Vitamin D ist ein u.a. für das Immunsystem sehr wichtiges Vitamin. Jetzt hat eine klinische Studie nachgewiesen, warum Vitamin D auch für den Immunschutz von Harnwegen und Blase wichtig ist.
Vitamin D ist schon ein ganz besonderes Vitamin. Wir alle wissen, dass es unter dem Einfluss von UVB-Strahlen auf der Haut gebildet wird – deswegen heißt es ja auch das „Sonnen-Vitamin„. Genau genommen könnte man sich an diesem Punkt darum streiten, ob es sich hier überhaupt um ein Vitamin handelt. Eine Definition der so unterschiedlichen Stoffe, die Vitamine genannt werden, ist nämlich, dass sie für den Organismus essentiell lebensnotwendig sind, aber von ihm nicht hergestellt werden können und von außen zugeführt werden müssen. Das ist bei der Entstehung von Vitamin D als Cholecalciferol oder Vitamin D3 auf der Haut von Mensch und Tier eben nicht so eindeutig, aber zumindest doch sehr außergewöhnlich.
Auch Pflanzen können übrigens Vitamin D herstellen. Bei ihnen entsteht dann aber Vitamin D2 beziehungsweise Ergocalciferol.
Der Vitamin D Stoffwechsel
Beide Formen sind biologisch inaktiv und müssen im Körper noch einige Prozesse durchlaufen. Dabei wird durch verschiedene Studien bestätigt angenommen, dass sich Vitamin D3 bei den folgenden Umwandlungen, die in Leber und Nieren stattfinden, effektiver zeigt als die pflanzliche D2-Variante. Dort entsteht zuerst 25(OH)Vitamin D3 (25D3). Auch dieser Stoff ist noch inaktiv, hat aber den Vorteil, dass er eine gewisse Zeit eingelagert werden kann. Es ist also die Speicherform von Vitamin D3.
Aus ihr stellt der Körper das aktive 1,25(OH)2Vitamin D3 oder Calcitriol (1,25D3) her. Das geschieht nach herkömmlicher Auffassung in den Nieren über das Enzym 1-Alpha-Hydroxylase. Nun tritt der Vitamin-D-Rezeptor (VDR) auf, der das 1,25D3, welches häufig auch in die Nähe der Steroidhormone gerückt wird, in die Zellkerne transportiert, wo es als Transkriptionsfaktor wirkt.
Vitamin-D-Mangel weit verbreitet
Insbesondere im mittel- und nordeuropäischen Raum kommt es erst gar nicht zur Bildung von Vitamin D in der Haut. Grund dafür ist, dass hier gerade Wintertags so wenige Sonnenstrahlen die Haut erreichen, dass schon die Produktion von Grund-Vitamin-D vollständig zum Erliegen kommt.
Auch im Sommer ist eine ausreichende Produktion nur dann gewährleistet, wenn die Sonne mindestens 45 Grad am Himmel steht und die Haut nicht abgedeckt oder durch Sonnencreme vor UV-Strahlung geschützt ist. In der Mittagssonne ohne UV-Schutz die Haut zu bräunen ist aber aus Gründen der Hautkrebsvorsorge und der schnellen Faltenbildung nicht ratsam. Aber auch wer im Büro arbeitet kommt meist garnicht in die Verlegenheit, über ein Sonnenbad zur Mittagszeit nachzudenken, sondern sieht die Sonne meist nur durch Fensterscheiben.
Tatsächlich gehen hier auch Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), die Nahrungsergänzungsmitteln für gewöhnlich sehr kritisch gegenüber stehen, von einem weit verbreiteten Vitamin D-Mangel aus. Deswegen schlägt die DGE hier entgegen ihrer sonst üblichen Praxis die Einnahme eines Präparates vor, wenn über UVB-Strahlen und Nahrungszufuhr keine ausreichende Serumkonzentration erreicht werden kann.
Schwedische Studie weist Einfluss von Vitamin D3 auf antimikrobielle Peptide nach
Nun hat sich durch eine Studie aus Schweden ein weiterer, durchaus etwas erstaunlicher Vorteil eines ausreichenden Vitamin-D-Spiegels gezeigt. Es geht dabei um einen möglichen Schutz vor Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen, wofür in der Regel Typ-A-OPC in Cranberries herangezogen werden.
Gleichzeitig wurde durch die Studie, die am mikrobiologischen Institut der Karolinska Universität sowie dem Karolinska Universitätsklinikum in Stockholm durchgeführt wurde, eine wichtige neue Erkenntnis über die Umwandlung von 25D3 zu 1,25D3 gewonnen. Sie erklärt auch, wie Vitamin D die Produktion antimikrobieller Peptide mit dem Namen Cathelicidine erhöht, die E. coli Bakterien und damit Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen entgegenwirken.
Aufbau der Studie zu Vitamin D und Harnwegen
Die Studie setzte sich aus zwei Teilnehmergruppen zusammen. Zum einen stellten die Forscher die Vitamin-D-3-Serumwerte von insgesamt 36 schwedischen Frauen europäischer Herkunft im Durchschnittsalter von 59 Jahren fest. Sechs davon hatten die Menopause noch vor sich, während 22 Frauen bereits postmenopausal waren. Dazu kam eine weitere Teilnehmergruppe aus acht postmenopausalen Frauen im Alter von durchschnittlich 62 Jahren. Hier wurde eine 12wöchige Vergabe von täglich 2.000 Einheiten 25D3 vorgenommen, die von einer ebenfalls 12wöchigen Follow-Up-Phase gefolgt wurde.
Blutproben wurden am Anfang der Einnahmephase sowie sechs und 12 Wochen nach der Einnahme genommen. Sie wurden auf 25D3, Cathelicidine, Kalzium, Glukose, Parathormone und Phosphat analysiert. Fünf Frauen nahmen bis zum Abschluss an allen Maßnahmen teil.
Um eine symptomfreie Vermehrung von Bakterien, eine sogenannte Bakteriurie, auszuschließen, wurde der bakterielle Status über Mess-Stäbe an Urintests bestimmt.
Auch in der Harnblase wird Vitamin D3 verstoffwechselt
Dabei stellten die schwedischen Wissenschaftler erstaunlicher Weise fest, dass auch in der Harnblase lokal 25D3 zu 1,25D3 umgewandelt wird. Das geschieht, wie parallele Untersuchungen nachgewiesen haben, in den Endothel-Zellen oder den Zellen der Gefäßinnenwände der Harnblase. Hier konnten die Forscher auch das bereits erwähnte Umwandlungs-Enzym 1-Alpha-Hydroxylase nachweisen sowie Vitamin D3 Rezeptoren (VDR). Die Anbindung von 1,25D3 an VDR schließlich machen die Wissenschaftler für eine erhöhte Aktivität des CAMP-Gens verantwortlich. Dieses wiederum ist für die Codierung der antimikrobiellen Cathelicidine–Peptide mitverantwortlich und mithin auch für ihre Produktion.
Damit, so schlussfolgern die schwedischen Wissenschaftler, kann Vitamin D beziehungsweise 25D3 eine Rolle spielen bei der lokalen Bekämpfung von E. coli Bakterien, wie sie im Harnwegsbereich auftreten und dort zu Infektionen führen. Angesichts einer stetig steigenden Anzahl an Resistenzen gegenüber Antibiotika könne diese Erkenntnis wichtige Anstöße zu alternativen Behandlungsformen liefern.
Quelle: Hertting, O., Vitamin D induction of the human antimicrobial Peptide cathelicidin in the urinary bladder, PLoS One. 2010 Dec 14;5(12):e15580. doi: 10.1371/journal.pone.0015580. , Epub published ahead of print.