Fucoidan – Seealgen-Wirkstoff mit möglicher Wirkung gegen bestimmte Krebsarten
Im pazifischen Raum gehört der Verzehr von Seetang traditionell zum Ernährungsverhalten. Algen gelten dabei als gute Quelle zur Versorgung mit wertvollen Proteinen. Sie enthalten zudem viele Vitamine und sind reich an Mineralstoffen, Spurenelementen sowie sekundären Pflanzenstoffen, aber arm an Kalorien. Lediglich ihr hoher Gehalt an Jod sollte die Menge begrenzen, die täglich aufgenommen wird. In neuester Zeit sind Wissenschaftler allerdings auf einen Inhaltsstoff aufmerksam geworden, der sich zu einem Star unter den gesundheitsfördernden Naturstoffen entwickeln könnte.
Es handelt sich dabei um ein sehr komplex zusammengesetztes Polysaccharid, also einen Mehrfachzucker, der aus verschiedenen Formen von Fucose besteht. Fucose darf hier nicht verwechselt werden mit dem Fruchtzucker Fructose. Es handelt sich vielmehr um einen Zucker, den der Organismus selber nicht bereitstellen kann, der also essentiell ist, und wichtige Aufgaben in der Kommunikation von Zelle zu Zelle erfüllt. Das in Seetang gefundene Polysaccharid heißt Fucoidan.
Fucoidan gegen karzinogene Magenbakterien
Wissenschaftler der Universität von West-Australien haben dieses Fucoidan nun unter das Mikroskop genommen und dabei erstaunliche Beobachtungen gemacht. Sie fanden nämlich heraus, das Fucoidane das Andocken des Stäbchenbakteriums Helicobacter pylori an Magen-Epithelzellen hemmt. Nun gehört Helicobacter pylori zwar zu den Bakterien, die sehr häufig im menschlichen Organismus vorkommen.
Etwa die Hälfte der Menschheit und in Deutschland über 30 Millionen sind mit ihm infiziert. Der Mikroorganismus hat aber keine nützliche Funktion für eine gesunde Magen-Darm-Flora, sondern ist vielmehr eine Ursache von Magengeschwüren, aus denen sich ein Magenkrebs entwickeln kann.
Drei Fucoidan-Extrakte im Focus – Polyphenol-reiches Fucoidan besonders wirksam
Genau auf solche Magenkrebs-Zellen, die von Helicobacter pylori befallen waren, setzten die australischen Forscher verschiedene Fucoidan-Extrakte in ihrer Laboruntersuchung an. Dabei kamen zwei Fucoidan-Fraktionen zum Einsatz, die von der Braunalge Blasentang (Fucus vesiculosus) gewonnen wurden – Fucus A und Fucus B – sowie ein Fucoidan-Extrakt aus der besonders in Japan und Korea gerne verzehrten Braunalge Wakame (Undaria pinnatifida). Alle drei Variationen waren in der Lage, einen Antihafteffekt bei den Bakterien an den Krebszellen des Magenepithels auszulösen.
Auffällig war, dass insbesondere Fucus B eine herausragend stärkere, zerstörerische Wirkung auf die Krebszellen selber hatte. Interessant dabei ist, dass Fucus A und Fucus B eine sehr ähnliche Zusammensetzung aus Fucose und Fucose-Sulfaten aufweisen. Fucus B enthält allerdings einen achtmal höheren Anteil an Polyphenol-Bestandteilen als Fucus A.
Kann Fucoidan die Magenschleimhaut-Barriere überwinden?
Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die erste Untersuchung über die Wirkung von Fucoidan auf Helicobacter pylori. Natürlich müssen nun klinische Studien an menschlichen Testpersonen erfolgen, um die unter dem Mikroskop erzielten Resultate zu bestätigen.
Dabei wird vor allem herausgefunden werden müssen, ob Fucoidan in der Lage ist, die Barriere der Magenschleimhaut zu durchdringen. Erforderlich dafür ist unter anderem ein niedriger pH-Wert, den Fucoidan erfüllt. Diese günstige Prognose wird zudem durch positive Ergebnisse von vorangegangenen Untersuchungen am Tiermodell unterstützt.
Quelle: Chua, Eng-Guan, et al., Fucoidans Disrupt Adherence of Helicobacter pylori to AGS Cells In Vitro, Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, Volume 2015 (2015), Article ID 120981.