Omega-3 vor der Geburt eingenommen kann die Entwicklung von Kindern fördern. Die Effekte sind bis ins Vorschulalter nachweisbar.
Die sogenannte POSGRAD (Prenatal Omega3 Fatty Acid Supplementation and Child Growth and Development) Studie beschäftigte sich mit dem Zusammenhang zwischen einer vorgeburtlichen Omega-3-Ergänzung und dem Wachstum sowie der Entwicklung der Kinder bis zum Vorschulalter. Im Vordergrund stand dabei der Einfluss auf die geistige Entwicklung. Die Studie fand in Mexiko statt und wurde wissenschaftlich unter anderem von der Emory Universität in Atlanta, Georgia, USA, getragen.
Vorteile einer Omega-3-Einnahme während der Schwangerschaft für Kinder im Alter von fünf Jahren
Am staatlichen IMSS-General-Hospital-I in Cuernavaca, einem Ort im mexikanischen Hochland, wurden 1094 Frauen ausgewählt, die sich in der 18ten bis 22ten Schwangerschaftswoche befanden. Sie bekamen bis zur ihrer Entbindung, die zwischen Juni 2005 und Juni 2007 stattfand, täglich entweder 400 Milligramm DHA (Docosahexaensäure) Omega-3 oder ein Placebo. Zu diesem Zeitpunkt nahmen noch 973 Frauen an der Studie teil. Sie brachten – inklusive fünf Zwillinge – 978 Kinder zur Welt. 797 davon standen im Alter von fünf Jahren für verschiedene Tests zum Verhalten sowie der geistigen Entwicklung zur Verfügung.
Mit Omega-3 sind Kinder aufmerksamer
Aus ihnen ging hervor, dass keine signifikanten Gruppen-Unterschiede bezüglich ihrer Wahrnehmungs– oder Erkenntnisfähigkeit bestanden. Die Aufmerksamkeitsleistung der Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft DHA bekamen, lag allerdings deutlich über derjenigen aus der Placebo-Gruppe. Das zeigte sich daran, dass ihnen bei entsprechenden Aufgaben erheblich weniger entging, als dem Nachwuchs der Frauen, die kein Omega-3 bis zur Entbindung einnahmen.
Überraschend ist dieses Ergebnis indes nicht, da es sich mit den Erkenntnissen aus Untersuchungen an Tiermodellen deckt. Hier konnte nachgewiesen werden, dass Omega-3 verschiedene Funktionen der präfrontalen Cortex, die zum Frontallappen der Großhirnrinde gehört verbessert. Dazu gehören Reaktionsfähigkeit sowie anhaltende Aufmerksamkeit. Nach Aussagen der Wissenschaftler hält dieser Effekt bei den Kindern allerdings über die Einschulung hinaus nicht an. Zu diesem Zeitpunkt werden nämlich Umwelteinflüsse so stark, dass sie die Auswirkungen einer vorgeburtlichen Versorgung mit Omega-3 überdecken.
Ergebnisse wären aussagekräftiger, wenn auch Omega-3-Werte der Kinder festgestellt worden wären
Doch gibt es auch kritische Stimmen zur aktuellen Studie. Vertreter der Globalen Organisation für EPA und DHA Omega-3 (GOED) beispielsweise merken an, dass versäumt wurde, den Omega-3-Spiegel der Kinder zu bestimmen. Er wurde weder direkt nach der Geburt noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt festgestellt. Es konnten also keine Erkenntnisse darüber gewonnen werden, ob die Versorgung der Mütter kollektiv zu einem höheren Omega-3-Status bei den Kindern führte. Damit war es auch nicht möglich festzustellen, welchen Einfluss der Omega-3-Status der Kinder auf ihre Aufmerksamkeitsleistungen hatte. Der GOED-Vorschlag lautet daher, bei vergleichbaren zukünftigen Omega-3-Studien grundsätzlich entsprechende Messungen vorzunehmen.
Quelle: Ramakrishnan, Usha, Prenatal supplementation with DHA improves attention at 5 y of age: a randomized controlled trial, Am J Clin Nutr, September 7, 2016, Epub published ahead of print.