Salz ist lebensnotwendig – und gleichzeitig ist es eines der schlimmsten Zivilisationsgifte.
Immer wieder steht das Thema Kochsalz zur Diskussion, wenn es um eine gesunde Ernährung geht. Während meist herausgestellt wird, dass der Konsum von zu viel Kochsalz gesundheitliche Risiken beinhaltet, kommt manchmal auch die Behauptung auf, dass die Folgen eines hohen Verzehrs zu vernachlässigen seien.
Salz ist lebensnotwendig
Hier muss jedoch folgendes betrachtet werden: Kochsalz, welches hauptsächlich aus einer Verbindung von Natrium und Chlorid besteht, erfüllt wichtige Aufgaben im Organismus. Etwa 200 Gramm davon sind im Körper eines Erwachsenen vorhanden.
Unter natürlichen Bedingungen ist unser Organismus allerdings auf eine hohe körperliche Belastung hin optimiert. Dies hat in der Evolution zu einem Selektionsvorteil geführt. Bei größeren körperlichen Anstrengungen geht aber Natriumchlorid, vor allem über das Schwitzen, verloren und muss ersetzt werden.
Gleichzeitig war Salz für unsere ersten Vorfahren nicht immer einfach abbaubar also nicht leicht verfügbar. Es kann also auch ein Selektionsvorteil sein, wenn der Geschmackssinn besonders auf Salz reagiert. Daher liegt es nahe, dass zu den Bedingungen moderner Lebensweise unser, noch aus Urzeiten stammender Appetit auf Salz zu groß und zu leicht erfüllbar ist.
Erhöhter Salzkonsum führt zu Bluthochdruck
Ernährungswissenschaftler sind sich einig, dass ein Salzkonsum, der fünf bis sechs Gramm pro Tag überschreitet, für einen erhöhten Blutdruck und in der Folge für zahlreiche Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich ist.
In Deutschland ist der durchschnittliche Verzehr etwa doppelt so hoch und kann in Einzelfällen sogar 25 Gramm pro Tag durchaus überschreiten. Nach Aussagen der American Heart Association ist der Genuss von zu viel Salz weltweit für etwa 2,3 Millionen Todesfälle verantwortlich 1.
Zum Vergleich: Um eine ähnliche Anzahl von Todesfällen zu erreichen, müsste etwa alle zwei Stunden ein vollbesetzter Jumbo-Jet mit jeweils über 500 Passagieren abstürzen. Zu viel Salz ist also ein echter Killer.
Ein hoher Konsum von Kalium bei geringem Salzverzehr senkt Blutdruck und Schlaganfall-Risiko
Aufmerksamkeit verdient zudem die Tatsache, dass der größte Teil des Salzes, den wir zu uns nehmen, es sind etwa 75 bis 80 Prozent, gar nicht von uns selber in die Speisen eingestreut wird, sondern aus fertig verarbeiteten Lebensmitteln stammt. Brot und Käse liegen hier übrigens an der Spitze der Salzlieferanten in der westlichen Welt.
Kalium ist der Gegenspieler zu Natrium
Während nun insbesondere Natrium den Blutdruck steigen lässt, wirkt sein Gegenspieler, das Kalium, blutdrucksenkend. Eine Verringerung des Salzkonsums bei Erhöhung des Verzehrs kaliumhaltiger Nahrungsmittel sollte also helfen, einen erhöhten Blutdruck zu senken. Genau dies legt eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nahe, an der über 128.000 Teilnehmer beteiligt waren.
Hier konnte festgestellt werden, dass die Probanden mit dem höchsten Anteil an Kalium im Blut ein um 24 Prozent geringeres Risiko hatten, einen Schlaganfall zu erleiden. Gleichzeitig konnte bei den Bluthochdruck-Patienten unter den Teilnehmern eine Erhöhung des Verzehrs von kaliumhaltigen Lebensmitteln mit einer Verringerung des Blutdrucks in Verbindung gebracht werden.
Bei Menschen mit normalem Blutdruck und normaler Nierenfunktion waren keine negativen Auswirkungen der Erhöhung der Kaliumaufnahme zu beobachten. Dies ist wichtig festzustellen, da Kalium für Personen mit gestörter Nierenfunktion risikohaft ist.
Für die meisten anderen stellt es allerdings eine Prävention gegen Bluthochdruck und Schlaganfall dar 2.
Reduzierung von Salz senkt Blutdruck schon nach 4 Wochen
In einer weiteren Studie, an der unter anderem die Medizinische Hochschule der Queen Mary Universität in London, England, beteiligt war, traten die Auswirkungen einer maßvollen Reduzierung des Salzkonsums zu Tage. Nach mindestens vier Wochen kam es bei den über 3.000 Teilnehmern zu einer signifikanten Senkung des Blutdrucks.
Dies betraf, unabhängig von Geschlecht und ethnischer Gruppe, Probanden mit Hypertonie als auch normalem Blutdruck 3.
Verbraucher, Industrie und Staat zum Handeln aufgefordert
Nicht zuletzt diese Studien verdeutlichen erneut, dass es wichtig ist, auf den Salzkonsum zu achten. Außerdem ist eine Steigerung des Verzehrs von frischem Obst und Gemüse, worin Kalium enthalten ist, wünschenswert. An die Industrie muss jedoch die Forderung gestellt werden, die Verarbeitung von Salz zu reduzieren.
Hier steht natürlich auch der Staat in der Pflicht, auf Produzenten einzuwirken sowie dem Verbraucher, beispielsweise durch eine bessere Kennzeichnungspflicht (die Ampelkennzeichnung ist hier in der Diskussion) die Kauf- und Konsumentscheidungen zu erleichtern.
Quellen und Studien:
Studien:
- Fahimi, Saman, et al., American Heart Association Meeting Report, „Eating too much salt led to nearly 2.3 million heart-related deaths worldwide in 2010“, American Heart Association, Epub published ahead of print. ↩
- Aburto, N. J., et al., „Effect of increased potassium intake on cardiovascular risk factors and disease: systematic review and meta-analyses“, British Medical Journal, Epub published ahead of print. ↩
- Macgregor, G., A., et al., „Effect of longer term modest salt reduction on blood pressure: Cochrane systematic review and meta-analysis of randomised trials“, British Medical Journal, Epub published ahead of print. ↩