Ob als Antioxidantien, beim Aufbau von Nerven- und Blutzellen oder anderer wichtiger Zellen, Vitamine spielen eine bedeutende Rolle in den verschiedensten Stoffwechselwegen unseres Körpers. Daher empfehlen Gesundheitsexperten eine nährstoffreiche und abwechslungsreiche Ernährung, um den täglichen Vitaminbedarf ausreichend zu decken. Fünf bis sieben Mal täglich Obst und Gemüse, zwei mal in der Woche Fisch, so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V..
Dass diese gesunde Ernährung Wunschdenken ist, in der Realität von der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht erreicht wird, wies spätestens 2008 die Nationale Verzehrsstude auf. Auf Basis dieser Untersuchung der Ernährungsgewohnheiten von 20.000 repräsentativen Deutschen steht fest: Vitaminmangel ist bei den meisten Menschen auch in einer wohlhabenden Industrination wie Deutschland völlig normal. Über 90% haben Folsäuremangel, über 50% Vitamin E Mangel. Bei vielen anderen Vitaminen und Spurenelementen sieht es nicht viel besser aus (mehr Details zum Vitaminmangel siehe hier).
Daher kann eine zusätzliche Ergänzung durch ein Vitaminpräparat sinnvoll oder in spezifischen Fällen auch akut notwendig werden. Beispielsweise bei einem ausgeprägten Mangel oder einer verschlechterten Aufnahme, der durch eine bloße Ernährungsumstellung nicht in den Griff zu bekommen ist. Doch noch streiten sich die Experten um die Wirksamkeit von Vitaminpräparaten als Nahrungsergänzungsmittel.
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Die Art der Darreichung: Kapseln, Tabletten, Dragees und mehr
Vitaminpräparate werden oftmals in Form von Kapseln, Tabletten oder Dragees geschluckt. Alternativ finden sich auch immer öfter pulverförmige Verabreichungen wie Granulat, Lutschtabletten oder Brausetabletten. Sogar in Tropfenform sind einige der Vitaminpräparate erhältlich. Doch was ist bei der jeweiligen Darreichungsart zu beachten?
Kapseln
Die Kapseln unterscheiden sich je nach Zusammensetzung in Gelatine oder Zellstoffkapseln. Zellstoffkapseln sind aus Zellulose hergestellt und rein pflanzlich. Sie bestehen aus Hydroxypropylmethylcellulose, abgekürzt HPMC. Diese Form ist weit verbreitet. Die Kapseln bestehen aus zwei Teilen, die ineinander gesteckt werden. HPMC Kapseln kann man auch – geschickte Hände vorausgesetzt – wieder öffnen. HPMC Kapseln kann man nur für feste, pulverförmige Stoffe verwenden, nicht für flüssige Stoffe. Sie lösen sich im Magen auf.
Hart- und Weichgelatinekapseln werden für feste Wirkstoffe verwendet, letztere für flüssige Wirkstoffe. Die Gelatine kommt oft vom Rind, teils auch vom Schwein. Zusätzlich zu den Vitaminen und der Gelatine werden zum Teil noch weitere Hilfsstoffe verwendet, wie Feuchthaltemittel oder Stabilisatoren.
Tabletten
Bei Tabletten befindet sich der Wirkstoff in gepresster Pulverform. Hierzu werden neben dem eigentlichen Vitamin ebenso verschiedene Hilfsstoffe verwendet, die in erster Linie als Trägersubstanz fungieren. Dazu gehören unter anderem Siliziumdioxid, Cellulose und mikrokristalline Stärke. Um eine gleichmäßige Verteilung des Vitamins zu gewährleisten, greifen einige Hersteller auf die Agglomeration von Pulver durch Sternmaid zurück. Durch diesen Prozess lassen sich Staubanteil, Schüttdichte und Porosität optimal justieren.
Die verwendete Sprühflüssigkeit kann dabei mit dem Vitamin versetzt und so gleichmäßig auf den Pulverpartikeln verteilt werden. Einige der Tabletten weisen zusätzlich eine Sollbruchstelle auf, an der das Präparat bei Bedarf halbiert werden kann.
Dragees
Dragees sind ebenfalls Tabletten, die zusätzlich mit einem Überzug versehen sind. Durch den Überzug wird die Oberfläche glatt und das Schlucken wird erleichtert. Zudem wird dadurch gewährleistet, dass die Tablette unzerkaut und an einem Stück eingenommen wird. Dies kann sinnvoll sein, wenn eine ganz bestimmt Dosierung erforderlich ist.
Filmtabletten
In dieser Darreichungsform sorgt ein spezieller Film dafür, dass die Tablette nicht bereits im Magen verdaut wird. Der Wirkstoff wird dementsprechend erst im Dünndarm freigesetzt und kann dort anfangen, seine Wirkung zu entfalten.
Kapseln, Tabletten, Dragees und Filmtabletten sollten immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Bei Lutschtabletten, Granulat oder Tropfen ist hingegen keine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr notwendig. Denn diese Darreichungsformen sorgen dafür, dass sich das Präparat bereits im Mund auflöst. Diese Präparate sind daher für Menschen geeignet, die nicht oder nur schwierig Tabletten schlucken können. Hilfsstoffe sind aber auch in dieser Darreichungsform vorhanden.

Sind Vitamintabletten gesünder als Obst?
Vitamine als Nahrungsergänzung in Kapelform sind genauso gesund wir die in Obst enthaltenen Vitamine. Ihre Struktur ist identisch, es sind dieselben chemischen Stoffe, die für unseren Stoffwechsel so wichtig sind. Aber: Wer Obst oder Gemüse isst, nimmt nicht nur ein Vitamin auf, sondern immer einen ganzen Cocktail aus Vitaminen, Spurenelementen und sekundären pflanzlichen Stoffen. Deshalb ist ein Glas Orangensaft mit 80 mg Vitamin C der Einnahme einer Kapsel Nahrungsergänzung mit 80 mg Vitamin C vorzuziehen.
Einen Wermutstropfen gibt es beim Obst- und Gemüsekonsum: Auch Umweltgifte können, in sehr geringen Restmengen, im Obst und Gemüse enthalten sein. Deshalb sollte Obst und Gemüse vorzugsweise aus schonendem Anbau (z.B. Bio) kommen und immer intensiv vor dem Verzehr gewaschen werden.
Gesünder als die Vitamine aus frischem Obst sind die Vitamintabletten also nicht. Dennoch gibt es viele Studien, die zeigen, dass auch die künstlich zugeführten Vitamine eine Auswirkung auf den Gesundheitszustand haben können.
Eine placebokontrollierte Doppelblindstudie mit 168 Probanden (1) zeigte, dass die Personen, die Vitamin C einnahmen, weniger häufig unter Erkältungssymptome litten und sich schneller von Erkältungskrankheiten erholten. Eine weitere Studie (2) zeigte, dass Probanden mit einer höheren Menge an Vitamin C seltener an Erkältungen erkrankten, als Probanden mit einer geringeren Menge oder gar keinem Vitamin C. (Quelle: orthoknowledge.eu)
Doch nicht immer kann eine präventive Wirkung der Vitamingabe nachgewiesen werden. So wurde in drei von fünf Beobachtungsstudien (3) über die Wirkung von Vitamin E auf die Sterblichkeitsrate und kardiovaskuläre Ereignisse eine niedrigere Sterblichkeitsrate beobachtet. Die anderen beiden Studien zeigten keinen Effekt. Und eine Analyse weiterer Studien deutete sogar auf ein erhöhtes Sterberisiko durch die Vitamin-E-Supplementierung hin. Bei genauerer Betrachtung konnte festgestellt werden, dass die Dosierung dabei einen wesentlichen Einfluss nahm. Während eine niedrigere Dosierung von unter 400 IE eher positive Effekte aufwies, war eine Dosierung von 2.000 IE mit einer höheren Sterblichkeit assoziiert. Dennoch muss die Interpretation der Ergebnisse mit Vorsicht erfolgen, da bei den Probanden der verschiedenen Studien unterschiedliche Vorerkrankungen zugrunde lagen.
In einer weiteren Studie (4) an gesunden Teilnehmern sollte überprüft werden, ob Vitamin E über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren, das Erkrankungsrisiko gegenüber Krebs senkt. Doch eine schützende Wirkung konnte nicht festgestellt werden. Stattdessen traten eine erhöhte Blutungsneigung (Magenbluten) und Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit auf.
Somit zeigt sich, dass die Vitaminzufuhr in Tablettenform eine Auswirkung auf die Gesundheit hat. Diese muss jedoch nicht immer positiv sein. Eine rein präventive Einnahme von Vitaminpräparaten über Jahre sollte durch die Ergebnisse der Vitamin-E-Studie hinterfragt werden. Bei einem bekannten Mangel und über einen begrenzten Zeitraum kann eine Supplementierung allerdings auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit aufweisen.
Quellen und Studien:
1. Sasazuki S, Sasaki S, Tsubono Y, Okubo S, Hayashi M, Tsugane S. Effect of vitamin C on common cold: randomized controlled trial. European Journal of Clinical Nutrition 24 August 2005, doi: 10.1038/sj.ejcn.1602261
2. Van Straten M, Josling P. Preventing the Common Cold With a Vitamin C Supplement: A Double-Blind, Placebo-Controlled Survey. Advances in Therapy 2002; 19(3):151-159.
3. Morris CD, Carson S. Routine Vitamin Supplementation To Prevent Cardiovascular Disease: A Summary of the Evidence for the U.S. Preventive Services Task Force. Clinical Guidelines. Ann Intern Med. 2003;139:56-70.
4. Lee IM, Cook NR, Gaziano JM, et al. Vitamin E in the primary prevention of cardiovascular disease and cancer: the Women’s Health Study: a randomized controlled trial. JAMA. 2005;294:56-65.