Der Nachweis einer Wirksamkeit von Omega-3 gegen Depressionen scheitert an der Qualität der vorhandenen Studien. Dies ist das Ergebnis der strengen Cochrane Collaboration aus 2015.
Die sogenannte Cochane Collaboration mit Sitz im britischen London führt seit Anfang der 1990er Jahre systematische Analysen von Studien zur medizinischen oder therapeutischen Wirksamkeit bestimmter Stoffe durch. Die Daten gehen dann in die Cochane Libary ein und sind dort abrufbar. Da zu einem Thema weitgehend alle vorhandenen Arbeiten aus den einschlägigen medizinischen Datenbanken herangezogen werden, sind Cochane-Resultate in der Regel sehr zuverlässig.
So wie sie häufig Wirksamkeiten bestätigen, sind sie aber auch alleine schon wegen ihrer Systematik in der Lage Defizite in bestimmten Forschungsbereichen aufzudecken.
26 Studien zu Omega 3 unter der Lupe
Genau dies ist nun in Bezug auf mögliche Effekte von mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen geschehen. Gewohnt umfassend war hier ein Forscherteam der Bournemouth Universität, der Universität von Bristol und der Universitätskliniken von Bristol, alle Vereinigtes Königreich, am Werk. In ihre Übersichtsarbeit bezogen sie 26 randomisierte Studien mit insgesamt 1.458 Teilnehmer ein. Bei allen Studien ging es um die Vergabe von Omega-3-Präparaten bei klinisch diagnostizierten Depressionen.
Vorhandene Studien zu klein, um beweiskräftig zu sein
Lediglich eine Studie konnte dabei eine vergleichbare Wirkung von Omega-3 und Antidepressiva feststellen. Allerdings wurde die Qualität dieser Studie beanstandet. Dementsprechend war ihre Beweiskraft gering. Insgesamt fanden die britischen Forscher nur eher geringe Wirkungen von Omega-3 gegen Depressionen bestätigt.
Für alle vorhandenen Studien wurden dabei allerdings einige Abstriche bei der Bewertung ihrer Qualität gemacht. Vor allem war ihr geringer Umfang nur wenig geeignet, belastbare Ergebnisse zu erzielen. Am Ende mussten die Forscher dann zusammenfassen, dass es derzeit einfach keinen ausreichenden Fundus an hochwertigen Studien gibt, um eine Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung depressiver Patienten als nachgewiesen anzusehen.
Diese Hinweise gibt die vorhandene Forschung
Als Grundlage für zukünftige Studien, könnten die Resultate der vorhandenen Untersuchungen aber dennoch sinnvoll sein. Abgesehen von den Kritikpunkten konnten nämlich durchaus signifikante Ergebnisse ermittelt werden. Dies gilt insbesondere für Ergänzungen, die Eicosapentaensäure (EPA) oder hauptsächlich EPA enthielten. Darüber hinaus förderte die Cochane–Übersichtsarbeit zu Tage, dass die besten Ergebnisse wohl dann erzielt wurden, wenn Omega-3-Fettsäuren begleitend zu einer medikamentösen Behandlung von Depressionen eingesetzt wurden.
Ebenfalls Untersuchungen zu Nebenwirkungen erforderlich
Auch bezüglich möglicher Nebenwirkungen von Omega-3-Präparaten können die vorhandenen Studien kein schlüssiges Bild zeichnen. Leichte Magen-Darm-Beschwerden wurden wohl in einigen Fällen dokumentiert. Tiefer gehende Analysen fehlen jedoch. Beispielsweise kann hier eine Abwägung mit gravierenderen Nebenwirkungen von Antidepressiva, die möglicherweise geringer dosiert werden könnten, wenn sie durch Omega-3 begleitet werden, Sinn machen. Für all diese hypothetischen Zusammenhänge gibt es derzeit aber leider noch keine beweiskräftigen Studien.
Aufruf zu umfangreichen Studien
Einer der weltweit größten Omega-3-Branchenverbände, die Global Organization for EPA and DHA Omega-3s (GOED), reagierte prompt auf die ernüchternde Darstellung der Cochane-Forscher. Er veröffentlichte einen 120 Seiten starken Aufruf zur Erstellung umfangreicher Studien über den Zusammenhang von Omega-3 und Depressionen.
Quelle: Appleton, Katherine M., et al., Omega-3 fatty acids for depression in adults, Cochrane Database of Systematic Reviews, Epub published ahead of print.