Die besonderen essentielle Omega-3 Fettsäuren DHA und EPA kann man aus Krillöl oder Fischöl gewinnen. Omega-3 Nahrungergänzungen aus Krillöl sind meist deutlich teurer als die aus Fischöl. Welches Öl ist besser? In Studien zeigen sich Krillölkapseln und Fischölkapseln mit nahezu gleichen Eigenschaften und ähnlicher Bioverfügbarkeit.
Während Omega-3-Präparate aus Fischöl schon seit Langem weit verbreitet sind, wird in neuerer Zeit immer häufiger auch Krillöl angeboten. Dabei stellt sich natürlich die Frage, welches Produkt besser dazu in geeignet ist, dem Körper die wertvollen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zu Verfügung zu stellen oder ob es überhaupt Unterschiede in der Bioverfügbarkeit gibt. Diese Diskussion ist natürlich neueren Datums. Sie wird auch dadurch etwas erschwert, dass insgesamt weniger Studien über das EPA und DHA aus dem Öl des zum Plankton zählenden antarktischen Mini-Krebstierchens Euphausia superba vorliegen als aus Fischöl.
Chemische Unterschiede zwischen Krillöl und Fischöl
Tatsächlich gibt es aber durchaus chemische Unterschiede zwischen Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl und solchen aus Krillöl. In der Fischvariante liegen die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren nämlich als veresterte Verbindung in Form von Triglyceriden oder als Ethylester vor. Im Krill dagegen ist es zu unterschiedlichen Graden als Phospholipid vorhanden.
Studie aus den Labors von DSM Nutritional Products
Eine der neusten Studien zu diesem Thema kommt aus den US-amerikanischen Forschungseinrichtungen des weltweit tätigen Nahrungsergänzungsmittel-Herstellers DSM Nutritional Products. Dabei handelt es sich um eine Tochter der Koninklijke Dutch State Mines (DSM) N.V., einem Unternehmen, das aus dem inzwischen eingestellten staatlichen Kohlebergbau der Niederlande hervorgegangen ist.
Im Rahmen des Strukturwandels ist es nun auf ganz anderen Feldern tätig. Eines davon ist die Entwicklung und das Angebot von Nahrungsergänzungsmitteln einschließlich Omega-3-Produkten, wobei der niederländische Konzern hier auch erhebliche Anstrengungen auf dem Gebiet der Forschung unternimmt.
Keine gravierenden Unterschiede bei der Serumkonzentration an EPA und DHA
Für ihre aktuelle, randomisierte Doppel-Blind-Studie im Parallel-Design standen den DSM-Forschern 66 gesunde Erwachsene zur Verfügung, die nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen aufgeteilt wurden. In jeder Gruppe wurden über einen Zeitraum von vier Wochen täglich zusammen rund 1,3 Gramm EPA (816 mg) und DHA (522 mg) eingenommen. Während die Omega-3-Fettsäuren in der einen Gruppe aber aus Triglycerid-Fischöl stammten, lagen sie in der zweiten Gruppe als Ethylester und in der dritten aus Krillöl vor.
Das Endergebnis nach einem Monat bestand darin, dass die Serumkonzentration an EPA und DHA in der ersten Gruppe durchschnittlich 91 Mikrogramm pro Milliliter betrug, in der zweiten 108 Mikrogramm und in der dritten 119 Mikrogramm. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen lagen damit unterhalb der statistischen Signifikanz. Auch beim EPA– beziehungsweise DHA-Gehalt in den roten Blutkörperchen konnten die Wissenschaftler keine relevanten Differenzen feststellen. Erfreulicherweise wurden auch alle drei Omega-3-Quellen von den Teilnehmern hervorragend vertragen.
These zur Bioverfügbarkeit von Omega-3 aus Krillöl und Fischöl
Was die Bioverfügbarkeit angeht, wollen die US-amerikanischen Forscher allerdings nicht ganz ausschließen, dass hier Vorteile beim Krillöl liegen könnten. Dies sei jedoch abhängig vom Gehalt an Phospholipiden in der Zusammensetzung des Krillöls. Dieser Gehalt kann jedoch in konkreten Präparaten zwischen 19 und 81 Prozent schwanken. Das Krillöl, welches in der Studie verwendet wurde, lag in etwa in der Mitte und enthielt 43,7% Phospholipide. Hier wurde eine ähnliche Bioverfügbarkeit wie bei den beiden Fischölen festgestellt (1).
Andere Studien stellen leichte Unterschiede in der Bioverfügbarkeit fest
Eine 2011 veröffentlichte Studie, die von Wissenschaftlern der Leibnitz Universität in Hannover und der Ludwig Maximilians Universität in München angestellt wurde, kommt so auch zu einem etwas anderen Ergebnis. Beim Vergleich der Bioverfügbarkeit von EPA und DHA lag hier das Krillöl nämlich etwas vor Fischölen aus veresterten Triglyceriden und Ethylester.
Die unerwartet höhere Serum-Konzentration an freiem EPA und DHA beim Krillöl war allerdings statistisch nicht signifikant. Dennoch schlagen die deutschen Forscher vor, sich mit dieser möglicherweise besseren Verfügbarkeit von EPA und DHA aus Krillöl in zukünftigen Studien näher zu beschäftigen (2).
Möglicherweise EPA und DHA aus Krillöl in geringeren Mengen gleich wirksam
Aus dem Vergleich eines US-amerikanischen Forscherteams unter Dr. Kevin C. Maki zwischen Krillöl und Fischöl aus dem Heringsfisch Menhaden hingegen gehen keine eindeutigen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit hervor. Nach dieser Studie haben beide Öle einen vergleichbaren Effekt auf den Anstieg von EPA und DHA im Serum (3). Wissenschaftler der norwegischen Universität Akershus schließlich vergaben für Ihre Studie an die Teilnehmer einer Gruppe Fischöl mit einer Tagesdosis von 864 Milligramm EPA und DHA.
In einer zweiten Gruppe bekamen die Teilnehmer täglich 543 Milligramm EPA und DHA aus Krillöl. Dabei kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die geringere Menge Krillöl ausreichte, um den gleichen Serumgehalt an EPA sowie DHA zu erzielen. Das gilt auch für die Verminderung von Entzündungsmarkern und oxidativem Stress (4).
Quellen:
(1) Yurko-Mauro, Karin, Similar eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid plasma levels achieved with fish oil or krill oil in a randomized double-blind four-week bioavailability study, Lipids Health Dis. 2015; 14: 99, Epub published ahead of print.
(2) Schuchardt, Jan Philipp, et al., Incorporation of EPA and DHA into plasma phospholipids in response to different omega-3 fatty acid formulations – a comparative bioavailability study of fish oil vs. krill oil, Lipids in Health and Disease, BioMed Central, Epub published ahead of print.
(3) Maki, Kevin C., et al., Krill oil supplementation increases plasma concentrations of eicosapentaenoic and docosahexaenoic acids in overweight and obese men and women, Nutrition Research, Epub published ahead of print.
(4) Ulven, S. M., et al., Metabolic effects of krill oil are essentially similar to those of fish oil but at lower dose of EPA and DHA, in healthy volunteers, Lipids. 2011 Jan;46(1), S. 37 – 46.