Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA und EPA aus Fischöl, könnte jährlich 1,5 Millionen Herzereignisse in Europa vermeiden und Gesundheitshaushalte um 12,9 Milliarden entlasten. Dies hat eine Untersuchung berechnet. Jetzt ist die Politik gefragt.
Food Supplements Europe (FSE) ist ein europäischer Interessensverband für Nahrungsergänzungsmittel. Er ist nicht nur eine Stimme der Branchengrößen, sondern bündelt auch die Kräfte kleinerer Unternehmen. Außerdem gehören ihm eine Reihe nationaler Verbände an. Seinen Einfluss macht FSE unter anderem geltend, wenn es um die Anerkennung gesundheitsfördernder Eigenschaften bestimmter Stoffe durch die EU geht. Darüber hinaus gibt der Verband umfangreiche Studien zum Thema Nahrungsergänzungsmittel in Auftrag.
FSE beauftragt umfangreiche Omega-3-Studie
Eine dieser Untersuchungen wurde jüngst unter dem Titel „Healthcare Cost Savings of Omega 3 Food Supplements in the European Union“ (Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen durch Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel in der Europäischen Union) veröffentlicht. Darin geht es um nicht mehr und nicht weniger als die europaweite Vermeidung von 1,5 Millionen akuten, ernsthaften Herzerkrankungen im Zeitraum von fünf Jahren.
Die daraus entstehenden Kostenersparnisse berechnet die vom Marktforschungs– und Beratungsunternehmens Frost & Sullivan (F&S) ausgearbeitete Studie auf stattliche 64,5 Milliarden Euro.
So teuer sind Herzerkrankungen in Europa
Hintergrund ist, dass sich mit fortschreitendem Alter die Wahrscheinlichkeit eines notwendigen Krankenhausaufenthaltes aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht. Auf rund 40 Seiten rechnet die FSE/F&S-Untersuchung vor, dass im Zeitraum von 2016 bis 2020 rund 24 Prozent der über 55jährigen Europäer mit einem schwerwiegenden Herzproblem rechnen müssen. Das sind schätzungsweise 38,4 Millionen Fälle, die neben viel Leid Kosten in Höhe von gigantischen 1,328 Billionen Euro verursachen werden.
Studien und EU bestätigen Wirkung von Omega-3
Parallel zu dieser Aufstellung analysierten die Autoren 18 randomisierte und kontrollierte Studien. Sie beschäftigten sich mit dem Zusammenhang zwischen einer Einnahme der Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) sowie Docosahexaensäure (DHA) und dem Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkten.
Die insbesondere in fettem Seefisch vorkommenden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA halten bereits eine Reihe sogenannter Health Claims. Das sind von der EU abgesegnete gesundheitsbezogene Aussagen zu bestimmten Inhaltsstoffen in Nahrungsmitteln sowie zu Nahrungsergänzungsmitteln. Eine davon lautet: „EPA und DHA tragen zu einer normalen Herzfunktion bei“.
Wenn jeder ein Gramm Omega-3 täglich zu sich nimmt …
Aufgrund ihrer Analyse kommen die Macher der Studie zu folgendem Schluss: Bei einer täglichen Zufuhr von einem Gramm EPA– und DHA–Omega-3 können europaweit 4,9 Prozent aller kardiovaskulären Ereignisse innerhalb der Bevölkerungsgruppe der über 55jährigen verhindert werden. Die arg gebeutelten Gesundheitsbudgets der EU-Länder würde dies um jährlich rund 12,9 Milliarden Euro entlasten.
FSE-Direktor Patrick Coppens betont, dass die politisch Verantwortlichen in der EU diese erstmalig in diesem Umfang dargestellten Zusammenhänge nur schwerlich ignorieren können.
Deutschland wäre Hauptnutznießer
Besonders in der Verantwortung stehen hier Gesundheitspolitiker hierzulande. Deutschland könnte nach dem Report nämlich am meisten von einer regelmäßigen Omega-3-Einnahme profitieren. Über 100.000 herzbedingte Krankenhausaufenthalte älterer Mitbürger wären so zwischen Kiel und München jährlich vermeidbar. Die damit verbundene Kostenersparnis für das Gesundheitswesen beträgt knapp vier Milliarden Euro per anno.
Selbst wenn die Ausgaben für Omega-3-Präparate von etwa 1,7 Milliarden Euro eingerechnet werden, bleibt eine Netto-Minderausgabe von über 2,1 Milliarden Euro. Geld, das an anderer Stelle sicher sinnvoll eingesetzt werden könnte. Die gesamte Studie ist für Interessierte übrigens unter http://www.foodsupplementseurope.org/sites/0023/uploads/content/hccs-omega-3/hccs-omega-3-report.pdf online abrufbar.
Quelle: Shanahan, Christopher, Food Supplements Europe (Auftraggeber), Healthcare Cost Savings of Omega 3 Food Supplements in the European Union, April 2016.