Es war Anfang der 70er Jahre, als der dänische Arzt Dr. Jorn Dyerberg in die wissenschaftliche Welt mit einer Entdeckung platzte, die er unter Eskimos in Grönland machte. Eskimos leiden nämlich bei weitem weniger an Herzerkrankungen als andere Bewohner der dänishcen, autonomen Insel. Dyerberg war der Erste, der dies mit bestimmten ungesättigten Fettsäuren in Verbindung brachte.
Diese Omega-3-Fettsäuren genannten Fette fanden sich im Blut der Eskimos, die sich fast ausschließlich von fettem Fisch ernähren, bei weitem häufiger als im dänischen Bevölkerungsteil. Omega-3-Fettsäuren sind heute in aller Munde und zahlreiche Folgeuntersuchungen bestätigen ihre Wirkung.
Genau diese Untersuchungen haben Professor Jump und seine Mitarbeiter vom renommierten Linus Pauling Institut an der Oregon State Universität, USA, genauer unter die Lupe genommen und kamen dabei zu einem differenzierten Ergebnis.
Verschiedene Einflüsse erschweren eine präzise Feststellung der Omega-3-Wirkung
Im Wesentlichen wenden die US-amerikanischen Wissenschaftler ein, dass neuere Untersuchungen dadurch auffallen, dass sie weniger trennscharf sind als ältere Studien. Hintergrund ist hier die stark vorangeschrittene Entwicklung in der medikamentösen Behandlung von Herzkrankheiten.
In der Folge kann bei Patienten, die bereits wegen einer kardiologischen Erkrankung in Behandlung waren oder sind, nur sehr begrenzt festgestellt werden, ob sich gesundheitliche Verbesserungen aufgrund der Einnahme von Omega-3-Präparaten ergeben oder Folge der medizinischen Indikation sind. Oftmals wird dabei übersehen, dass die Medikamention eine höhere Wirksamkeit hat als die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren vorzugsweise durch Fischöl, welche zudem in der Regel nur über sehr lange Zeiträume nachweisbar ist.
Älteren Studien dagegen gebührt das Verdienst, dass sie, unbeeinflusst von hochentwickelten Arzneistoffen, Grundlagenforschung zur Entwicklung moderner Medikamente geliefert haben, aber auch die grundsätzliche Bedeutung der Omega-3-Fettsäuren zur Verbesserung der Gefäßgesundheit aufgedeckt haben.
Es sind also vor allem die Pionierstudien, denen wir die Erkenntnis vom Zusammenhang zwischen der Einnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren und einem verringerten Risiko an
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- Thrombosen,
- Bluthochdruck,
- Gefäßverengungen und
- Herzinfarkt
[/unordered_list]zu erkranken, verdanken.
[box style=“info“]Omega-3-Fettsäuren verbessern nicht nur die Gefäßfunktionen, sondern wirken gegen Allergiesymptome, fördern die Entwicklung des Kindes während Schwangerschaft und Stillzeit und reduzieren Arthritis und Arthrose.[/box]
Fischöl effizienter als pflanzliche Quellen von Omega-3
Weiterhin ergab die Sichtung von 40 Jahren Forschung an Omega-3-Fettsäuren durch Jump und seine Mitarbeiter, dass eine Versorgung über pflanzliche Quellen weniger Nutzen zeigt als durch Kaltwasser-Fische. Die Wissenschaftler begründen dies mit Unterschieden in der Verarbeitung von Omega-3-Fettsäuren durch den menschlichen Körper.
Für strenge Veganer bzw. Personen, die weder Fisch noch Fischöl zu sich nehmen können oder wollen, raten die Forscher zu qualitativ hochwertigen Hefe- oder Algenprodukten, da sie, bei aller kritischen Sicht auf aktuelle Untersuchungen, weiterhin von der positiven Wirkung der Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) auf die Herzgesundheit überzeugt sind. Ihre Empfehlung lautet, 200 bis 300 Milligramm EPA und DHA in Kombination täglich aufzunehmen.
Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen oder tierischen Quellen – ein Streitpunkt
In mindestens einem Punkt jedoch bleibt die Auffassung der Wissenschaftler aus Oregon nicht unwidersprochen. Dr. Harry Rice, der Vizepräsident der US-amerikanischen Omega-3-Handelsvereinigung (GOED), entgegnet nämlich, dass er es als verfrüht ansieht, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass pflanzliche Omega-3-Quellen weniger geeignet sind, gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen, als EPA und DHA aus fettem Fisch.
Wir dürfen also darauf gespannt sein, wie Wissenschaftler in Zukunft Methoden entwickeln, die die bereits nachgewiesenen positiven Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren schlüssiger im Detail beschreiben.
Quelle: Jump, Donald B., et al., „Omega-3 fatty acid supplementation and cardiovascular disease: Thematic Review Section: New Lipid and Lipoprotein Targets for the Treatment of Cardiometabolic Diseases“, Journal of Lipid Research 2012, Volume 53, Number 12, Pages 2525-2545.