darstellt, dass Rosmarinextrakt in der Lage ist, neuronale Schädigungen bei milden Gehirntraumatas abzumildern.
Quelle: Song, H., et al., Rosemary extract improves cognitive deficits in a rats model of repetitive mild traumatic brain injury associated with reduction of astrocytosis and neuronal degeneration in hippocampus, Neurosci Lett. 2016 May 27, Epub published ahead of print.