Das Leucin-Metabolit HMB kann gemeinsam mit Glutamin und Arginin die Gefäßerweiterung bei älteren Personen unterstützen, so das Ergebnis einer klinischen Studie aus den USA.
Die Aminosäure Leucin wird unter anderem von Sportlern gerne eingesetzt, um den Aufbau von Muskelmasse legal zu unterstützen. Ein Teil des Leucins aus der Nahrung wird im Organismus zu einem Stoff mit dem komplizierten Namen 3-Hydroxy-3-methylbuttersäure umgewandelt, der der Einfachheit halber HMB abgekürzt wird. Davon betroffen sind rund fünf Prozent der Aminosäure. Dieser Zusammenhang ist wohl schon seit längerem bekannt. Allerdings wird der Metabolit HMB erst etwa seit der Jahrtausendwende in Ergänzungen genutzt. Daher ist die Zahl der Studien zu diesem Stoff derzeit noch eher überschaubar.
Erstmalig Effekte dieser Zusammensetzung untersucht
Die überhaupt erste Untersuchen zur Wirkung von HMB gemeinsam mit den essentiellen beziehungsweise semiessentiellen Aminosäuren Glutamin und Arginin legte nun ein Team von Wissenschaftlern der Universität von Alabama aus dem gleichnamigen US-Bundesstaat vor. Ihr Thema behandelte allerdings nicht anabole also muskelaufbaufördernde Effekte. Vielmehr ging es den Forschern aus dem Cotton State im tiefen Süden der USA darum, mehr darüber zu erfahren, wie sich dieser Mix auf verschiedene Gefäß- und Stressparameter bei älteren Menschen auswirkt.
Ein halbes Jahr mit oder ohne Aminosäuren-Ergänzung
An ihrer Placebo-kontrollierten Doppel-Blind-Studie nahmen also 31 Bewohner aus Senioren-WGs im Alter von 65 bis 87 Jahren teil. Sie wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt.
Während den Teilnehmern in der einen Gruppe lediglich ein Placebo verabreicht wurde, bekamen diejenigen der anderen Gruppe einen Aminosäuren-Mix. Dieser bestand aus täglich drei Gramm HMB, 14 Gramm Glutamin sowie ebenfalls 14 Gramm Arginin. Die Gesamteinnahmezeit betrug sechs Monate.
Wert für Gefäßerweiterung um 27 Prozent erhöht
Ein besonderes Augenmerk richteten die Wissenschaftler dabei auf die sogenannte flussmediierte Dilatation (FMD). Damit ist eine Funktion gemeint, für die die Zellen an den Gefäßinnenwänden, die Endothel-Zellen verantwortlich sind. Sie können nämlich beispielsweise durch die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) zu einer Erschlaffung und damit Erweiterung der Blutgefäße beitragen. Dies wird Vasodilatation genannt und ist mit entsprechend positiven Auswirkungen für die Herz-Kreislaufgesundheit verbunden.
Genau dieser FMD-Wert konnte in der Aminosäure-Gruppe nach einer halbjährigen Einnahme von HMB, Glutamin und Arginin um 27 Prozent verbessert werden. In der Placebo-Gruppe traten hier keinerlei Veränderungen auf. Gewöhnlicherweise ist eine Erhöhung von FMD-Werten mit einer Verringerung sogenannter entzündlicher Marker also Proteinen, die entzündliche Prozesse anzeigen, verbunden. Dies konnte jedoch in der Aminosäure-Gruppe weder für das C-reaktive Protein (CRP) noch für das Zytokin oder Wachstumsprotein Tumornekrosefaktor nachgewiesen werden. Lediglich in der Placebo-Gruppe kam es zu einem sehr leichten CRP-Anstieg, der jedoch deutlich unterhalb des Levels statistischer Signifikanz lag.
Die Kombination von Aminosäuren macht es
In ihrem Resümee bezogen die Forscher ein, dass positive Effekte auf die Vasodilatation auch früher schon bei einer Vergabe bestimmter Aminosäuren beobachtet wurden.
Auch ist es für Studienleiterin Dr. Amy C. Ellis und ihr Team durchaus denkbar, dass das zugeführte Arginin bei der Veränderung der FMD-Werte eine wesentliche Rolle spielte. Aus Arginin gewinnen nämlich die Endothel-Zellen das Stickstoffmonoxid zur Gefäßerweiterung. Dennoch gehen sie davon aus, dass gerade die Kombination aus HMB, Glutamin und Arginin Synergie-Effekte zur Folge hatte, die zur doch sehr deutlichen FMD-Verbesserung beigetragen haben.
Quelle: Ellis, A. C., et al., Effects of 6-month supplementation with ?-hydroxy-?-methylbutyrate, glutamine and arginine on vascular endothelial function of older adults, Eur J Clin Nutr. 2015 Aug 26, Epub published ahead of print.