Creatin-Nitrat ist so sicher wie Creatin Monohydrat, könnte aber etwas wirksamer sein. Dies hat eine Studie nachgewiesen.
Unter Bodybuildern aber auch anderen Sportlern ist es weit verbreitet, zur Unterstützung des Muskelaufbaus (also zur Kraftsteigerung) Aminosäuren und insbesondere Creatin einzunehmen. Was nutzen aber beeindruckende Muskelpakete, wenn schon nach kurzzeitiger Belastung die Puste ausgeht? Es wäre also günstig, wenn auch das Ausdauertraining durch eine Ergänzung unterstützt werden könnte. Nitrat hat hier in vielen Studien positive Effekte gezeigt. Wissenschaftler der US-amerikanischen Texas A&M University (TAMU) haben sich nun mit der Frage beschäftigt, was passiert, wenn statt Creatin Monohydrat (CrM) Creatin-Nitrat (CrN) zugeführt wird.
Die naheliegende Motivation für ihre Studie bestand darin, dass zahlreiche Untersuchungen existieren, die sich mit dem Nitrat-Einfluss auf die Ausdauer beschäftigen, aber nur wenige, die Nitrat-Ergänzungen im Zusammenhang mit Muskelaufbau und Kraftsteigerung betrachten. Ihre Ausgangshypothese lautete dabei, dass Creatin und Nitrat sich in ihrer Wirkung möglicherweise gegenseitig ergänzen.
Untersuchung zur einmaligen Einnahme von Creatin-Nitrat
Um diese Annahme zu untermauern, aber auch, um die Sicherheit von CrN unter Beweis zu stellen, führten sie eine Studie mit zwei voneinander getrennten Untersuchungsphasen durch. Phase eins folgte dabei dem Design einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Crossover-Studie. Hier sollte die Anwendungssicherheit von CrN anhand einer akuten Einnahme aufgezeigt werden. Dazu standen insgesamt 13 Testpersonen zur Verfügung, die einmalig entweder 1,5 Gramm CrN, drei Gramm CrN, fünf Gramm CrM oder ein Placebo zu sich nahmen.
Nach einer siebtägigen Auswaschperiode wurde die Kreatin-Einnahme mit vertauschter Gruppenbesetzung wiederholt. Unmittelbar vor der Einnahme, 30 Minuten sowie stündlich bis fünf Stunden danach fanden verschiedene Tests statt. Dabei wurden Blutdruck und Herzfrequenz gemessen, Leber- und Muskelenzyme untersucht sowie eventuelle Nebenwirkungen festgestellt.
Wie verträglich ist Creatin-Nitrat bei einer längerfristigen Einnahme?
In der zweiten Phase ging es um die Auswirkungen der Einnahme von CrN über einen längeren Zeitraum. An dieser randomisierten Doppel-Blind-Studie nahmen 48 Personen teil. Sie bekamen ebenfalls 1,5 oder drei Gramm CrN. Die CrM-Dosierung lag allerdings nur bei drei Gramm. Im Vorfeld wurden die Teilnehmer aufgefordert für zwei Wochen an einem intensiven Krafttraining teilzunehmen, das während der 28tägigen Einnahmeperiode fortgesetzt wurde. Letztere startete mit einer einwöchigen Ladesequenz, während der täglich vier Einnahmen stattfanden. Danach erfolgte die Vergabe des jeweiligen Präparates einmal täglich.
Nach dem Eingangstest standen sieben Tage später ein Zwischentest und nach 28 Tagen der finale Test auf dem Programm. Dabei wurde die Leistung beim Bankdrücken und beim Fahrradergometer-Sprint festgestellt. Außerdem wurde der sogenannte Wingate-Test zur Feststellung der anaeroben Leistungsfähigkeit durchgeführt. Mit anaeroben Leistungsfähigkeit ist die Maximalbelastung gemeint, die über einen längeren Zeitraum durchgehalten werden kann.
Weder einmalige noch dauerhafte Einnahme von Creatin-Nitrat mit bedenklichen Folgen verbunden
Die einmalige Einnahme in der ersten Phase führte in keiner Gruppe zu Veränderungen von Blutmarkern, die als Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung gewertet werden können. Auch traten keine bedenklichen Veränderungen bei hämodynamischen Funktionen, womit die Blutfluss-Funktionen in den Blutgefäßen bezeichnet werden, auf.
Diese Befunde treffen ebenfalls auf die längerfristige Einnahme in der zweiten Phase zu, inklusive der siebentägigen Ladesequenz mit einer sehr hohen Dosierung. Als Nebenwirkung wurde lediglich ein sehr leichtes Schwindelgefühl berichtet, das allerdings auch in den Placebo-Gruppen festgestellt wurde.
Creatin-Nitrat vergleichbar mit Creatin Monohydrat
Nach der Ladesequenz in der zweiten Phase traten in den CrN-Gruppen deutlich erhöhte Plasma-Nitrat-Werte auf, die allerdings drei Wochen später wieder stark zurückgegangen waren. Die Einnahme von drei Gramm CrN führte hier im Zwischentest nach sieben Tagen zu einem ähnlichen Anstiegt des Muskel-Creatins wie in der CrM-Gruppe. Der Effekt verblasste jedoch beim Endtest nach 28-tägiger Einnahme. Aufgrund des Trainingsprogramms verbesserten sich die Leistungen in allen Gruppen einschließlich der Placebo-Gruppe.
Beim Bankdrücken lagen die Leistungssteigerungen lediglich in der Drei-Gramm-CrN-Gruppe signifikant über denen in der Placebo-Gruppe. In ihrer Schlussfolgerung sehen die Wissenschaftler ihre Hypothesen daher als bestätigt an. Bis zu einer Tagesdosis von drei Gramm wird CrN gut vertragen und kann als sicher angesehen werden. Außerdem zeigt es im Vergleich zur Einnahme von CrM ähnliche, in einzelnen Punkten leicht bessere Effekte.
Quelle: Galvan, Elfego, et al., Acute and chronic safety and efficacy of dose dependent creatine nitrate supplementation and exercise performance, Journal of the International Society of Sports Nutrition, 31 March 2016, Epub published ahead of print.