Wie viel Jod sollte man täglich einnehmen? 150µg, so die neue Empfehlung zur angemessenen Aufnahme von Jod durch die europäische Lebensmittelbehörde EFSA.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist seit längerem damit beschäftigt, ihre Referenzwerte für Nährstoffe und Mikronährstoffe zu überarbeiten. Dies wurde notwendig, da die gültigen Empfehlungen aus dem Jahre 1993 stammten und schon seit längerer Zeit als überholt galten.
Anhebung der Aufnahmeempfehlung besonders für Schwangere
Bisher sah die EFSA für Jod einen Nährstoffaufnahme-Referenzwert (Dietary Reference Values – DRV) von 130 Mikrogramm für Erwachsene, 50 bis 130 Mikrogramm für Säuglinge und Kinder sowie 130 Mikrogramm für Schwangere vor.1 Im aktuellen wissenschaftlichen Gutachten der europäischen Behörde wird für Erwachsene eine Anhebung auf 150 Mikrogramm vorgeschlagen.2
Säuglinge und Kinder sollten demnach zukünftig 70 bis 130 Mikrogramm zu sich nehmen und Schwangere 200 Mikrogramm. Diese hohe Aufnahme bei werdenden Müttern wird notwendig durch den zusätzlichen Bedarf aufgrund einer erhöhten mütterlichen Schilddrüsenhormon-Produktion sowie Jodaufnahme durch den Fötus, die Plazenta und das Fruchtwasser.
Auch neue EFSA-Vorschläge unterhalb der Empfehlungen der Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Es handelt sich dabei immer noch um sehr vorsichtig kalkulierte Werte. Selbst die als sehr zurückhaltend geltende Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) rät zu
- 200 Mikrogramm für Jugendliche und Erwachsene sowie
- 230 Mikrogramm für schwangere und
- 260 Mikrogramm für stillende Frauen.
Im aktuellen EFSA-Papier werden dagegen für stillende Frauen nur 200 Mikrogramm vorgeschlagen. Auch vom EFSA Gremium für diätetische Produkte, Ernährung und Allergien (NDA) wurde dieser geringe Wert unterstützt, jedoch mit dem Kommentar, dass in Nährstoffaufnahme-Referenzwerten kein vollständiger Ausgleich für das über die Muttermilch abgegebene Jod berücksichtigt wird.
Zu vielen Bevölkerungsgruppen fehlen zuverlässige Daten
Die Angaben zur angemessenen täglichen Aufnahmemenge (adequate intake – AI) von Jod für Säuglinge und Jugendliche basieren, so das NDA, auf einer großen epidemiologischen Studie unter europäischen Schulkindern.
Hier wird aufzeigt, dass die Heranwachsenden bei einer Urinkonzentration von über 100 Mikrogramm Jod pro Liter die geringste Neigung hatten, einen Kropf zu entwickeln. Der Kropf stellt eine Jodmangel-bedingte Schwellung des Halses oder Kehlkopfes dar. Solange für andere Altersgruppen geeignete Daten fehlen, schlägt das NDA diesen Grenzwert auch für Säuglinge, Vorschulkinder und Erwachsene vor.
Noch ein langer Weg bis zu neuen Nährstoffaufnahme-Referenzwerten
Diese Lücken in der Datenlage zeigen, dass es sich bei den neuen Zahlen noch um Vorschläge zur angemessenen Aufnahmemenge handelt. Das heißt, es geht hier um eine beobachtete tägliche Durchschnitts-Aufnahmemenge durch Gruppen mutmaßlich gesunder Menschen, von der daher angenommen werden kann, dass sie angemessen ist. Nährstoffaufnahme-Referenzwerte entstehen daraus erst, wenn weitere Kriterien wie Lebensmittelzusammensetzungen oder Ernährungsgewohnheiten mit einbezogen sind.
Jodmangel senkt auch IQ
Dass die Aktualisierung der EFSA-Referenzwerte für Jod dringend erforderlich ist, zeigen auch Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese hat nämlich erklärt, dass Jodmangel die weltweit häufigste vermeidbare Ursache für Hirnschäden darstellt. Eine Folge davon ist, dass der durchschnittliche IQ in Gemeinschaften, in denen Jodmangel signifikant ist, um bis zu 13,5 Einheiten niedriger liegt, als bei ausreichender Versorgung mit Jod.
Zu den neuen Vorschlägen der EFSA sowie ihrem wissenschaftlichen Gutachten können bis zum 26. Februar 2014 Stellungnahmen eingereicht werden.3
- Reports of the Scientific Commetee of Food, „Nutrient and energy intakes fort he European Community“, 1993, S. 208 – 212. http://ec.europa.eu/food/fs/sc/scf/out89.pdf ↩
- Draft Scientific Opinion, „Scientific Opinion on Dietary Reference Values for iodine, EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA)“, 2014. http://www.efsa.europa.eu/de/consultations/call/140115.pdf ↩
- http://registerofquestions.efsa.europa.eu/roqFrontend/consultation/doc/21 ↩